Wohlmeinend

Aus meinem Kritzelfundus

Einen dritten Text in Christianes neuen Etüdenaufruf bringe ich hier ein.
Mein max. 300 Worte umfassender Text soll die Worte
Biedermeier
niederträchtig
flöten.

enthalten.
Wortspender ist in diesen 2 Wochen Heide.

*

Beim Gang durch den Garten fiel mir plötzlich das Wort „wohlmeinend“ ein.

Zwar mag das Wort nach Biedermeier riechen, nach Gemütlichkeit und feiner gediegener Einrichtung, aber ich kann mir wohlmeinende Menschen mit auch weniger gutem Auskommen vorstellen.

Wohlmeinende Menschen argumentieren nicht harsch. Sie betrachten die Dinge aus einer Mitte heraus.

Niederträchtige Ansichten über ihre Mitmenschen kommen kaum über ihre Lippen und wenn, dann nur als Nebennnote in einer Betrachtung über etwas anderes und Allgemeineres.
Sie sind eher geneigt, mit Charme und Nachsicht zu reagieren, wenn die Sprache auf Eigenschaften der Nächsten, Freunde und Bekannte kommt.

Sie wenden sich mit Gemach an ihren Partner, flöten und säuseln eher ihre Wünsche.

Es braucht für sie nicht die Gewalt starker Worte.

Von zeitaktuellen Diskussionen in Social Media halten sie sich fern, davon wissen sie in der Regel nichts Genaueres. Nur vom Hörensagen vielleicht.
Sie leben ihr Leben in Ruhe, haben ihre Fixpunkte wie gute Musik, Literatur und Ballett. In der Kunst sind sie befasst mit den Großen wie Renoir, Velasquez oder Jan Vermeer.

Sie sind also gebildet,
aber nur dort, wo es sich für sie lohnt.




19 thoughts on “Wohlmeinend

  1. Wenn das alles zu einem wohlmeinenden Charakter gehört, möchte ich eher nicht wohlmeinend sein. Die Frage ist nur, was dann? Böswillig ist auch keine Alternative. :–)
    Nachdenklichen Gruss,
    Brigitte

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        1. Mir fiel auch heute das Wort wohlwollend ein.
          Eine wohlwollende Person kann durchaus jemand sein, der überhaupt nicht ins Leben der Person eingreifen möchte, zu der sie wohlwollend steht.
          Das ist oft jemand in der Verwandschaft, etwa die Tochter der Schwester oder ähnliches.
          Wohlwollend war man wohl früher, gerade in ländlicher Gemeinschaft, auch den Menschen in der Sippe. Wenn er nicht ganz aus der Art gefallen ist, also tüchtig war und auch sonst ein treues Mitglied der Gesellschaft. Redlich eben.

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  2. Ich kenne sehr einfache wohlmeinende Menschen – ebenso wie auch niederträchtige. Ich brauche nur die Leute im Dorf durchzugehen, da gibts solche und solche. Es ist eine Charakterfrage und hat mit Bildung oder Kunstgeschmack nichts zu tun.

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