Ungereimtes und Unverstandenes


Jan Vermeers “Dienstmagd mit Milchkrug” (Kunstkalender 2002 von Harenberg)

Der sehr kleine Tisch vor dem Fenster, der nicht der Wand folgt (!), ist übervoll mit allerlei Waren.
Das Licht fliesst selektiv auf einige der Gegenstände, wie etwa dem Blau eines Tuchs, das sich auch im Rock der Magd findet. Am Boden etwas zu finden, das wie eine Kaffemühle aussieht. Oder wie ein Nachttopf in einem Behältnis.

Letzthin schaute ich einen Krimi (oder besser einen kleinen Teil davon).
Die Frauen in dem Stück sprachen ungewöhnlich schnell und zugleich deutlich.
So etwas tut man, wenn man weiß, was man sagt, aber nicht, wenn man eine Aussage erst gerade entwickelt. Schnelles Nuscheln geht allerdings immer.
Nun kann man sagen: Diese “Rattersprache” war einer bewussten Dramaturgie geschuldet!!
Schauspiel soll ja – offenbar – gerade nicht der Realität entsprechen?!
Das ist allerdings neu für mich. Ich dachte bei Schauspiel immer an “Authentizität”.

Vielleicht bin ich von vorgestern.

16 thoughts on “Ungereimtes und Unverstandenes

  1. Die Forschung geht ja inzwischen davon aus, dass Vermeer bei seinen Gemälden eine Camera obscura benutzt hat. Demnach könnte es sein, dass der Tisch bewusst so gestellt wurde, damit die Utensilien besser in den Blick kamen.
    Im Übrigen hast du eine sehr schlechte Reproduktion des Bildes abfotografiert. Beispielsweise ist die Schürze im Original deutlich als blau zu erkennen und das Tischtuch hat einen Grünton.

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  2. I can’t imagine why one would have a chamber-pot in the same area as food preparation! Anyway, it’s so small only a child could sit on it! As for people talking quickly….they’ve got far too much to say!

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  3. Dieses Gemälde hat so eine schöne, ruhige Stimmung! Die Handlung verläuft konzentriert und kompetent, das Licht wirkt so freundlich und friedlich.
    Das steht in völligem Gegensatz zu deinem nachfolgenden Bericht über die hektisch rappelnden Stimmen.

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    1. Unsereins stellt doch die Tische an den Rand.
      Allerdings ist es vielleicht eine neue Ungezwungenheit, sie so zu stellen, wie man möchte?!

      Die rappelnden Stimmen erinnern mich auch – wieder mal – an meine Insekten, für die Sekunden Minuten sind.
      Nun, sei es ihnen gegönnt!

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  4. Dieser vermeintliche Nachttopf ist laut Wiki eine Kieke, oder Feuerkieke und ist ein alter, speziell in Norddeutschland gebräuchlicher Begriff für ein tragbares Gerät zum Wärmen, besonders der Füße.
    Der Tisch steht schon etwas seltsam zur Wand, aber mir gefällt dieses Bild trotzdem gut und schnelles Sprechen, wie es z.B. die Sprecherin der Linken macht ist einfach nur sehr nervig für mich.😉

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  5. Allein das Zusammenbringen des wie von Milch übergossen wirkenden Köpfchens mit der Milchmagd finde ich grossartig. Bei dem am Boden stehenden Kasten denke ich an eine Mausefalle.
    Mir ist das in Filmen auch schon oft aufgefallen und nur da. Ich weiss ja nicht, was für einen Krimi du gesehen hast, kann mir aber vorstellen, dass bei synchronisierten Filmen die vielsilbigen deutschen Sätze schwer in die Lippenbewegungen zu passen sind.

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    1. Ja, Mausefalle, ich hatte schon daran gedacht.

      Das war ein deutscher Krimi mit flotten Kriminalbeamtinnen, so kam es mir vor.
      Vielleicht müssen die NEUEN Frauen hübsch sein, Power haben, flink im Kopf sein und einen 26h-Tag meistern können.

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      1. Mobil Kommentare zu schreiben ist einfach nicht meins. Ich wollte noch fortfahren mit meiner Vermutung, dass hier wohl schon die Generation der früheren Sailor Moon-Mädchen und Lara Croft-Teenager in einem idealisierten Powerfrauenddasein zum Ausdruck kommen soll.

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  6. Schnelles Sprechen hat etwas Unangenehmes. Es kommt oft von inneren Unruhe. Diese innere Unruhe überträgt sich auf die Sprechweise und die Stimme. Da schalte ich auch ab!

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