Was man so alles nicht ist

Dies ist ein Artikel zu Christianes neuer Einladung zum Schreiben.
Drei Worte müssen in einem Text mit max. 300 Worten verwendet werden.

Abendbrot
heimatlos
auszeichnen.

Die Worte sind von Heide mit ihrem Blog “Puzzle“.

*

Was man so alles nicht ist!

Horst hörte diesen Satz in seinem Leben schon des öfteren. Auch Thomas…oder auch Martin.

Alle eint, daß sie offenbar bestimmte Dinge nicht können.

Einen Nagel richtig in eine Wand einzuschlagen, zeichnet sie nicht unbedingt aus.

Beim oppulenten Abendbrot passend einen Spruch eines Philosophen zitieren zu können, ist zwar durchaus hübsch, aber im Grunde obsolet. Lieber will die Gastgeberin hören, ob die Speisenauswahl gelungen war. Doch das gelingt ihm und den anderen nur bedingt. Zu sehr sind sie vergeistigt. Das eint sie.

Thomas versucht Werke meist im Original zu lesen. Zwar ist er nicht sozusagen “heimatlos“, aber er möchte den Originalton vernehmen, nicht eine irgendgeartete Übersetzung. Der Übersetzer kennt ja seiner Vermutung nach nicht immer den Hintergrund und den “Hinterort” des Geschriebenen. Über manche Übersetzung eines einzelnen Wortes wurde ja schon vielerorts seitenlang diskutiert, immer wieder. Das füllt Bände!

Das alles versteht Trude nicht. Sie ist eher praktisch veranlagt und weiß mit Thomas’ “Feingeistigkeit” wenig anzufangen.

Was sind das für disparate Welten?! Was interessiert ein Philosoph, der vor mehr als 2000 Jahre gelebt hat? Hat der denn seine Gene hinterlassen?! Trude glaubt: Nein!!

So geht das Spiel weiter. Die Herren mit ihrem Faible fürs Feingesponnene treffen auf Mitlebende, die eher lebensnah orientiert sind.
Wenn die Herren einer nach dem anderen sterben, steht vielleicht auf ihrem Grabstein: “Er dachte tief, aber er irrte sich (bisweilen)!”
Schade. wenn es so sein sollte. Darauf ist (im Grunde) gepfiffen. Keiner weiß nämlich dann, was derjenige so dachte. Selbst wenn es Wort für Wort geschrieben steht.

20 thoughts on “Was man so alles nicht ist

  1. Das ist lustig, dass du den Gedanken so gegenüberstellst, ob jemand Gedanken oder Gene hinterlassen haben mag und welche Wertung dem zukommen könnte, je nach Betrachter. Schwer zu entscheiden, in Einzelfällen, was man sich gewünscht hätte, wenn man hätte entscheiden dürfen.

    Ob sich Übersetzer nicht doch mit dem Hintergrund des zu Übersetzenden auseinandersetzen? Abund zu höre ich mir auf DLF-Kultur Buchbesprechungen an und da lässt sich bei den Kritiken schon heraushören, dass es der eine oder andere besonders gut gemacht habe.

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  2. Die deutsche Sprache hat die vier verschiedenen Arten der Liebe, wie wir sie im klassischen Latin und Griechisch vorfinden, alle in einem Topf gesteckt. Wie soll man verstehen, wenn jemand behauptet, er habe dies oder jenes nur aus Liebe getan? Diese Frage hast du mit deiner Geschichte von deinen Philosophen angeschnitten, lieber Gerhard.

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  3. Es wäre ja schön, wenn die Welten sich bemühen würden, einander zu ergänzen, und falls das nicht möglich ist, wenigstens einander zu unterstützen oder einander nicht lächerlich zu machen. Hach ja. Es gäbe so vieles …
    Nachmittagskaffeegrüße ☁️⛅💻☕🍪

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  4. “Keiner weiß nämlich dann, was derjenige so dachte. Selbst wenn es Wort für Wort geschrieben steht.” Wie wahr, Gerhard, und selbst, wenn die Absicht da geschrieben steht, weiß man nicht, ob sie echt oder fake ist.

    Und im Grunde stellt das unser ganzes Denken in Frage.

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  5. Diese Herren haben es eigentlich gut: Sie sitzen in vertrauter Runde in gemütlicher Umgebung, werden freundlich und gut mit Speisen versorgt, halten es aber nicht für nötig, der Wirtin einmal ein dankbares, anerkennendes Wort zu sagen oder ihre philosophischen Gesprächen einmal eine Wendung zum Lebenspraktischen hin zu geben.
    Ich denke mal, daß sie dann auch ein anderes Wort auf ihrem Grabstein finden würden…
    Aber wozu so weit vorausdenken? Lieber im Hier und Jetzt leben, also nicht unbedingt im Gasthaus, sondern…
    Ach ja: Im rauhen Alltag, dem sie hier gerade entfliehen.

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      1. Nein, das wollte ich damit nicht sagen. Es sei den Herren gegönnt zum seelischen Auftanken.
        Aber wenn sie auch einmal ein “Herz” und ein gutes Wort darüber hinaus finden würden, würden sie merken, wieviel freier und froher sie dann würden.

        “Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu Andrer Glück; denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück.” Goethe wußte um dies Geheimnis des “Schöpfungsgesetzes vom Geben und Empfangen bzw. der Wechselwirkung”. 🙏♥️🍀

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