Drabble Dienstag – November 26

Wieder nehme ich an einem Drabble-Dienstag teil, hier von Puzzle ausgerufen.

Die 3 Stichworte dieses Mal lauten:

Vermögen + übernehmen + alt
***

Klein-Ernst wurde Anfang der 60er in ein Erholungsheim geschickt.
Für Mütter, die mehrere Kinder hatten, übernahm dieses Heim die Betreuung.

Vieles dort war ihm unbekannt, so etwa das gemeinsame Duschen.

Die Aufseherin sprach ihn in der Dusche an. Das war ihm sehr peinlich – sie hatte gemerkt, daß sich bei der Kälte etwas bei ihm regte.

Ohne Vermögen, es abzustellen, packte er seins zwischen die Hände, so gut es eben ging und wandte sich ihr zu.
Sie belehrte ihn ausgiebig über dieses und jenes.
So zahlte sie es allen heim.
Klein-Ernst schwieg, bis er alt war, daüber.



40 thoughts on “Drabble Dienstag – November 26

    1. Der Zeitpunkt, Diana, war eher zufällig.
      Ich hatte das schon vor 2 Wochen geschrieben und dann auf die neuen drei Worte umgemodelt.

      Aber die öffentliche Debatte jetzt ist mir schon wichtig, denn ich hatte vor etwa 4 Wochen Rechtsanwältin Clemms Buch zum Frauenhass gelesen.

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  1. Sexuelle Übergriffe gibt es in allen möglichen Varianten. Und Übergriffe gegenüber Kindern, tja, gerade da sind oft Frauen beteiligt, alleine schon, weil die Kinder ihnen primär anvertraut werden.

    Der arme Jung trägt es mit sich rum, ganz anders als der den Margaret Mead beschrieb (ich glaub zumindest, dass sie das war, auswendig weiß ich es auch nicht) – ein kleiner Bub, er stand mit erigiertem Glied mitten auf dem Dorfplatz und die Frauen umkreisten ihn und riefen: “oh, mein kleiner Prinz!” Und ähnliche Dinge.

    Der Schluß daraus war kurz, dass es der wenig einschränkenden Erziehung jener Völker leichter falle, psychisch gesunde Menschen heranzubilden. Doch dass der Knabe noch nicht alt genug war, um all den gegebenen Tabu – Regeln unterworfen zu sein vergaß sie zu erwähnen oder zu beobachten.

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    1. In dem Heim gab es auch einen weiteren Jungen, dessen Glied vor der Nachruhe erigierte. Ich hasste das.
      Ob ich es an mir selbst hasste? Kann schon sein.
      Was ich als kleiner Knirps gerne zeigte, war, den Daumen senkrecht zu den Fingern anzulegen. Das konnte offenbar niemand.

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        1. Ich konnte auch andere Dinge. Etwa einen reibenden Ton erzeugen, zwischen Zeigefinger und Daumen. Wobei auch das Reiben keinesfalls, so betone ich hier ausdrücklichst, NICHT in Zusammenhang zu bringen ist mit irgendwelchen Gepflogenheiten, zu Bette und zu Roß!

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            1. Ist es nicht.
              Mich haben die bösen Mädchen aus dem Kindergarten weggegrault!
              WAS für ein Zeichen, daß ich mich von Mädchen vergraulen lasse! Diese kleinen Krawallos!
              Graute denen vor nichts!
              Traute seitdem kaum Mädchen mehr.
              Trauen lies ich mich auch nie.
              Grau sind meine Tage!

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      1. Ich bin ja kein Transmensch. Aber meine Mutter wünschte sich immer ein Mädchen. Als die Töchter meiner Oma immer nur Jungs gebaren (11 in Folge), erwähnte sie gerne, als ich in der Sesse saß, daß ich ihr Mädchen sei, wegen der wunderbaren Locken.
        Dem Wunsch wollte ich nachkommen, doch eine jüngere Cousine sagte später: Du gehörst nicht zu uns Mädchen. Guck mal, was Du zwischen den Beinen hast!!
        Ich weiß noch, daß da eine Welt für mich zusammenbrach.

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  2. Die wochenlangen Erholungsheim-Verschickungen ohne Begleitung durch die Eltern haben in den 50er und 60er Jahren viele Kinder der frühen Nachkriegsgeneration traumatisiert, das höre ich immer wieder im analogen wie im digitalen Umfeld.

    Vorher waren es die Kinderlandverschickungen, mit denen die Kinder verschreckt wurden. Vermutlich waren es oft noch dieselben Ansichten, unter denen sie dort leiden mussten. Als wären die langen Trennungen nicht schon furchtbar genug.

    Ich kenne keinen einzigen heute ja immerhin meist um die sechs Jahrzehnte und mehr hinter sich gebracht habenden Menschen, der etwas Positives darüber zu sagen hätte.

    Dass speziell die Sexualität ein Extrakapitel an Boshaftigkeit und (Macht-)Missbrauch geboten hat, kann ich mir vorstellen. Das Erlebnis des kleinen Ernst muss in der Situation grauenvoll gewesen sein. Ich fand ja schon die ersten Erlebnisse von Gemeinschaftsumkleiden in der Schule unangenehm, und da konnte man schnell wieder weg.

    Ausserdem denke ich, dass es nie zu spät sein kann, um sich über solche Situationen und die Empfindungen solcher Erlebnisse zu äussern. Das Schweigen zu brechen und seine Verletzung zu benennen hilft ganz vielen, nicht nur einem selbst.

    Fast hätte ich vergessen, dass es sich hier um eine Drabble-Geschichte handelt und ich finde, das hast du äusserst gut genutzt, Gerhard. Hab einen schönen Tag!

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    1. Danke für die vielen Anmerkungen dazu, Heide.
      Ja, diese Frauen packten ein ganzes Arsenal an missbräuchlichem Verhalten aus.
      6 Wochen war ich weg und hatte mir zum Schluß “eine Art Lederhaut” zugelegt.

      Daß meine Erzählung gerade zu den Aktionstagen der Gewalt gegen Frauen rauskam,ist eigentlich Zufall. Ich hatte aber letzten Monat das beeindruckende Buch von Frau Clemm zu “Gegen Hass auf Frauen” gelesen. Vielleicht kam deswegen aber wieder das Thema hoch.

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      1. Das Lesen etwas bewusst, aber auch unbewusst in einem auslöst, kenne ich auch. Der Moment ist ambivalent, aber dann wie der berühmte Knoten, der aufgeht.

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  3. Ja, schweigen bis er alt war.
    Ein Lebenstrauma. Ein Wahnsinn und leider nicht nur in der Vergangenheit.

    Die Scham, die Erdniedrigung, die Bloßstellung, lässt unzählige Menschen mit ähnlichem Schicksal schweigen.
    Dein Text passt sehr gut zu den 16 Aktiontagen gegen Frauen und Mädchen.
    Denn auch Männern und Jungen geschen schrechkliche Ereignisse.
    Das wäre alles ein abendfüllendes Thema: GEWALT in all ihren Ausdrucksformen.
    Danke Gerhard.

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    1. Diese Geschichte passte auch zufällig zu den Aktionstagen. Ich hatte sie schon vor 2 Wochen geschrieben.
      Die Autorin des Buchs “Gegen Frauenhass”, Christina Clemm, kam auch gestern in den Tagesthemen/der Tagesschau zu Wort.
      In dem Buch lernt man: Gewalt hat viele Formen.

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                1. Allerdings.
                  Daß ich den Artikel heute veröffentlichte, hatte NICHT mit den Aktionstagen zu tun. Ich verabscheue Gewalt und wollte keinesfalls abtun, daß die Rechte der Frauen noch nicht so weit sind, wie sie sein sollten!

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