
Dank Christiane geht es hurtig mit den Etüden weiter.
Die Wortspende stammt diesmal von Werner.
Folgende Worte sind zu verwenden:
Landvermesser
undankbar
aussetzen
Richard Hochschranz war Landvermesser. Ein durchaus angesehener, ehrenwerter Beruf!
Sein jüngster Sohn Erhard war von Beginn an anders wie die anderen Kinder! Er schlug aus der Reihe.
Er zeichnete viel im Hofsand, verzierte mit seinen Kritzeleien allerdings auch Handwerker-Rechnungen oder Mutters Kochbuch. Da lag es für die Eltern irgendwann nahe, ihm Pinsel und Farbe zu kaufen.
Erhard entwickelte einen ganz eigenen Stil an Malerei. Er malte alles, was an der Heimat so typisch war: Bäume, Zäune, Höfe, weites Land und Flur.
Als junger Mann dann hörte er von einer Künstlerkolonie, in der man ganz neue Trends verfolgte. Da wollte er auch hin, mitten hinein in die Phalanx einer aufstrebenden Künstlerkaste.
Zwei, drei waren da sehr tonangebend, verfolgten eine völlig neue Richtung der Malerei. Etwas nie dagewesenes.
Ein volles Jahre hielt sich Erhard in diesem lebhaften Kreis auf, dann kehrte er verzweifelt nachhause zurück. Er musste einfach damit aussetzen.
Er war wie ausgelaugt, seine Hände waren leer, er wusste – schlicht – nicht weiter.
Als er da so auf einer Bank vor dem Elternhaus saß, kam ihm wie ein Blitz die Idee:
Ich bin doch Erhard Hochschranz!! Was kümmern mich die da in der Kolonie!
Und er begann wieder zu malen wie einst! Das tiefe Braun und das Grün der Landschaft bedeutete ihm viel. Da fühlte er sich zuhause. Es wäre einfach undankbar gewesen, das nicht weiter zu verfolgen.
*
228 Worte
Diese Geschichte beruht auf einer hübschen Anekdote , die ich zu einem Maler aus dem Lübecker Raum einst las. Ich hatte sie bisweilen auch Freunden erzählt.
Mann hat erkannt, daß er seinen eigenen Weg gehen muß und nicht den, den eine bestimmte Gruppe geht, und sei sie noch so angesagt und modern.
Gut so, würde ich sagen.
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Danke Dir, Bruni!
Man muß nicht daran verzweifeln, wenn man einen Weg nicht mitgehen kann. Wir sind ja alle verschieden und das gilt es- im Grunde – zu respektieren.
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Ganz genau, Gerhard. So sehe ich das auch.
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Mut zu sich zu stehen. Ich weiß nicht mehr von wem oder woher ich den Spruch
“Wenn tausend Leute eine andere Meinung haben als du, kann deine trotzdem für dich die richtige sein.”
fällt mir dazu gerade ein. Eine Geschichte zum Nachdenken. Danke dafür.
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Danke für den Spruch, es gibt ja wirklich beeindruckend wahre.
Lieben Gruß
Gerhard
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Schön gekritzelt – aufs Wesentliche beschränkt. Ich hatte mal eine Phase, in der ich versuchte, Gesichter ohne den Stift abzusetzen aus einem Strich zu gestalten…
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Die Oneliner a la Picasso. 🙂
Das werde ich vielleicht auch mal gleich versuchen. 🙂
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Eine schöne Geschichte, wie jemand sich zuerst nach Gleichgesinnten sehnt und dann vom Anspruch einer Gruppe wieder Abstand nimmt, um er selbst zu sein.
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Ich fand diese Geschichte auch anrührend.
Unlängst sahen wir bei Würth in Künzelsau eine Ausstellung zu einerm Künstler Lehmpfuhl, der wie einst die Impressionisten Landschaft malt, dies aber auf eine sehr rauhe, fast möchte man sagen, zeitgenössische Art tut, indem er seine Hände als Pinsel benutzt.
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Ob ich mir das richtig vorstelle, weiss ich nicht, aber ich habe Bilder in Spachteltechnik mit der reliefartigen Wirkung der Ölfarben immer sehr gern, und so ähnlich denke ich mir die Ergebnisse.
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Das ist noch etwas rauher und unmittelbarer anscheinend wie das mit den Spachteln. Der greift einfach mit der Hand oder schwer behandschuht in Farbtöpfe.
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Sicherlich ist das dann auch raumgreifender, braucht mehr Fläche.
Schau, jetzt sind wir schon fast wieder beim Landvermesser 🙂
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Tja, einen habe ich noch zum ollen Landvermesser, aber nicht zu diesem Thema.
Aber solch ein Maler mit schweren Händen wäre doch ein wunderbares Thema. Übers weite Land schauen und schwer Farbe auf Leinwand wälzen, batzen, ganz vermessen, rauh und unmittelbar.
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Gerade weil die Floskel vom “etwas mit leichter Hand” so abgegriffen und einschränken wirkt, gefällt mir der Künstler mit taktilen, fast bildhauerischen Lust am Material. Vielleicht kannst du ihn ja nochmal bei einem anderen Thema einflechten.
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Vielleicht magst Du hier mal gucken,Heide, ist relativ kurz:
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Muss Spass machen, so zu arbeiten 🙂
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Unmittelbarer geht es nicht 🙂
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Ja, das ist wahrscheinlich das beste Rezept für einen selber: sich nicht verbiegen lassen und auf die eigenen schöpferischen Kräfte zu vertrauen.
Lieben Morgengruss,
Brigitte
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Er hat ja gemerkt, daß der Weg des Kollektivs sich für ihn nicht eignet.
Gruß
Gerhard
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Nicht scheinheilig, sondern einfach SEIN. Ohne heilig.
Schön erzählt!
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Das freut mich zu hören von einer Wortakrobatin 🙂
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Für mich eine Betrachtung über Erdung. Gefällt mir sehr. Danke dafür! 😁👍
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Ja, Erdung durchaus, Christiane. Er konnte das nicht mitgehen. Das sich das Eingestehen, dazu gehört Mut.
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Mut. Aber ja, unbedingt. Zu erkennen, was für einen wesentlich ist, ist nie einfach – und dazu zu stehen. 👍
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Schön gesagt:
“was für einen wesentlich ist”
was also dem eigenen Wesen entspricht. Nicht jeder kann und sollte in die absolute Speerspitze der Innnovation.
Nicht umsonst gibt es in der Kunst auch so etwas wie einen “Neo-Impressionismus”: Das ist gerechtfertigt, da hinein sich zu entwickeln und nicht etwas zu machen, was üvberhaupt nicht zu einem passt.
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