Augenparade

Das obige Foto von Myriade in ihrer neuen Folge der Impulswerkstatt lässt mich an so manch Gelesenes über Augen zurückdenken.

Simon Ings schrieb 2007 ein populärwissenschaftliches Buch über das Auge, das dann 2008 in Deutsch erschien.

Das war meine erste populärwissenschaftliche Lektüre über das Sehen. Ich ging das Buch vor kurzer Zeit noch ein zweites Mal durch.
Ings beleuchtete das wohl erste Sehen im Tierreich, das lediglich den Ort der Lichtquellen ausfindig machte, um sich die Energie des Lichts nutzbar zu machen. Mehr als Augengruben waren das nicht oder sogar noch rudimentärere Detektoren.
Der Weg hin zu den hochentwickelten Augen der Jetztzeit im Tierreich war ein sehr langer Weg, der so manche Zweifler auf den Plan rief. Wie sollte denn eine solche Entwicklung, ganz von alleine, “in relativ kurzer Zeit” vor sich gehen?! Menschliche Augen und der dazugehörige “Gehirn-Apparat”, der die Lichteindrücke adäquat verarbeitet, sind ein solch komplexes Gebilde, daß man dachte, daß die Zeit dafür, selbst 500 Millionen Jahre, mit reinem “Trial and Error” nicht ausgereicht haben konnte.

Aber sie hat ausgereicht.

Die Nutzbarmachung aller möglichen Informationsquellen, sei es Magnetismus und Elektrizität, Licht, Tastinformationen, Riechinformationen ( und auch inwendige Informationen) wurden m.E. im Tierreich genutzt, sobald man ihnen irgendwie habhaft werden konnte. Alles Leben auf Erden, sei es Pflanzen oder Tiere, “war bestrebt”, diese zu nutzen. Was ergründbar war, wurde in der Natur “angegangen”, die möglchen Informationen in der Evolution genutzt.

Nenne den Motor dahinter Selektionsdruck oder etwas anderes. Diese Auffassung ist meine eigene laienhafte Überlegung dazu.

Kürzlich las ich, wie Insekten eigentlich auf einem Blatt landen. Sie tun das, indem sie beim Anflug das Vorbeigleiten der Umgebung wahrnehmen und das charakteristisch schneller werdende Umgebungsbild als Hinweis nutzen, wie weit denn ein Aufsetzen zeitlich weg ist. So landen sie dann sicher.
Man vergleiche das mit dem Landevorgang eines Flugzeugs. Wenn im Kabinenfenster die Bilder auf bestimmte Weise zu rasen beginnen, dann weiß man: Das Aufsetzen ist nicht weit entfernt.

Auch beim menschlichen Auge gibt es noch vieles zu entdecken.

Es gibt Seeinformationen, die nicht bewusst werden, die aus irgendwelchen Gründen sozusagen “den Bildschirm des Bewusstseins” nicht erreichen. Und dennoch intern verarbeitet werden und eine Entscheidung oder ein Verhalten beeinflussen können.

Wir wissen das alles natürlich längst (unterbewusste Beeinflussung) ,es aber im Detail nachweisen zu können, ist etwas anderes.

Damit will ich meine kleine Betrachtung beenden.

P.S. Im aktuellen Beitrag von Joachim Schlichting (Picasso in Münster) geht es auch um Wahrnehmungstheoretisches und zudem nicht wie bei mir aus der Sicht eines Laien.



21 thoughts on “Augenparade

  1. Am interessantesten, weil es einen für mich neuen Gesichtspunkt hinzufügt, finde ich deine Ausführungen zur Nutzung jeglicher erreichbaren Informationsquelle durch lebende Organismen. Sie nutzen sie freilich, wie du ja auch schreibst, auf höchst verschiedene Weise, ganz abgesehen davon, dass sie sich in die irdische Grundbedingung, die Schwerkraft, ganz unterschiedlich einordnen.
    Meines Erachtens ist die Alternative: Evolution durch Selektion des Fittesten oder der Schöpfergott der Bibel eine Denkfalle. Es gibt so viele organisierende sinnreiche Kräfte, die im Zusammenwirken das real sich Entwickelnde aus sich heraussetzen.

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    1. Das unterschreibe ich ja. “Es gibt so viele organisierende sinnreiche Kräfte”.
      Andreas Wagner in seinem Buch hatte dazu eine Idee: Wenn ein Stoffwechsel verändert wird, dann oft so, daß er nicht (wie in 0,01 der Fälle) zum Schiffbruch führt, sondern so, daß womöglich etwas neues, brauchbares entsteht, unter Beibehaltung der alten Funktionalität. Der Antrieb, den Stoffwechsel oder andere Dinge zu ändern, ist ein ganz natürlicher, wie ich meine. Die Fehländerungen fallen dann Darwins Prinzip zum Opfer.

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  2. Die Ergebnisse der Evolution sind tatsächlich unfassbar, nicht nur beim Entstehen der Augen. Die Vielfalt der Natur ist grenzenlos. Man steht fassungslos vor den unglaublichsten Eigenschaften und Fähigkeiten verschiedener Organismen. Besonders faszinierend finde ich Situationen, in denen zwei Arten beteiligt sind, also die Beziehungen zwischen Wirt und Parasit, oder Formen von Symbiose, die eine parallele Entwicklung voraussetzen.
    Die Erde ist 3,5 Milliarden Jahre alt, nun kann man wohl nicht genau festlegen ab wann die Entwicklung von Lebewesen begonnen hat. Es gibt auch Evolution, die so schnell geht, dass man sie beobachten kann, ich denke dabei zB an Verhaltensänderungen aufgrund der Veränderung von Umweltbedingungen
    Ja, die Evolution ist ein großes Faszinosum und manchmal kann man es kaum fassen, wie Dinge entstanden sein sollen. Aber die Theorie, dass alles von irgendeinem höheren Wesen geschaffen worden sein soll, kommt mir noch um vieles unglaubwürdiger vor. Zumal es ja schon seit Darwin zahlreiche Beispiele für evolutionäre Vorgänge gibt.
    Vielen Dank für den interessanten Beitrag, der mich zum Nachlesen von den neuesten Forschungen zum Thema Evolution inspiriert.

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    1. Danke Dir!
      Es gibt ja die Auffassung, daß es Lebens seit 2 Milliarden Jahren gibt. Bei 500 Millionen Jahren kam es meines Wissens zu erheblichem Tempozuwachs in der Evolution..
      Ich profitierte auch von einem Buch von A. Wagner “arrival of the fittest”, das beeindruckte mich vor wenigen Jahren sehr.

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        1. Den Text habe ich mehrmals überarbeitet, weil ich keinen Quatsch sagen wollte.
          Das würde mir wehtun.
          Wenn ich mich schon zu solchen Themen äussere, dann bitte adäquat.
          Den letzten Teil zu Schlichting schrieb ich per Phone dazu, heute früh, weil er mir wichtig war. Also ist der Text durchaus etwas heterogen.

          Früher, als ich Tagebuch schrieb, überabeitete ich meine Texte recht bald, am gleichen Tag, damit ich später, wenn ich das nachlesen würde, verstehen kann. Aber immer so, daß der Ton erhalten blieb. Der sollte nicht verloren gehen. Aber der Inhalt sollte deutlich genug werden.
          Als Rentner nun habe ich keinerlei Zeit mehr, Notizen zu meinem Leben anzufertigen. Es wird ja auch niemanden geben, der das nachlesen kann und wird.

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            1. Ich bin in allem Autodidakt, daher ist vieles zwar recht weit getrieben, aber immer wohl mit kindlichen Fehlern , die sozusagen mitlaufen, behaftet. 🙂

              Herzlichen Dank für deine Ehrlichkeit und Offenheit – das hat mir sehr gefallen.

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  3. Sehr interessante Überlegungen, aber irgendwie kann ich trotzdem nicht glauben, dass 500 mio Jahre ausreichten, um diese Vielzahl hochkomplexer Wesen zu schaffen, ganz zu schweigen vom Menschen. Vermutlich geht es aber auch nicht richtig in meinen Kopf, wie lange 500 mio Jahre wirklich sind. Die Frage beleibt aber für mich, kann etwas so komplexes wie der Mensch, oder meinetwegen der Schimpanse ohne Vorbild einfach so aus Selektionsdruck entstehen, das will absolut nicht in meinen Kopf.

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    1. Das glaube ich auch nicht.
      Es gibt ein interessantes Buch v. Andreas Wagner, das das Thema “arriving of the fittest” zum Thema hat. Darüber zu scheiben, würde wohl Bände füllen. Evolution ist demnach nicht völlig blind.

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