Den Windungen entlang

Dies ist ein Artikel zu Christianes neuer Einladung zum Schreiben.
Drei Worte müssen in einem Text mit max. 300 Worten verwendet werden.

Unterwürfigkeit
verschuldet
verjubeln.

Die Worte sind von Werner Kastens.

*

Das obige Bild erinnert mich an die jüngste Pandemie, die uns ja in Zwangslagen versetzte.

Ich entdeckte damals bei einem Spaziergang ein Heftchen eines Theaters, das in einer Baumhöhle eingezwängt war, ähnlich dem Foto oben. Daraus entstand bei mir im Blog eine Reihe, die “Aussenkunst” aufzeigte, also Kunst nicht in Galerien, sondern im Freien. Da gab es so manches auf meinen Spaziergängen, das wie eine bewusste Installation wirkte.

Man sprach damals (auch) von Unterwürfigkeit dem Staat gegenüber, von selbst verschuldetem Gehorsam.

Ein alter Mann sprach mir damals davon, daß diese Jahre ihm wie verjubelt vorkommen, denn er sei schon sehr alt und es schmerze ihn, daß er gerade diese Jahre so verbringen müsse.

Im Nachhinein ist man immer schlauer. Hinterher rückt man meist manches zurecht.
Doch das Zurechtrücken geht ja so weiter. Auch ältere Geschichte wird zurecht gerückt, immer wieder, so wie die Kontinentaldrift unter unseren Füssen. Diese betrifft aber geologische Zeiträume und wir sprechen ja von der Menschheit, die erst seit kurzem auf dieser Erde weilt.
Und was soll man zur Menschheit sagen? Dazu fällt mir wenig ein, ich bin ein wenig vom Glauben abgefallen.
Vielleicht sollte man nur noch positive Nachrichten senden, das wäre es vielleicht?! Denn solche gibt es gewiss. Aber ihnen scheint immer ein “Aber” anzuhängen, da sieht man, wie sehr das Negative zieht. Nicht umsonst ist die Erde ein riesiger Magnet und da Physik überall wirkt, wird sie auch bis tief in unsere Gehirnwindungen wirken.

“Den Tag geniessen”, das sagte mir wiederum einst ein alter Mann. Eine Formel, die ich schon oft gehört habe und die auf mich etwas stupid wirkt. Aber wieso nicht auch eine solche leere Formel wie eine Lehre beherzigen?!
Das wärs doch oder?!

25 thoughts on “Den Windungen entlang

  1. Ich lese die drei vorgeschlagenen Wörter. Und denke: ist das eine Textzusammenfassung oder eine Anleitung? Für das vor einiger Zeit in aller, hm, Munde gewesene Dings da, dieses Soundsoviel Schatten von Mausgrau über Steingrau zu äußerst gräulich. Über Schulden, womöglich selbstverschuldete Unmündigkeit, zur Unterwürfigkeit und, Heureka und Halleluja, zu den zu verjubelnden Milliarden oder eben das letzte Stückchen Menschenwürde verjubelt.

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    1. Sprachst du von grauen Uniformen, die gräuslichstes taten? Dazu brauchte es nicht Uniformen, dazu brauchte es (nur) Gesinnung. Aber was wissen wir Nachgeborene schon von einer Zeit, die nicht unsere war?!
      Und: Menschenwürde kann man nicht verjubeln. Sie steht ja wieder auf, mit der Zeit.

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  2. Wie verschieden Menschen sind. “Jeden Tag (etwas) genießen, halte ich für das reine Lebenselixier. Es muss nichts Großes sein: ein Wassertropfen auf einem Blatt, das Geräusch von spielenden Kindern, Texturen von allem möglichen über die man streichen kann. Genießen ist doch kein Wettrennen sondern ein Innehalten um sich an irgendetwas zu erfreuen …

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    1. Das klingt ja richtig gut. Nicht viele können das.
      Vergleichbar vielleicht: Heute streunte ich bei Nieselregen an einer neuen Infostation vorbei, die 10 Wildbienen mit Fotos und Text vorstellte. Eine wunderbare Installation, wie ich finde, speziell für Kinder. Von diesem Regenspaziergang hatte ich das nicht erwartet gehabt.

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  3. Formeln sind so lange abgedroschen, bis mensch sie mit Leben/Sinn füllt, je individueller, desto besser. “Den Tag genießen” kann für dich etwas völlig anderes bedeuten als für mich, und dennoch tun wir das Gleiche …
    Danke dir für die erste Etüde mit den Februarwörtern!
    Frühabendgrüße ☁️🌧️🛋️🍵🍪

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      1. Genau das ist das Problem und die Herausforderung. Was für mich erfüllend ist, kann für dich absolut belanglos sein – und wer darf darüber richten? Niemand außer uns. Weißt du, als ich mit dem Knöchelbruch im Krankenhaus war, war das alles ziemlich be…scheiden, trotzdem waren meine Tage nicht ohne Freude, nicht ohne Genuss. Wie gesagt, alles subjektiv, und nein, das ist keine Ausrede, es gibt keine Regel “Wie genieße ich richtig” 😎😉👍

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              1. Auf jeden Fall erheblich schlechter als vor dem Knöchelbruch. Ich arbeite dran, es sind noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Aber gemeint habe ich eher psychisch. Ich bin der Typ, der nach der “Gefahr” zusammenbricht.

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                1. Psychisch?! Das hätte ich nicht gedacht!
                  Ich hatte ja mal eine 15 monatige schwere Depression. Das liegt jetzt 23 Jahre zurück. Eigentlich sollte einen eine solche Erfahrung für alles mögliche in der Zukunft wappnen, doch ob das so sein wird?!

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                2. Ich glaube nicht, dass das “immun” macht, wenn man es einmal durchgemacht hatte, ich weiß, dass es Rückfallquoten gibt. Aber ich halte verallgemeinernde Aussagen für nicht sonderlich zielführend, das Spektrum ist zu breit.
                  Morgenkaffeegrüße mit Regen ☁️🌧️🛋️☕🍪

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