Der Strom der Buchstaben

Dieses Gemälde misst erstaunliche 330 x 425 cm. Es entstand Ende der 50er Jahre.
Es stammt von Simon Hantaï und wurde im Harenberg-Kalender von 2002 besprochen.

Es ist übervoll mit philosophischen, literarischen, biblischen oder mystischen Schriften.
Solche Maße habe ich nur bei Gerhard Richter oder Pawel Nikolajewitsch Filonow gesehen.

Bei Filonow, da erinnere ich mich, war jeder Quadratzentimeter ein kleines Universum.,
bei Simon Hantaï vermute ich dasselbe.

Ob Hantaï seine in Schrift gegossenen Überlegungen seriell aufgetragen hat oder bestimmte Themenbereiche nur in bestimmte Ecken, weiß ich nicht.
Jedenfalls ist die Schrift jetzt zum Teil verwaschen.
Man erkennt auch nicht, zu welchen Lebensumständen dies und das verfasst wurde. Ohne die Kenntnis davon sind solche meist kurzen Sätze sicherlich eher rätselhaft.

20 thoughts on “Der Strom der Buchstaben

  1. danke für Präsentieren und deine Assoziationen dazu! Ich liebe solche rätselhaften Schriftbilder sehr. Die Vorstellung der Größe des Bildes, dazu die Farbigkeit, machen es zu einem spannenden Objekt.

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  2. Faszinierend. Nein, nicht das Bild vom Bild, dafür sieht man zu wenig. Vielleicht hättest Du für Auschnitte Deine Makros verwenden müssen.

    Aber so sieht es aus, wie ein schlechtes und unvorteilhaftes Foto meiner Haut. Da werde ich dort mal nach den Worten suchen… wo nicht an der Oberfläche, so werde ich vielleicht in der Tiefe fündig.

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  3. Interessant finde ich tatsächlich, dass du das im Blog Nichzeigbare zumindest für meine Phantasie ergänzend so beschreibst, dass ich mir unter der Vielzahl der Worte, Sätze und Fragmente auf Leinwand im Verein mit diesem Bild, das mich an fleckige altes, oft noch als Lappen weiterbenutzte Textilien erinnert, etwas Inhaltliches vorstellen kann, wobei es für mich irrelevant ist, ob das der Intention des Künstlers oder der Interpretation anderer Betrachter entspricht. Für mich und meine Art zu denken wäre es ein gelungenes, metaphorisches Abbild des individuellen, von erinnerten Worten geprägten Gedächtnisses mit all seinen Unzulänglichkeiten, Missverständnissen, fleckenhaft sich gegenseitig zu überschreiben trachtenden Kontroversen … Ich muss nicht wissen, welche Texte der Künstler dafür gewählt hat, mir genügt das Beispiel für mich selbst.

    Vielen Dank für diese Anregung am frühen Morgen!

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    1. Fleckig, wie ein Lappen, gewellt, so soll es ja im Original aussehen.

      Danke auch für die Verbindung zum eigenen Gedächtnis, das ja ein eigenes Reich ist mit all seinen möglichen Wirrungen.
      Der ungarische Künstler hat’s aufgeschrieben, was ihn bewegt hat, aber dergestalt losgelassen, bekommen ja diese Worte ein Eigenleben wie in deinem Beispiel des Gedächtnisses. Man kennt die einzelne Intention, den Hintergrund der Erfassung bald nicht mehr

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    1. Ich sagte das ja.
      Im Harenberg-Kalender wurden ja alle möglichen Bilder gezeigt, von klitzeklein bis sehr groß im Format. Die Filonow-Bilder in einem anderen Katalog wurden dann meistens noch durch Ausschnitte ergänzt. Aber selbst diese Ausschnitte reichten nicht, da ja bei Filonow auf jedem Quadratzentimeter was los war.

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