
Einen dritten Text in Christianes neuen Etüdenaufruf bringe ich hier ein.
Mein max. 300 Worte umfassender Text soll die Worte
Biedermeier
niederträchtig
flöten.
enthalten.
Wortspender ist in diesen 2 Wochen Heide.
*
Beim Gang durch den Garten fiel mir plötzlich das Wort „wohlmeinend“ ein.
Zwar mag das Wort nach Biedermeier riechen, nach Gemütlichkeit und feiner gediegener Einrichtung, aber ich kann mir wohlmeinende Menschen mit auch weniger gutem Auskommen vorstellen.
Wohlmeinende Menschen argumentieren nicht harsch. Sie betrachten die Dinge aus einer Mitte heraus.
Niederträchtige Ansichten über ihre Mitmenschen kommen kaum über ihre Lippen und wenn, dann nur als Nebennnote in einer Betrachtung über etwas anderes und Allgemeineres.
Sie sind eher geneigt, mit Charme und Nachsicht zu reagieren, wenn die Sprache auf Eigenschaften der Nächsten, Freunde und Bekannte kommt.
Sie wenden sich mit Gemach an ihren Partner, flöten und säuseln eher ihre Wünsche.
Es braucht für sie nicht die Gewalt starker Worte.
Von zeitaktuellen Diskussionen in Social Media halten sie sich fern, davon wissen sie in der Regel nichts Genaueres. Nur vom Hörensagen vielleicht.
Sie leben ihr Leben in Ruhe, haben ihre Fixpunkte wie gute Musik, Literatur und Ballett. In der Kunst sind sie befasst mit den Großen wie Renoir, Velasquez oder Jan Vermeer.
Sie sind also gebildet,
aber nur dort, wo es sich für sie lohnt.
Wenn das alles zu einem wohlmeinenden Charakter gehört, möchte ich eher nicht wohlmeinend sein. Die Frage ist nur, was dann? Böswillig ist auch keine Alternative. :–)
Nachdenklichen Gruss,
Brigitte
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Zen meister haben auch diesen beschönigten Blick auf ihre Mitmenschen. Das ist wie eine Wand.
Liebe Grüße Gerhard
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In einer gewissen Weise sehe ich in deiner Geschichte ein Spiegelbild von mir. Tolle Story!
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Das könnte auch aus meiner Sicht so sein, lieber Peter. Ich sehe dich als jemand , der wohlmeinend ist, also mit gutem Blick auf jemand schaut.
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Charmantes Gekritzel – die Zeichnung meine ich 🙂.
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Über mein Gekritzel kann man schwerlich kritteln 😀 😀 Ein Knicks vor deiner Wertschätzung 😀
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Wohlmeinend, nur wo es sich für sie lohnt? Was hast du mich beim Lesen bis kurz vor Schluss auf den Leim geführt!
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Das wollte ich nicht, liebe Heide.
Der anfänglich für mich gut klingende Begriff, dem ich also zugeneigt war, verfilzte sich allmählich zu etwas anderem.
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Der Wandel ist im Text nachvollziehbar, Du hast dabei zusehen lassen, wie man den Prozess durchläuft, wenn man das “Ich habe es gutgemeint” zu durchschauen lernt.
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Mir fiel auch heute das Wort wohlwollend ein.
Eine wohlwollende Person kann durchaus jemand sein, der überhaupt nicht ins Leben der Person eingreifen möchte, zu der sie wohlwollend steht.
Das ist oft jemand in der Verwandschaft, etwa die Tochter der Schwester oder ähnliches.
Wohlwollend war man wohl früher, gerade in ländlicher Gemeinschaft, auch den Menschen in der Sippe. Wenn er nicht ganz aus der Art gefallen ist, also tüchtig war und auch sonst ein treues Mitglied der Gesellschaft. Redlich eben.
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Ich kenne sehr einfache wohlmeinende Menschen – ebenso wie auch niederträchtige. Ich brauche nur die Leute im Dorf durchzugehen, da gibts solche und solche. Es ist eine Charakterfrage und hat mit Bildung oder Kunstgeschmack nichts zu tun.
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Meine Kunstfigur hatte eben Freude an Kunst
Deiner Gesellschaftsanalyse stimme ich zu. 🙂
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Bist du einer? 😉👍
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Ich sach immer zur Renate: “Wenn Du mir folgst…”.
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Aaaaaahhhhh jaaaaaa.
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Meine Mutter hat auch immer geflötet “Ich habe es ja nur gut gemeint!” Deswegen: ein Wohlmeinender muss auch seine Grenzen kennen!
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Der genannte Satz gehört verboten! ab sofort und immerdar 🙂
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Da bin ich bei Dir!
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Den Satz habe ich nicht nur als Kind gehört…
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