Ich, mich, mein und mir

Kleine Notizbuchkritzelei

Im Jahr 2020 geht es dank Christiane munter mit den Etüden weiter.
Die Wortspende stammt diesmal von Myriade.
Ich beteilige mich gerne an dem Projekt.
Folgende Worte sind zu verwenden:

Teppich
gläsern
flattern.

Ein kurzer Text diesmal:

*

Unlängst hörte ich eine Radiosendung, in der eine Buchautorin befragt wurde. Sie schien fast überzuquellen, so begeistert schien sie von ihren Gedanken und Empfindungen zu sein. Sie gluckste dabei ab und an hörbar und kriegte sich ein ums andere Mal nicht ein.
Dieser Mensch da wirkte völlig gläsern.
Er war offenbar ganz eingenommen von der eigenen Besonderheit.

Die meisten Menschen bleiben dagegen auf dem Teppich und heben nicht ab. Auch wenn sie dazu herausgefordert werden!

Dieses Ich, ich, ich sties mir jedenfalls in dieser Sendung auf.
Auch die übermässige Verwendung von mein, mich, mir in Texten stört ebenfalls.

Wieso flattern da meine Nerven? Wieso regt mich das auf?
Vielleicht, weil uns unsere Mutter zu Bescheidenheit angehalten hatte.
Das aber wird es alleine nicht sein. Es gibt noch andere Gründe, das ist mir klar.
Derweil komme ich aber schlecht aus der meiner Haut und bleibe bei meiner der meist ablehnenden Haltung.
🙂

*

41 thoughts on “Ich, mich, mein und mir

  1. Hab da keine so eindeutige Meinung. Knausgard hat ausschließlich über sich geschrieben. Hab das gern gelesen und halte es für Literatur. Viele Blogbeiträge von Familienbloggern sind ichbezogen und trotzdem interessant. Nabelschau, Bescheidenheit, wer will sich da ein Urteil drüber bilden….Hilfreich wäre ein Link gewesen:) Ich-dann eine Weile nichts

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    1. Einen Link wollte ich nicht setzen. Der ist auch nicht so wichtig. 🙂
      Was meinst Du mit:
      “Ich-dann eine Weile nichts”?

      Generell hgabe ich natürlich nichts gegen ichbezogene Inhalte, wie sollte ich auch.
      Nur wenn es zu massiert und selbstüberheblich war wie in dem Falle, dann , nun dann spüre ich da nach.

      Schönen Abend Dir!

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  2. Einen Standpunkt zu haben und ihn zu vertreten – prima. Sich selbst zu beweihräuchern und für den Nabel der Welt zu halten – langweilig.
    Feine Etüde, lieber Gerhard.
    Liebe Grüße
    Christiane am Abend 😁🌞🌷🌼👍

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  3. Eine tolle Zeichnung und ein sehr interessanter Text. Ja, das ist immer so eine Sache mit dem Ich.
    Vor einigen Jahren hatte ich mal den Plan, zu versuchen, eine Zeitlang ohne (m)ein lyrisches Ich auszukommen. Hat damals zwar geklappt… aber nicht sehr lange.. ; )
    Liebe Grüße, Hannah
    P,S. Das erste der damaligen Gedichte, quasi das Ankündigungsgedicht, fing so an:
    “Ich – ich will dich – streichen,
    ersetzen durch – ein lyrisches Du.
    Das ich – kehrt zurück… ” …
    (Hm, hieß es nun wirklich: kehrt zurück? Das weiß ich nicht mehr so genau. Müsste ich mal nachsehen… Jedenfalls blieb es eine Zeitlang weg… und dann kam es zurück… ; )

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      1. Ja, genau…. Da muss ich gerade an meine letztes Jahr verstorbene Tante denken, die ich sehr geschätzt, geliebt und bewundert habe. Sie war so eine Person… die kein Aufhebens gemacht hat. Und doch so eine beeindruckende Person mit so viel Anmut und Würde. Ich kenne niemanden, der nicht von ihr beeindruckt gewesen wäre… und sie hat nie, niemals ein Aufhebens um sich gemacht und um das, was sie alles konnte und wusste und geleistet hat … und war. Und sie hat über so vieles bescheid gewusst und gesprochen – doch gesprochen nur sehr selten über sich selbst. Eigentlich hätte ich gerne so viel mehr über sie gewusst…
        Liebe Grüße, Hannah

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          1. Ja, da hast du recht, lieber Gerhard (und woher wusstest du das… ?) Ich habe sie tatsächlich niemals lästern hören, über niemanden. Da lag nur manchmal eine leise Mißbilligung in ihrem Blick, wenn es jemand zu weit getrieben hat mit seiner Selbstdarstellung – oder auch eine leise Ironie in ihrem Blick und in ihren Worten, wenn es angebracht war. Eine stille und leise Ironie, die aber oft mit einem Lächeln einherging, das niemals abfällig oder verurteilend oder von oben herab war oder kam. Und ja, Herzensbildung, das trifft es genau.

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                1. Ich habe so ein Faible für alte Wendungen – oder sagen wir so – wenn Worte von mir eine Weile nicht mehr genutzt werden oder ich sie nicht mehr hörte, dann tauchen sie von alleine wieder auf und schieben sich ins Bild.
                  So z.b kürzlich “lätschert” oder “letschert”.

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          2. Und obwohl ich sie vermisse und sehr traurig darüber bin, daß sie letztes Jahr (im November) starb, bin ich doch irgendwie froh darüber, daß sie dieses Frühjahr nicht mehr erleben musste. Sie starb umgeben von lieben und geliebten Menschen, die am Ende ihre Hand hielten. Wie wäre es wohl abgelaufen, wenn sie erst in diesem Frühjahr gestorben wäre… ? Ich glaube, das alles, was nun geschieht, miterleben zu müssen, hätte sie einfach nur sehr sehr traurig gemacht. Ja, es wäre weniger Mißbilligung von was auch immer gewesen, sondern eine tiefe Traurigkeit hätte sie erfasst. Nicht über sich selbst sondern über diese Welt.

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              1. Danke dir, lieber Gerhard!
                Nun habe ich eben noch zwei Gedichte an und über meine Tante geschrieben und hochgeladen.
                Ich denke, damit ist das Buch dann auch beendet. Ich glaube, das könnte nun wirklich ein schönes und gutes Ende für den Gedichtband sein – das meine Tante in Erinnerung ruft und ehrt.
                Viele liebe Grüße, Hannah
                P.S. Ich hatte Ende letzten Jahres auch schon einige Gedichte über das Leben und den Tod meiner Tante geschrieben, die sind auch im Blog… aber dies nur am Rande. Ich glaube, es ist sehr wichtig, gerade diejenigen Menschen in Erinnerung zu behalten, die nie – niemals – ein Aufhebens um sich selbst machten.

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                1. Diese Haltung ist auch ein Mysterium trotzdem für mich.
                  Eckhard Tolle erzählte mal eine kleine Geschichte über einen asiatischen Mönch, der zu unrecht beschuldigt wurde: “Ist das so?” fragte er nur.
                  Jahre später wurde er rehabilitiert und man entband ihn von einer auferlegten Pflicht. Auch da fragte er “Ist das so?”.

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              2. Ja, die Geschichte über den Mönch kenne ich. Die ist sehr schön. Eine Weisheitsgeschichte über einen sehr weisen alten Mönch. Ich bin leider (noch?) nicht so wie dieser Mönch. Ich möchte gerne alles richtig stellen und zurechtrücken – wann immer es geht… gerade, wenn es um Ungerechtigkeiten und ungerechte und ungerechtfertigte Anschuldigungen geht… ; ) Liebe Grüße, Hannah

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  4. ich, meiner, mir, mich, – kam ja doch einige male vor , wurde bemerkt und gestrichen. Immerhin. Die Zeichnung ist genial, finde ich, und wohl ziemlich typische: Ich, meiner, mir, mich…Ja, das darf aber hier auch sein.

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