Sinnestäuschungen

Das letzte der 4 Fotos, die Myriade in ihrer neuen Folge der Impulswerkstatt vorstellte.

Ein Wasserglas auf dem Holz eines Tisches, das ein optisches Verwirrspiel mit dem Tisch und dem Inhalt des Glases treibt.
Wir hinterfragen ja gewöhnlich nicht, was uns unser Auge (an)liefert, wie etwa die doppelt abgebildete Zitronenscheibe.
Gelegentlich kommen wir trotzdem ins Schleudern: Ich kann mich mindestens an 3 Fälle erinnern, in denen ich optisch etwas wahrnahm, das eigentlich nicht sein konnte:

  1. Einmal bin ich in der Dämmerung über eine Brücke gegangen, als mir aus einem Busch am Rand des Brücken-Gehwegs etwas entgegen zu kommen schien. Spontan wich ich aus. Zuhause wurde mir klar, daß verstärkter Tränenfluss diese Täuschung hervorgerufen hatte.
  2. In einem Tierpark schien mir das Wasser in einer Zementwanne nicht waagrecht zu ruhen, sondern schief. Mir wurde spontan schwindlig. Es zeigte sich, daß Linien in der Wanne diese Schieflage implizierten. Diese linienförmige Spuren waren auf einer Seite höher gelegen.
  3. Unlängst hatte ich auf einem abschüssigen Gehweg in der Stadt plötzlich das Gefühl, ich laufe auf ein Brett zu. Ich bückte mich instinktiv. Eine Farbe eines Werbebanners zu meiner Rechten hatte das offenbar begünstigt.

Aber auch andere Sinne können falsche Informationen liefern.
So vermeinte ich als Kind jemand mit einem Stock im Haus herumlaufen zu hören. Aber ich war ja alleine. Also floh ich rasch aus dem Haus.
Auch da wurde mir später klar, daß es sich um das Pochen des Bluts bei mir gehandelt hatte.

Auch der Geruchssinn kann täuschen. Vor geraumer Zeit nahm ich ab und an einen gewissen Geruch wahr, der signifikant war und den ich schwer zuordnen konnte. Es war klar, daß es diesen Geruch in der aktuellen Situation nicht geben konnte.

Weitere Beispiele könnte ich anführen, will es aber damit bewenden lassen.



13 thoughts on “Sinnestäuschungen

  1. Eigentlich täuschen uns unsere Sinne ja ständig. Wenn man sich auch die Komplexität anschaut! Eine paar Schwingungen der Luft interpretiert das Gehirn schließlich nach dem langen, komplizierten Weg durchs Innenohr und dem Umbau in Nervenimpulse als Beethovens Eroica, von der eben dieses Gehirn weiß, dass das Stück ursprünglich Napoleon feiern sollte. Alle weiteren Gehirnaktivitäten haben womöglich nicht mehr viel mit der Luftschwingung zu tun. Licht fällt auf die Netzhaut und… nun, es ist jedes Mal das Gleiche, wir nehmen die Sinneseindrücke letztlich nicht wahr, sondern nur die jeweils zu ihnen passend scheinende Konstruktion, die unser Gehirn anbietet. Dazu kommen noch, wie beschrieben, tatsächliche Fehlleistungen der Optik, Akustik usw., mir passiert es häufig, dass ich meine, in den Augenwinkeln etwas, ein Objekt, eine Bewegung wahrzunehmen. Ein Kontrollblick sagt: Da war nix. Wer hat recht? Im nachhinein nicht mehr eruierbar.

    Liked by 1 person

    1. Das Gehirn will beruhigen. Zumeist jedenfalls.
      Der Zwangskranke etwa erlebt das natürlich anders….
      Jetzt will ich aber von dir wissen, was da draussen ist. Erzähle mir nichts von Strings, das ist ja auch nur Menschengedöns 😉

      Like

      1. Draußen? Meist sind Stringtangas aber doch drunter…
        Ach so, ja. Die Dinger da, die das Sein an sich zusammenhalten sollen wie diese ebenfalls schier unsichtbaren Schnürchen diese anderen Sachen. Was ist oder was nur zu sein scheint, weiß ich’s? Nein, ich weiß es nicht. Und glaube im Zweifel meinem Gehirn. Und der Wahrnehmung, die es konstruiert.

        Liked by 1 person

        1. Stringtangas könnte ich mir schon vorstellen, die kriegst Du ja auf allen mögliche (Musik-)videos zu sehen…
          Was dieses Hintergrundwabbern ist, who knows. Selbst eine Übersetzung davon gelingt uns nicht und das will was heissen!

          Like

    1. Vor ein paar Tagen las ich über eine “neue” Idee: Das Gehirn veranlasst etwa eine motorische Bewegung und meldet gleichzeitig seine stattgefunden habende Anweisung, als Copy gewiesenermassen.
      Sodaß das Gehirn oder Teile davon wissen, daß es das Gehirn war, was veranlasst hatte.

      Like

  2. Sinneswahrnehmungen und ob der Mensch überhaupt erkennen kann, welche richtig und welche “falsch” sind, sind ja ein sehr grundlegendes philosophisches Thema, lieber Gerhard. Du hast dich bei deinen Beispielen auf Situationen bezogen, in denen du scheinbar und überprüfbar falsche Wahrnehmungen analysiert und mit den physikalischen Grundgesetzen abgeglichen hast. Eine sehr gute Vorgangsweise, die bei hochkomplexen Wahrnehmungen aber manchmal nicht ganz zufriedenstellend funktioniert. Man kann dann sehr schnell auf schwankendem Boden stehen bis zur Feststellung mancher philosophischer Richtungen, dass Wahrnehmungen immer täuschen oder, dass es eine Realität gar nicht gibt. Ich bin wie immer für den goldenen Weg der Mitte 😉
    Ich danke dir für diesen sehr interessanten Beitrag !

    PS: Dass die eine Zitronenscheibe in der Spiegelung gebrochen wird, ist mir gar nicht so ins Auge gesprungen. Oder sind es doch drei Scheiben ? Tja ….. 🙂

    Liked by 2 people

    1. Ob da draussen nur “Strings” sind oder Teilchen, die auch noch gar keine sind, da war ja man schon vor 60,70 Jahren. Egal was es ist, dieses “Gewaber”, man kann es ohnehin nur durch Mathematik zu fassen versuchen. Es ist jedenfalls famos, daß unser Gehirn uns etwas an-liefert, mit dem wir unseren Alltag bestehen können.

      Ab und an, wenn eine schwarze Katze über den Weg läuft, erinnere ich mich an eine solche im Film “Matrix”, in dem diese anzeigte, daß das große digitale Illusionsprogramm gerade einen technischen Fehler aufwies.
      Aber an ein solches Programm glaube ich auch nicht. 🙂

      Liked by 3 people

        1. Finde ich auch. Aber das waren keine Unglücksbringer, sondern nur Anzeichen eines digitalen Webfehlers. So wie man heute bei einer unzulässigen Eingabe in ein Programm es abfangen muss. Stürzt ein Programm einfach ab, ist das schlechtes Programmieren, es muß zumindest eine Fehlermeldung kommen und die Rückkehr zur Eingabemaske ohne Verlust von Daten möglich sein.

          Liked by 2 people

Leave a reply to gerlintpetrazamonesh Cancel reply