
Dies ist ein Beitrag zu Myriades Impulswerkstatt, Bild 4 und Mosaikstein „Abgründe“
Welche Abgründe tun sich auf, wenn man das Phänomen Geschwindigkeit betrachtet?
So manche Prozesse im Kosmos brauchen Jahrmillionen, andere im Molekülbereich benötigen so gut wie keine Zeit.
Das versteht und akzeptiert man sofort, auch weil es anorganische Prozesse in der Chemie und Physik betrifft.
Aber im Tierbereich, da denkt man, daß 1 Sekunde wohl gleich 1 Sekunde ist.
Tiere erleben m.E. eine gemessene Zeitspanne, also diese eine 1 Sekunde, unterschiedlich lang.
Wie kann es denn anders zu begründen sein, daß der Weltrekord eines Laufkäfers, im Vergleich zu seiner Größe, 700 km/h beträgt?! Noch dazu, wenn man bedenkt, daß so ein Käfer selbst auf dem glattesten Untergrund trotzdem gefühlt über Stock und Stein zu rennen hat? (Ich machte unlängst ein Detailfoto eines Blatts und darauf sah es wirklich wie ein Müllhalde aus, abgesehen noch von den Häarchen auf dem Blatt).
Das erste Mal sties ich detailliert in einem DLF-Artikel auf das Phänomen “Zeitspanne”: Wie erleben wir eine Melodie, wie nehmen wir eigentlich Bewegung wahr, was passiert da genau im Gehirn?!
Es ist klar, daß das Gehirn einzelne “Momente” verknüpft , einen Zusammenhang baut, Prozesse überhaupt so erst erfahrbar macht. Wir sind letztlich Zuschauer dessen, was uns das Gehirn als Aussengeschehen “bastelt”.
Und da kommen wir wieder auf das Thema “Insekten” zurück. Diese müssen schneller als wir sein, erleben “unsere” Sekunde gedehnter, können viel mehr in dieser erledigen und wahrnehmen. Auch wenn ihr Bewusstsein wohl eine beträchtlich reduzierte Variante unseres Bewusstseins ist.
Auf das Thema Zeit stösst man auch bei der Funktionsweise des GPS. Weil die Zeit in einem Satellit geringfügig langsamer abläuft ( 0,83⋅10 hochminus 8 zu langsam, siehe Einstein), muss diese Diskrepanz zur Erdoberfläche beim Messen des Ortes berücksichtigt werden, sonst ortet uns das GPS an einem ganz anderen Ort und wir könnten die Navigation mit dem Auto vergessen!
Nachzulesen hier
Zu guter Letzt: Nähert man sich dem Ende seiner Lebenszeit, wünscht man sich ein Langsamerwerden der Zeitverläufe. Doch das Gegenteil scheint oft der Fall.
Jedenfalls hat noch niemand eine Methode erfunden, aus einer Sekunde gefühlt zehn Sekunden zu machen!

Da denke ich mal wieder an das Märchen von der Eiche und der Eintagsfliege (Andersen). Und natürlich an die Physik, die behauptet, dass anders, als es Uhrenhersteller versprechen, die Zeit sehr wohl relativ und unterschiedlich im Verlauf ist.
Wobei das in der Tierwelt so eine Sache ist. Gehen wir zu den uns näherstehenden Wirbeltieren. Schildkröten gelten als langsam, aber jeder, dem schon einmal so ein Tier entwischt ist, fragt sich, ob die das Beamen beherrschen… und entdecken sich zwei dieser Geschöpfe in sexueller Hinsicht, wie es so hübsch heißt, erkennen sie sich, so geht es aber richtig zur Sache! Und gar nicht so langsam!
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Das ist hinlänglich bekannt.Wenn die Säfte überschiessen…
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Sehr lehrreich und spannend, was du zu diesem Thema zusammengetragen hast.
Hab Dank und sei lieb gegrüsst!
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Ein jeder hat so seine erfahrungn mit Zeit, nicht
wahr?!
Liebe Grüße Gerhard
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Hochinteressant, lieber Gerhard ! Ich habe einmal eine Doku gesehen über den Versuch nachzuvollziehen wie ein Facettenauge sieht und wie eine Biene die Welt wahrnimmt. Es war sehr gut gemacht trotzdem glaube ich, dass das immer nur eine Annäherung bleiben kann, denn es sind ja nicht nur die Augen verschieden sondern auch das dahinter liegende Gehirn. Bei Zeitwahrnehmungen anderer Wesen als Menschen bleiben wir wohl auch auf Spekulationen angewiesen. Es ist ja schon schwierig die eigenen Wahrnehmungen anderen Menschen zu erklären oder vorzuführen. Auf jeden Fall sind Sinneswahrnehmungen ein sehr, sehr spannendes Thema und die subjektive Wahrnehmung der Zeit ohnehin. Herzlichen Dank für den interessanten Beitrag zur Impulswerkstatt.
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Danke Myriade!
In der Tat können wir folgendes nicht umsetzen: “Walk a mile in my shoes”.
Zum Schneckenfoto habe ich noch zwei weitere Beiträge in Vorbereitung! 😃
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Und in den Schuhen von Insekten zu gehen, gestaltet sich natürlich auch etwas schwierig 🙂 🙂
Noch zwei? Super !
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Die Wette zwischen Faust und Mephisto sei in diesem Zusammenhang in Erinnerung gerufen:
„Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn! “
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Faust und Mephisto wieder 😉
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Eine hoch interessante Betrachtung des Gefühls zum Ablauf der Zeit! Mit 82 kann ich bestätigen, Jahre, Monate, und Tage viel schneller ablaufen als in der Zeit, als ich noch die Schulbank drückte.
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Angeblich soll die Zeit im Alter viel Langeweile aufweisen, in der Jugend erlebe man vieles ganz neu. Ob das die Ursache ist? Ich mag daran nicht glauben.
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Über Langweile kann ich nicht beklagen.
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Dachte ich mir 😀
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Widerspruch zu deinem letzten Satz: mein Zahnarzt kann das!
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Gratulation zu deinem Zahnarzt. 🙂
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Das verwandte Thema – wie nehmen wir Bewegung wahr, nehmen wir sie überhaupt wahr oder ist es ein Konstrukt unserer Hirntätigkeit, die Objekte (auch Töne), die nacheinander erscheinen, als zusammengehörig erkennt und miteinander verbindet – beschäftigt mich ebenfalls. Irgendwo las ich mal, dass das Wirkliche (dem Leben Zugehörige) die Bewegung sei, während Raum und Zeit Abstraktionen seien, die uns helfen, das Wirkliche einzuordnen. Das leuchtet mir ein.
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Töne, die nacheinander erscheinen, werden als zusammengehörig erkannt, in dem man den nächsten Ton errät/vorwegnimmt. So entsteht eine Melodie. So zumindest im DLF-Artikel beschrieben.
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das ist wohl bei bekannten Tonfolgen so, wo sich die Verbindungen eingeschliffenes haben. Beim Hören unbekannter Musik bilden sich aber auch Figuren, Klangbilder.
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sehr interessante Gedankenanstösse sind das. Ich habe mich zu Studienzeiten mit der menschlichen Wahrnehmung und Messung der Zeit in verschiedenen Kulturen und sozialen Schichten befasst (meine Magisterarbeit), doch noch nie mit der tierischen und pflanzlichen Zeitwahrnehmung.
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Ich las vor Jahren, daß ein amerikanischer Forscher, der die Sinneswahrnehmungen von Pflanzen untersucht hatte, lächerlich gemacht wurde.
Chatgbt sagte mir aber gerade, daß ein indischer Pflanzenphysiologe, Jagadish Chandra Bose, schon Untersuchungen recht früh durchgefühert hatte.
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Oh ja, die individuell gefühlte Zeit bzw. das unterschiedliche Erleben für die verschiedenen Arten und Gattungen halte ich für einen Fakt. Hat ja auch mit der Anzahl der Herzschläge zu tun – glaube ich gehört/gelesen zu haben. Wenn mein Hamster gerade einmal 2, 3 Jahre LEBENszeit hat, dann erlebt er eine aktive Nacht doch sicher ganz anders als wir. Und als mich einmal ein Hund gebissen hat, war dieses Ereignis, das wohl nur 1,2 Sekunden dauerte für mich die Ewigkeit. Da hat sich das Empfinden eindeutig beschleunigt und das Geschehen wirkte verlangsamt – oder so ähnlich.
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Solches wird ja oft berichtet, In solchen Momenten verändert sich die Zeitempfindung.
Danke für diese Schilderung, ich muß an einen Sturz vor etwa einem Jahr denken, indem mir während des Fallens einiges durch den Kopf ging.
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