Dem Haussegen gewidmet

Wieder steht für zwei Wochen Christianes Aufruf für eine Etüde an.

Ich nehme daran teil.

In max 300 Wörtern kann man eine kleine Geschichte, ein Essay, ein Gedicht, ein Was-auch-immer schreiben, die drei vorgegebene Worte enthalten müssen.
Anja mit ihrem Blog Annuschkas Northern Star gab diese drei vor:

Yachtclub
besenrein
abspecken.

*

“Wir müssen weniger werden, Heinz!”

“Was meinst Du denn damit, Horst?!”

“Elfriede jammert immerfort, dass ich zuviel Zeit im Yachtclub verbringe. Nun denn, ich bin dort für die Überwachung der Taue zuständig. Und dafür, dass jemand da ist, wenn jemand kommt. Ronald, der Vorsitzende ist ja so gut wie nie da. Ein verwaister Club wäre kein gutes Aushängeschild. Ich bin sozusagen das Gesicht des Clubs.”

“Und bei mir ist es das Bloggen. Stundenlang am PC, du wirst noch richtig krank davon, sagt Christa. Sie verlangt von mir als Ausgleich, dass ich die Wohnung besenrein halte. Abspecken soll ich auch noch. Mit ständigem Bloggen kann das kaum gehen.”

“Wir müssen damit aufhören, Heinz. Aber was dann? Der Club bin ich und ich bin der Club”.

“Horst, ähnlich siehts bei mir aus. Aber wohin mit meinen ganzen Fotos, diesem Overload? In die Tonne? Ich und meine Kamera sind quasi verheiratet. Ich kann nicht ohne.”

“Heinz, mach einfach das: Fotografiere so wie vor 20 Jahren, aber ohne Film drin! Oder benutze eine Atrappe, haha. “

“Gebongt…Horst und du schreibst an der Clubtür: Bin gleich zurück! Die meisten haben ja eh keine zehn Minuten Zeit, um zu warten.”

“Prost, so machen wir das, Heinz !”

18 thoughts on “Dem Haussegen gewidmet

  1. Die Idee, ohne Film zu fotografieren,um einfach die durch das Fotografieren gelernte Aufmerksamkeit und das Hinsehen beizubehalten, statt ohne den Kamera-Effekt viel unaufmerksamer durch die Weltgeschichte zu streifen, finde ich ziemlich genial.

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    1. Liebe Heide,
      ich erinnere mich, wie ich vor etwa 12 Jahren auf dem Diessener Keramikmarkt am Abend die Stände repitieren konnte, wo ich Interessantes für mich sah. Ich hatte dann vor, am nächsten Tag diese Stände aufzusuchen und mir zu überlegen, ob ich was kaufe.
      Dieses starke Interesse hatte ich auch mal bei Kunst. Bin einmal sonntags 230 km nach Bonn gefahren, ganz allein, um eine Asger Jorn Ausstellung zu besuchen. Noch immer erinnere ich mich daran.

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  2. Hat der Heinz denn nur Freude an seinen Bildern, wenn er sie zeigen kann? Erfreut er sich nicht selbst mit einem gelungenen Foto, egal, ob jemand anders draufguckt? Da sind wir wieder bei dem “Mut zu missfallen” in dem Sinne, etwas für sich selbst zu machen und nicht für das Schulterklopfen durch Andere.
    Seine Lösung in deinem Text erschöpft sich ja allein in der äußeren Geste, ohne dass er irgendetwas gestaltet.

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      1. Genau die Frage beschäftigt mich zur Zeit. Austausch ist gut und wichtig, solange er über bloßes Schönfinden hinausgeht, vor allem in der Dokumentarfotografie, aber im künstlerischen Prozess sollten andere Dinge im Vordergrund stehen. Du merkst vielleicht, dass Austausch für mich ambivalent ist.

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        1. Wenn ich keramisches produziere, dann nie in hinblick auf mögliche Interessierte.
          Serien von etwas, was gut ankommt, nache ich nur unter druck. Denn es ging mir um eine idee, die ich vielleicht zwei dreimal variiere und dann schluss.

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