Kleine Kritzelei mit Kugelschreiber 2004 im Notizblock
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In einem früheren Artikel von mir, “Die Milchflasche“deutete ich schon das Thema “Zwang” an.
Gängigstes Beispiel einer “Zwangs-Gestimmtheit”, englisch mit OCD (obsessive compulsive disorder) bezeichnet, dürfte allgemein bekannt wohl unendlich vieles Händewaschen oder das wiederholte Kontrollieren eines Herds sein.
Bei mir treten nun ab und an sowohl Zwangsgedanken als auch Zwangshandlungen auf. Und das seit frühester Kindheit und daher nicht völlig abzuschütteln.
Ein “harmloses” Beispiel unter vielen:
An einem Abend, gegen 18:00, war ich auf dem Weg zu einem Jazzkonzert mit Mitwirkung des Blogkollegen Stefan Hetzel.
Ich parkte auf einer Strasse unweit der Musikkneipe.
Höchstparkdauer zwei Stunden las ich plötzlich. Was hies das? Auch abends?!? Ich nahm also mein Auto wieder weg (!) und fuhr ins nächste Parkhaus, obwohl ich für den Platz auf der Strasse schon gelöhnt hatte! Auf der besagten Straße hatte ich abends übrigens schon öfters mal geparkt, aber plötzlich hatte ich an diesem Abend die Eingebung: Womöglich immer Glück gehabt! Heute schleppen sie es vielleicht ab!
Kaum war mein Auto im Parkhaus geparkt, kam mir der nächste Gedanke: War das jetzt im Parkhaus etwa ein Dauer-Parkplatz gewesen? Soll ich es wieder rausholen? Was mache ich bloß jetzt???
Ich konnte meine aufgeschaukelte Angst ,was recht ungewöhnlich ist, dann doch abschütteln. Striktes Vermeiden des Daran-Denkens war die Maxime, sodaß ich das Konzert dann doch gut verfolgen konnte.
In äusseren Krisenzeiten kann dieses beschriebene Phänomen stärker werden und den vollen Alltag bestimmen. Die obige Zeichnung stammt aus solch einer Krise.
ja, damit ist es schwer umzugehen, ich glaube,, das hat so schon viele erwischt, ich wünsche aus gegebenem Anlass beste Gesundheit und den nötigen Humor
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Klaus, ich kenne die dunkelziffer nicht, aber doch einzelne, die damit zu tun haben.
Danke für deine wünsche!
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Danke für diesen Beitrag! Ich war baff, als ich ihn gelesen habe, baff im Sinne von Betroffenheit. Ich bewundere Deinen Mut ein solch persönliches Thema öffentlich werden zu lassen. Und ich hoffe, dass Du eine Form gefunden hast, damit umzugehen.
Liebe Grüße Juergen
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Danke Dir Jürgen.
Mut haben auch andere, siehe Stefan Hetzel, in einem Kommentar zu diesem Beitrag.
Ich denke, zum Bloggen gehört auch, etwas von sich preiszugeben. Ich denke auch, daß es recht viele Betroffene gibt, die mit sich und dieser Krankheit ringen. Vielleicht meldet sich der eine oder andere?!
Lieben Gruß
Gerhard
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Die optische Umsetzung gefällt mir sehr gut. Das illustriert deine Beschreibung.
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Von diesen Problemen ist wohl keiner frei. Gelassenheit in dieser Hinsicht muss auch trainiert werden.
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Gelassenheit ist nicht meine Stärke – sagt meine Frau 🙂
Vielleicht bist Du auch an Stefan Hetzels Kommentar hier interessiert?!
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Mut und ein “Ja” zum Ich lese ich aus diesem Beitrag heraus. Toll!
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Sich selbst lieben trotz dieser Behinderung, meinst Du?
Ich hatte große Scheu, mich so zu zeigen hier, aber erstens bin ich das und zweitens gehören solche Dinge zu unserer Existenz – wieso also sie verschweigen? 🙂
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Sich selbst lieben und sich so zu zeigen, wie man ist. Das meine ich. 🙂
“Trotz” und “Behinderung” war und wäre nicht mein Gedanke.
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Ich zeige mich hier ab und an auch mit den nicht so glänzenden Seiten. Das gehört für mich zum Bloggen dazu. 🙂
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Puh ja, das stresst — so, wie ich dich verstehe, hast du aber mitllerweile einen Umgang damit gefunden?
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Sagen wir so: Es gab deutlich schlimmere Zeiten als jetzt.
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Das hast du sicher länger still mit dir herumgetragen, vor allem als Kind stelle ich mir grossen Leidensdruck vor, weil man nicht darüber sprechen kann, wenn sich Angst zu Angst addiert.
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Ja, erst mit 11,12 bekam ich Kontakt mit einem Arzt deswegen – ohne Erfolg damals.
Ich erlebte später als Erwachsener sogar mal Angst bei einem Arzt, vermutlich, weil das an eigene Irrationalitäten rührte.
Insgesamt ist OCD ein harter Brocken.
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Das kann ich mir vorstellen.
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@k&g: Danke für diesen Artikel 🙂
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Ich habe eine Weile gebraucht, es zu veröffentlichen.
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@alle: Das Problem bei Zwängen (und hier spricht ein ebenfalls Betroffener) ist, dass sie eben grade NICHT besonders nachvollziehbar sind, vor allem in ihren bizarreren Formen (z. B. wenn jemand die zwanghafte Vorstellung hat, pädophil zu sein, obwohl er es nicht ist oder jemand in jeden Spiegel, der ihr begegnet, genau drei Mal hineinsehen muss, bevor sie weitergehen kann. Zwei- oder vier Mal “gilt nicht” und das Vorübergehen muss so lange wiederholt werden, bis es “gilt”.) und jeder, der sich outet, Angst hat, als “verrückt” abgekanzelt zu werden. “Verrückt” sind aber eher PsychotikerInnen, weil sie kein Bewusstsein von ihrem Wahn haben. Der Zwängler hingegen leidet nicht nur unter der Unerbittlichkeit seines Symptoms, sondern auch unter der Tatsache, dass er genau weiß, was mit ihm los ist.
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Danke, Stefan!
Zwang kann so einschränkend werden, daß kein (normales) Leben mehr möglich ist.
Der Milliardär Howard Hughes etwa geriet in diese Schiene. Man kann dessen Biographie diesbezüglich studieren .
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Ein interessanter Einblick in deine Psyche, die ich gut verstehen kann, da ich so was auch hin und wieder erfahren habe. Wenigstens hast du den Versuch gemacht, dagegen dagegen etwas zu unternehmen.
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In diesem Fall lies der Druck nach, nach einer Weile.
Hätte ich ihm stattgegeben, dann hätte ich das Auto noch zig mal umgestellt – und wäre am Schluß nachhausegefahren ;-).
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