
Dies ist ein Artikel zu Christianes neuer Einladung zum Schreiben.
Drei Worte , diesmal von Werner Kastens (Blog: Mit Worten Gedanken horten ), müssen in einem Text mit max. 300 Worten verwendet werden. Das habe ich eingehalten 🙂
Dichterlesung
genügsam
verkuppeln.
*
Nach längerer Zeit war ich wieder mal bei einer Dichterlesung. Frühere Routinen aufnehmen, schön ist das! Deshalb fragte ich auch nicht lange nach dem Autor.
“Wie das Leben so spielt”: Keine besonders prickelnde Idee, fast ein genügsam zu nennender Titel einer Lesung.
Es handelte sich um die Biographie des Autors mit Vornamen Heinz.
Dem kleinen Heinz konnte man wenig auftragen. Seine Mutter schickte ihn los, Milch zu holen, selbst das gelang ihm nicht – die Flasche zerbrach.
Er beherrschte das einfach nicht: Wenn die Flasche zu schwer wurde, dann einfach absetzen! Aaaabsetzen!! Keiner hatte ihm das gezeigt.
Sein Studium später wählte er durch Lotterie. Klar, daß das fehlschlug.
Sein Vater sah rot. So mancher fragte ihn nämlich am Stammtisch, was mit seinem Sohn los sei.
Gottseidank hatte Heinz einen kleinen Bruder, der ihm eine Ausbildung empfahl. Die wählte er, obwohl sie eigentlich nicht sein Fall war. Das Arbeitsamt sagte zudem, daß diese Ausbildung das ungefähr Schlechteste sei, was er beginnen könne.
Dennoch lies er sich nicht beirren!
Diese Ausbildung erwies sich als ein Schnitt.
Ab da begann Heinz rumpelig aufzuholen.
Eine Gefährdin hatte er nicht. Man versuchte ihn zu verkuppeln, denn er machte mittlerweile was her, aber er wehrte sich. Er war noch damit beschäftigt, aufzuholen.
Anfang 50 lernte er doch eine Frau kennen, eher zufällig.
Heinz musste generell wie die anderen durch allerlei Mühen gehen.
Geschenke gab es nicht, auch nicht für ihn.
Nun ist Heinz alt. Aber noch nicht zu alt.
Wie sieht er sein Leben jetzt? Ist er zufrieden mit dem, was ging?!
Ich fragte den Autor nach der Lesung, es interessierte mich doch sehr.
Er meinte:
“Besser hätte es nicht gehen können!”
Das war ein Ding! Daß er das so empfindet, nach all den vielen Schwierigkeiten!
Ein wenig neidisch war ich.
*
300 Worte
Eine Geschichte, wie im richtigen Leben. Gefällt mir sehr gut. Auch, dass zwei Pflichtwörter eher unauffällig eingebaut sind und nur die Dichterlesung eine zentrale Funktion hat.
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Danke, vielleicht hätte man “dichterlesung ” auch unauffällig einbauen können. 😉
Das meine ich so.
Vielleicht gelingt mir das in einer der nächsten Etüden.😀
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Dichterlesung ist Dichterlesung, ich kann mir nicht vorstellen, wie man dieses Wort nebensächlich integrieren kann, ohne dass es gekünstelt wirkt. Aber das liegt vielleicht auch an meiner begrenzten Vorstellungskraft.
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Zahlreiche Damen, auch einige Herren, die sich zu Dichterlesungen einfinden und in freimütigen Worten des Lesenden schwelgen sehnen sich danach, sich mit jenem zu verkuppeln. Oder, genügsam, zumindest miteinander.
Nur deshalb lauschen sie dem Sermon.
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..der von Umkehr spricht. Umkehren wollen sie aber gerade nicht, sondern hin-kehren, so verstehe ich Dich.
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Im Nachhinein gelingt es vielen trotz aller Widrigkeiten sich eine positive Biografie zuzulegen…
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Hoffen wir es 🙂
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Ich habe irgendwann einmal gelesen, dass über 40 Prozent später in eine Tätigkeit wechseln, die sie nicht als Beruf erlernt haben. So ist halt das Leben.
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Das mag so sein, mir fallen allerdings nur eine Handvoll Leute ein.
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Spannende Geschichte mit unerwartetem Schluss. Das passt!
Lieben Gruss ins Wochenende,
Brigitte
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Ja, das passt für mich 🙂
Schönes Wochenende!
Gerhard
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Eigentlich ein schlichter Text…. ein schlichtes Leben …. das Du da so schilderst , übrigens rollte da beim Lesen da ganz viel in mir ab – haste ganz toll beschrieben, aber dennoch sehr reichhaltig – jedenfalls für mich: Die Schlichtheit und Fülle eines Lebens! Schlichtheit und Ausdrucksstark.
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Danke Melina.
Der Text war mir wichtig, das hat man sicher gemerkt.
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Ist das die Sache mit dem halb vollen oder halb leeren Glas? Kommt mir so vor. Ist aber eigentlich auch egal … 🤔
Ich glaube, es verhilft zu Zufriedenheit, wenn man sein Leben so sehen kann.
Herzlichen Dank für die Etüde!
Mittagskaffeegrüße nach Wocheneinkauf bei Schneefall 🌨️🌨️☕🍪👍
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Für ihn war das Glas voll, voll bis zum Rand.
Schneefall gab es hier nicht beim Einkauf grade, aber Regen und Grau.
Kaffee später. Kuchen fehlt, daher Cantuccini 🙂
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Immer eine Freude, wenn man von geglückten Leben liest !
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So ist es 🙂
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