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Im Fluß

Christianes neuer Etüdenaufruf verlockt mich erneut.
Mein max. 300 Worte umfassender Text soll die Worte
Zeitlupe
behäbig
verprassen
enthalten.

Die Worte stammen von Werner Kastens mit seinem Blog Mit Worten Gedanken horten

*

Wenn Glück reichlich fliesst, einem alles in den Schoß fällt, wer denkt da schon daran, daß solch ein Glück auch eine Zerfallszeit hat?
Wenig deutet ja in der Hohezeit auf so etwas hin.

Jacques waren die Frauen hold. Passte sich eine nicht an oder stand quer, war die nächste schon am Drücker. Er war jung, erfolgreich, sah gut aus, war geistreich, mit ihm konnte man sich wahrlich schmücken ( wenn man denn wirklich zu ihm gehörte).

Er verprasste keine Zeit mit irgendwelchen Problemgeschichten anderer –
es waren ja nicht seine!

Behäbig übers Leben nachzudenken, auch nicht. Nein, das Leben feiern!

Dem schwermütigen Rolf hörte er kaum zu. Der schien in Zeitlupe zu leben, was erzeugte der denn am Tag? Sein Blatt war immer leer! Er versäumte, “etwas niederzuschreiben”.

Morgens wacht der auf, mit fast immer den gleichen Gedanken. Ach, wie langweilig und sinnlos.

Eva meinte zu Jacques: “Aber er ist ein Typ!”

“Ja, was für ein Typ? Ein Gesicht hat er nicht. Fahl.” dachte Jacques.

An Eva hier da war ihm gelegen, das gab er innerlich aber nicht zu. Wäre ja zu absurd, abhängig zu sein. Er doch nicht!

Ein paar Tage später, nach einem großen geschäftlichen Coup, kam er heim.
Das Maison war leer, Eva wohl irgendwo feiern.

Niemand schenkte ihm reinen Wein ein, dann merkte er es selbst: Eva war zu Rolf gegangen, dem speckigen Widerling.
Ihm das? Ihm das!?!

Die reizende Charlotte wies er ab, er hatte keine Zeit.

Er begann zu grübeln. Mittendrin in dieser für ihn untypischen Phase erfuhr er, daß sein Coup ein großes Loch hatte und er nun in deftigen Schwierigkeiten steckte.
Offenbar war er an jemandem geraten, der mindestens eine halbe Nummer grösser war.
Jetzt galt es zu zu kämpfen. Aber mit was? Härte hatte er nie gelernt.

*

295 Worte



Mack

Dieses Werk von Heinz Mack ist eines der vielen Exponate konkreter Kunst im Kulturspeicher Würzburg.

Ich habe mir erlaubt, einige Fragmente zu fotografieren.

Aus jedweder Position ein anderer Eindruck.

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Ich kaufte mir anschliessend einen Katalog des lebenslangen Zeichners Mack.
Es ist übervoll mit kraftvollen, meist schwarzweissen Zeichnungen. Er zitiert in seinem Buch Matisse:

“Eine gute Zeichnung muss wie ein Weidenkorb sein, aus dem man keinen einzigen Zweig herausziehen darf, ohne dass ein Loch entsteht”.

Groß und sehr groß

Christianes neuer Etüdenaufruf verlockt mich erneut.
Mein max. 300 Worte umfassender Text soll die Worte
Zeitlupe
behäbig
verprassen
enthalten.

Die Worte stammen von Werner Kastens mit seinem Blog Mit Worten Gedanken horten

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Meine Kamera zeigte heute an: Shutter-Count 279779. Also so oft hatte ich ausgelöst.
Der Hersteller meiner Kamera sichert 100.000 Verschlüsse zu.

Was bedeutet aber die Zahl 279779?
Nun, wenn ich jede Sekunde ein Foto machte, dann braucht es wohl so 3 Tage, 5 Stunden und vielleicht 40 Minuten, um diese Zahl zu erreichen.
Das klingt eigentlich auch wenig anschaulich.

Der polnische Künstler Roman Opalka schrieb fortlaufend Zahlen, beginnend mit 1, mit einem echten Pinsel nieder, also fast in Zeitlupe, und kam während seines Lebens auf etwas mehr als 5,5 Millionen!!

Wieso ich das alles erzähle? Weil gerade bei Abfällen, z.b. Plastik, die pro Minute angefallene Menge in die Hundertausende, Millionen oder sogar Milliarden geht. Niemand kann sich vorstellen, was etwa eine Milliarde Plastikbecher sind. Wieviel ist das?
Wie sehr wird die Gesundheit unseres Planeten damit verprasst? Wie behäbig gehen wir mit dem Problem um?

Ein amerikanischer Künstler, Chris Jordan, half hier um 2006 – für die USA allein (!) – mit einer Visualisierung nach. Z.B.:

2.000000 Plastikflaschen alle 15 Minuten 

Das Bild dort bitte anklicken! Dann tut sich was.


Ein Talent verschleudern?

Christianes neuer Etüdenaufruf verlockt mich erneut.
Mein max. 300 Worte umfassender Text soll die Worte
Zeitlupe
behäbig
verprassen
enthalten.

Die Worte stammen von Werner Kastens mit seinem Blog Mit Worten Gedanken horten

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Kann man sein Talent verprassen?

Ich denke schon. Durchaus.

Manche Produzenten elektronischer Musik haben sich m.E. ganz auf DJ-Sets verlegt und verlegen selbst keine Musik mehr. Wozu auch. Cds werden kaum mehr gekauft, seit es Spotify und anderes gibt.

Einen Longplayer produziert man meist nur noch, wenn man einen eigenen Live-Act damit bewerben will.

Ich finde es sehr schade, daß offenbar nicht mehr an ausgewogenenen Scheiben gerade im Elektronik-Bereich getüftelt wird. Eine solch besondere Scheibe hatte doch mal tatsächlich dazu geführt, daß ich das Aalener Jazzfestival besuchte, einzig um Henrik Schwarz zu erleben.
Das war eine für mich musikalisch sehr aktive Zeit.

Noch vor 5 Jahren hörte ich schnelles Zeug und phasenweise experimentelle Musik, jetzt mag ich es behäbiger: Ich bin jetzt meist bei Ambient oder Cool Jazz fündig.
Es muss nicht Musik in Zeitlupe sein, das nicht. Sie soll Raffinesse enthalten, ein gutes Stück “intelligenter” Musik sein, einfach etwas, was zum Zuhören auffordert. Man muss die Freude spüren, daß da jemand etwas schaffen wollte, was “extraordinaire” ist. Gefrickel auf hohem Niveau 🙂