Tagesgedanken XXXI

Bleib jung!

So endete eine Rückantwort auf einen Geburtstagsgruß an einen Schulfreund.

Zunächst war ich etwas irritiert. Was bedeutet eigentlich: “Bleib jung”? Mir war klar, daß das von ihm nicht eine allgemeine Floskel war.

Kann man “Bleib jung” so auslegen: Werde (ja) nicht ältlich ?!
Oder heißt das: Verliere deine Jugend nicht, die Du (so beispielhaft) lebst?!

Jung bleiben heisst: Neugierig sein/bleiben. Es bedeutet aber auch: Kindliche Fehler machen, so daß mancher fragen könnte: “Wie bist Du eigentlich groß geworden?!”.

Kindliche Fehler mache ich nur noch selten, aber ausgeschlossen sind sie nicht. Ich kann mich schon noch blamieren, das geht. Im Gegensatz zu manchen Zeitgenossen täte mir das aber ganz schön weh.

Was die Neugierde angeht: Ich würde gerne noch mit 89, falls ich so alt werde, eine ganz neue Serie an Plastiken entwerfen. Das würde passen! Natürlich weiß ich nicht, wie es da um die “Säfte” bestellt sein mag. Und ob ich auf diese überhaupt noch Einfluß hätte auf dem Weg dorthin?

Jung sein heißt auch: Sich ausprobieren. Gut: Das mache ich nicht um jeden Preis. Es gibt da ja so manche Alte, die sich fast lächerlich machen. Die jeden “neuen Scheiß” mitmachen. Nein, ein solcher bin ich nicht, da blamiert man sich dann doch vor den körperlich Jungen! Sich quecksilbrig zu verhalten, das passt nicht zum Alter!

Ich hoffe jedenfalls, mich mit diesem kleinenText nicht blamiert zu haben!

25 thoughts on “Tagesgedanken XXXI

  1. Da mache ich mir keine Sorgen. Wer so voller Neugierde, voll Lust an neuen Eindrücken durch die Welt geht, eigenen Gestaltungswillen zeigt, Beiträge liefert und dabei doch das Maß findet an Bescheidenheit und Rücknahme, wo uns das Alter schlicht einen Riegel vorschiebt und wir es für Weisheit ausgeben, diesen zu akzeptieren, der bleibt Jung. Also, so jung wie jeweils möglich.

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    1. Bescheidenheit, das erwähntest Du gerade, betört mich immer noch an Menschen, selbst wenn sie Meister in mancher Angelegenheit sind. Solche Leute gibt es.
      Das Alter schiebt mir natürlich Riegel vor. Was ich als Junger Mann versäumte, kann ich nicht nachholen, lege aber ohnehin keinen Wert (mehr) darauf.
      Ausserdem: Neue Länder, neue Erfahrungen im Stakkato, also im Zwang, machen keinen Sinn, da man ohnehin wieder schnell alles vergisst.
      Noch ist jeder Tag neu – und das ist doch viel!

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      1. Haben wir in der Jugend etwas versäumt? Klar, denke ich auch manchmal! Aber was? In der Zeit tat ich anderes, auch wenn es oft nicht das war, “was man halt macht.” Nein, ich habe nicht wirklich etwas versäumt.
        Und ja, es ist gut, weiter neugierig zu sein, gleichzeitig zu wissen, dass man nicht alles tun und machen kann, nicht alles erfahren kann und will, eben sich selbst ein klein wenig (und auch nur das!) zurückzunehmen. Probier ich immer wieder, klappt manchmal!

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  2. “Bleib jung” ist von meinem Gefühl her ein sehr schönes Kompliment, Gerhard und bei allem was du hier noch dazu schreibst kann sich eigentlich ein jeder das aussuchen was und wie er/sie/es selbst für sich empfindet.
    Alt werden wir alle, wobei es aber sehr wichtig ist zumindest im Herzen jung zu bleiben und sich auch entsprechend zu verhalten. 😉
    Liebe sonnige Grüße, Hanne ☀️

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    1. Ja, Hanne, ich habe hier auch einen Kommentar bekommen, in dem meine Erörterungen als ziemlich absurd bezeichnet wurden.
      Dabei habe ich schon als junger Mensch gute Erfahrungen mit Alten gemacht und bin keinesfalls einem Jugendwahn verfallen.

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  3. Lieber Gerhard, blamiert hast Du Dich ganz bestimmt nicht. Aber Hand aufs Herz: Ist es denn so wichtig, was andere von uns denken? Der Trend unserer Zeit, dieses “forever young” hinterlässt ein schales Gefühl. Im Herzen jung zu sein hat nichts mit dem physischen Altwerden zu tun. Es heisst, seelisch und geistig lebendig zu bleiben, an der Welt und ihrem Geschehen Anteil zu nehmen, ohne etwas forcieren zu wollen, was gerade Mode ist. Schönen Sonntag, Elisa

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  4. Jung bleiben über die Jahre ist ein Ding der Unmöglichkeit. So gesehen hätte ich diesen Text, wäre er an mich gerichtet, als pure Ironie, mit Tendenz ins Zynische, aufgefasst. Vielleicht ist es aber auch nur Ausdruck des Zeitgeistes, der Jugend zum Fetisch stilisiert und Alter als Krankheit brandmarkt.

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    1. Seit gut 30 jahren bin ich Freund des Alterns!!
      Ich kaufte mir vor 30 jahren “jüdische Portraits” von Koelbl, weil ich die Altersgesichter toll fand.

      Wie man so missverstanden werden kann?!
      Ich sollte solche Themen NICHT mehr anpacken !!

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    1. Alt werden, aber jung bleiben…
      Gestern sah ich auf einem Konzert einen älteren glatzköpfigen Mann tanzen wie vielleicht ein Junger. Wäre er jung gewesen, wirkten seine Moves sicher cool, beim älteren Zeitgenossen nicht unbedingt. Da scheint man voreingenommen…

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  5. So bleibt man jung. Auch Fehler darf man machen. Auch blamieren darf man sich mal, nur nicht zu oft. Immer neugierig bleiben, immer Neues ausprobieren. Aber nicht jung bleiben wollen um jeden Preis. Da blamiert man sich tatsächlich.

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  6. “Jung bleiben heisst: Neugierig sein/bleiben. Es bedeutet aber auch: Kindliche Fehler machen, so daß mancher fragen könnte: „Wie bist Du eigentlich groß geworden?!“.” Das unterschreibe ich und den Rest deines Textes auch. Jung kann man im Geist sein, ich würde sogar meinen 88 jährigen Vater noch als jung bezeichnen.

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