Category: Schach

Schach im Alter

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Emblem von mir

Ich spiele immer noch online Blitzpartien im Schach. Jeden Tag.

Mit meinen jetzt 68 Jahren merke ich, daß ich zu langsam werde und auch manches am Brett nicht sofort bemerke.

Es ist ein “Young man’s game”.

Gerade dieses Element der schwachen Konzentration, der schwächelnden Stamina, der fehlenden Erinnerung zeigt mir, daß das tatsächlich ein Spiel der Jugend ist.

Da beisst die Maus keinen Faden ab.

Ohne mich

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Meine Schachmannschaft hat den Klassenerhalt geschafft !

Allerdings ohne mich.

Die im Coronajahr 3 angesetzten Spiele wollte und konnte ich nicht mitspielen. Einem Gegner 5 Stunden eng gegenüber sitzen konnte ich mir nicht vorstellen. Andere in meiner Mannschaft gingen das Risiko ein. Es gab nur einen weiteren Leistungsträger, der auch das Mitspielen verweigerte.

Nun werde ich in der kommenden Saison also weiterhin Mannschaftsschach spielen. Immerhin betreibe ich dieses Hobby schon 51 Jahre. Aufgeben werde ich es nicht , obwohl ich wiederholt daran gedacht hatte.

Aber dann könnte ich auch gleich anderes aufgeben wie etwa meine Insektenfotografiererei.

Wo käme man da hin?


Das Rascheln

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Im Kurort Bad Kissingen, wo ich gerade eine Woche war, gab es früher hochklassige Schachturniere, u.a. auch einmal ein sogenanntes Kanditatenturnier, in dem 8 Top-Grossmeister um das Recht kämpften, den Weltmeister herauszufordern.

Ich schaute damals dabei zu, es war ein grandioses Ereignis, ähnlich vielleicht wie Leonard Bernstein persönlich kennen zu lernen (was ich nie tat).

Ich stand unmittelbar an den Brettern. Keine 3 m entfernt.

Es versteht sich von selbst, daß man sich da an äusserste Ruhe hält.

Ich erinnere mich, daß neben mir jemand seine Schokolade auseinanderbrach und zudem mit der Plastikumhüllung raschelte.

Man muss wissen, daß so mancher große Spieler vielleicht nur einmal im Leben die Chance erhält, im Kanditatenturnier mitzuspielen. Und daß ein falscher Zug aufgrund einer Störung eine Partie zerstören kann. Jeder, der selbst mal Schach unter Turnierbedingungen spielte, weiß das.
Ein Kumpel sagte mal adäquat zum Lärmproblem: “Die Stellung verträgt keinen Hauch!”.

Noch heute denke ich an das mir fatal erscheinende Rascheln. 30 Jahre danach.

Ich erinnere jetzt so manches wieder, was lange schon zurückliegt.


Die gestrige Schnellschach-WM

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Miniemblem von mir

Ein 17-Jähriger gewann gestern die Schnellschach-Weltmeisterschaft.
Ich schaute zu, war erstaunt, daß sich die Koryphäen wie der 31-jährige Carlsen nicht durchsetzen konnten.

Carlsen selbst betrat vor 18 Jahren mit 13 (!) die internationale Bühne, ebenso wie Bobby Fischer in den 50ern.

Die Performance des 17-jährigen gestern verfolgend erinnerte ich mich an eigene Erfahrungen:

Mit 64 Jahren nahm ich vor 3 Jahren als ältester Teilnehmer der Blitzschachmeisterschaft (5 Minuten Partien) von Bayern teil und hatte mir insgeheim erhofft, vorne mitzumischen.
Gegen einen18-Jährigen, der das Turnier dann auch gewann, hatte ich Vorteile, aber verlor durch einen dummen Fehler.
Einem fast gleichaltrigen Teilnehmer klagte ich darauf mein Leid. Der meinte nur salopp “Die lachen Dich aus, die Jungs!”.
Ja, er hatte recht, die sind so schnell, auch in ihrer Auffassungsgabe, rasend schnell und da hast Du als “Alter” meist das Nachsehen, egal, was Du vom Spiel verstehst.
Man geht als Oldie einfach mit Handicap in solche Turniere.