Ein Dialog

Stilisierter Dialog – von Gerhard M.


Einen neuen Text, diesmal eine Art Humoreske, bringe ich in Christianes nun zweiten Etüdenaufruf ein.
Mein max. 300 Worte umfassender Text soll die Worte

Prophezeiung
anständig
verkrümeln.

enthalten.

*


“Nun gerieren sie sich doch nicht so!
Soll ich ihnen das wirklich abnehmen, was sie da gerade vorgebracht haben?”

“Sie meinen, ich wüsste nicht, wovon ich rede?
Das sagen ausgerechnet Sie, einer, der alles glaubt, was ihm gemeinhin vorgesetzt wird !!”

“Und worauf gründet sich dann ihr Wissen? Auf anständigen Quellen hoffentlich?!”

“Das lassen sie mich beurteilen!! Ich habe starke, sehr sehr starke Quellen sogar… und die haben auch manche Prophezeiung beinhaltet, die jetzt – leider , oh Wunder – Wirklichkeit geworden sind oder es bald werden.”

“Was wurde denn vorausgesagt?!”

“Sie fragen eins ums andere Mal und hören mir auch nicht zu – ich gehe jetzt”.

“Nun verkrümeln sie sich doch nicht! Wir können doch über alles reden.”

“Ja, ja…ok … über was denn noch?”

“Gut!… Also wo genau wollen wir denn mit unserem Abgleich anfangen?”

“Bei Adam und Eva jedenfalls nicht, das möchten sie wohl gerne!. Zudem ist es mir zu spät. Meine Frau wartet auch sicher schon mit dem Abendessen!!”.

“Ja, dann guten Appetit! Gut, daß wir miteinander versucht haben, zu sprechen!”

“Ja, wir sind uns sehr einig – das zeigte sich deutlich, überdeutlich!”.


14 thoughts on “Ein Dialog

  1. Jaaaaa, ganz toll und vermutlich sehr realistisch, leider. Da weiß man eigentlich schon bei dem “gerieren”, dass aus dem scheinbar angestrebten Dialog nichts werden wird und sich das ganze Gespräch in bösem Blut oder heißer Luft auslöst. 😉
    Sehr schön beobachtet, gefällt mir sehr! 😀
    Nachmittagskaffeegrüße … 😀

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  2. Solche Wischiwaschi-Dialoge, die mit Andeutungen operieren und dann wegen der Suppe abgebrochen werden, gibts sicher zu Hauf. Wenige Menschen wollen einen wirklichen Dialog, in dem Sachargumente ausgetauscht und wohlwollend geprüft werden. Auch in deinem Dialog schwingt von Anfang an eine Abwertung des Gesprächspartners mit. Er ist ein Schwurbler, der leere Worte drischt und sich dann entzieht. Da steht der Nachfrager dann fein da.

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  3. Neues Wort gelernt: gerieren.
    Deine Geschichte erinnert mich an den frühen Witz über die Grünen: “Treffen sich zwei Leute. Fragt der eine: wissen Sie, welcher Weg zum Bahnhof führt? Nein, sagt der andere. Aber gut, dass wir darüber geredet haben.”

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