Hemmung

Beim Fotografieren fiel mir der Begriff “Hemmung” ein (Mein Kopf geht eigene Wege).
Man kennt “”Hemmung” vielleicht vom Schachspiel. Da geht es darum, eine der gegnerischen Figuren in ihrer Wirkung einzuschränken. Man zieht ihr Kraft ab, man lässt sie nicht so agieren, wie sie gerne würde.
Man vermindert ihre Kraft. Man erschöpft sie oder man gibt ihr artfremde Aufgaben.
Manchmal reicht genau das alleine, um eine Schachpartie zu gewinnen.

Hemmungen gibt es auch im Alltag. Sie können sich ganz verschieden zeigen, ist doch der Begriff ziemlich “weich”.

Manche Hemmungen meines Lebens erinnere ich.

Eine meiner Hemmungen war körperliche Gewalt. Ich konnte das nie und kann das auch jetzt nicht.
Auch wenn mich jemand angriff, war ich wehrlos.

Als Junge spürte ich, daß mir da was fehlt. Also versuchte ich mich mal darin, einem Jungen den Arm auf den Rücken zu drehen. Gefallen hat mir das nicht, es war merkwürdig falsch und war ausserdem eine “sterile” Übung.

17 thoughts on “Hemmung

  1. Hemmungen gibt es auch in der Technik (etwa in der Uhr). Manchmal muß etwas aufgehalten, abgebremst werden. Oder im Rechtssystem. Oder in der Ethik, in der Psychologie. Hemmungen sind überall. Und sie sind nützlich. Würde alles nur ungebremst losrasen liefe die Zeit noch viel rascher, wäre die verbleibende Zeit kürzer (wieso kapieren das manche Politiker nicht?).
    Es ist gut, auf körperliche Gewalt zu verzichten. Ich sage das als jemand, der lange Zeit (oder immer wieder mal) Kampfsport getrieben hat. Aber mir, allein schon wegen der Brille, waren Schläge immer zuwider. Aber jemanden ins Leere laufen, stolpern zu lassen hat durchaus seinen Reiz.
    Wenn es mit Worten nicht mehr geht, dann halt ganz körperlich. Nein, ich habe das nie im tiefen Ernst anwenden müssen und bin darüber sehr froh. Ich weiß vor allem auch nicht, wie das gegangen wäre, denn natürlich habe ich Hemmungen… und wer weiß, ob die ein anderer auch hat.
    Hemmungen sind gut. Sie dürfen nur den Menschen – oder die Uhr – nicht völlig beherrschen. Sonst geht gar nichts mehr voran. Bleibt die Zeit stehen, bleibt der Mensch stehen und handelt nicht mehr. Wäre das ein Zustand völliger Entropie? Keinerlei Energie mehr im Weltall? Keinerlei Reaktionen? Auch das wäre ganz verkehrt.
    So bleibt es eine Aufgabe, einen Kompromiß zu finden. Wie ihn die Techniker in der Uhr fanden. Sie muß laufen, damit die Zeit abläuft. Aber gehemmt!

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    1. Jemanden ins Leere laufen lassen, wie oft hintereinander ginge das?! Irgendwann hätte der oder die keine Lust mehr drauf und würde treffen. Oder sehe ich das falsch?!
      Jedenfalls, Petra, du bist ja ungehemmt in deiner Sprachlust.😀 Ein Peter hätte die nie!

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      1. Kommt drauf an… Notwehr heißt, das notwendige Maß an Gegenwehr aufzubringen, um gegenwärtigen Schaden an der eigenen Person (bei Nothilfe an jemand anderem) abzuwehren. Und dann so schnell wie möglich das Weite zu suchen, aber dalli!

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    1. Man muss sich wehren können und man sollte es auch können, wenn andere angegriffen werden, sie dann eben gegen einen Aggressor zu unterstützen. Dazu allerdings braucht es keine körperliche Gewalt.

      Hemmung kann viele ursachen haben. Eine Ursache kann eine schwere Geburt sein.

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  2. Hemmungen beim Fotografieren kenne ich. Die kann ich aber meist überwinden.
    Beim Anwenden von Gewalt könnte ich es vermutlich auch nicht. Da müsste ich mich auf meinen Fluchtinstinkt verlassen – und dass ich rechtzeitig die Situation einschätzen kann um zu fliehen.

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  3. Gewalt ist immer schlecht und auch keine Lösung, weshalb ich deine Hemmungen als positive Eigenschaft sehe. Aber geschickte, erlernte Selbstverteidigung bei tätlichen Angriffen, hat eigentlich nicht wirklich mit Gewalt zu tun und dafür besuchten unsere Kinder in ihrer Jugend extra Kurse wie Aikido und Wing tsun. Was auch eine gewisse Selbstsicherheit gibt und manche Ängste überwinden lässt.
    Liebe Grüße, Hanne

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  4. Jetzt würde mich der Ausgangspunkt beim Fotografieren interessieren. Wenn es die Hemmung ist, sich dem Tier aufzuzwingen, es z.B. um des besseren Fotos oder der genaueren Bestimmung willen umzudrehen, dann bin ich sofort mit meinem Verständnis dabei. Manche haben dazu einfach eine andere Einstellung.

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    1. Neuerdings (!) halte ich gelegentlich einen Zweig still oder drehe ein Blatt um, wenn sich ein Tierchen schnell vor mir auf der Blattunterseite verbirgt.
      Bisher hatte ich das nicht gemacht, überlies es dem Zufall, ob ein Foto gelang.
      Ich hatte eben auch schon einige Male unbekannt anmutende Insekten vor dem Auge, konnte nur ein oder überhaupt kein Foto machen. Das ist dann immer recht schmerzhaft.

      In der Regel ist das aber so, daß mir zu 98% Fotos gelingen, also brauche ich keine zusätzlichen “invasiven” Mittel.

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  5. Sehr interessant, wie du diese “Hemmung” beim Schachspiel beschreibst. Das lässt sich ja 1:1 auf das “Spiel zwischen Mesnchen” übertragen. Und ja: dein Kopf geht eigene Wege, manchmaö so hab ich den Eindruck, trifft er dabei auf meinen. :))) (Ich hatte übrigens ein ähnliches Erlebnis wie das, das du am Ende des Textes erzählst, und hab es auch so empfunden). Liebe Grüße, Andrea

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    1. Schach ist reduziert in seinen Regeln, doch wie ein einfacher lebender Organismus im Vergleich zu grösseren Tieren, zeigt es ( z.Teil komplexe) Merkmale auf, die ihre Entsprechungen in der Aussenwelt finden.

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  6. Hemmungen bei der Anwendung von Gewalt hab ich auch. Auch bei diesen dusseligen Armdrückerspielen. Hab ich nie mitgemacht, hatte allgemein keine Lust, jemanden zu besiegen. Manche fanden das komisch, sogar unmännlich. War mir völlig egal.

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