Stonecold

Wieder steht für zwei Wochen Christianes Aufruf für eine Etüde an.

Ich nehme daran teil.

In max 300 Wörtern kann man eine kleine Geschichte, ein Essay, ein Gedicht, ein Was-auch-immer schreiben, die drei vorgegebene Worte enthalten müssen.
Puzzleblume vom Blog puzzle ❀ gab diese drei vor:

Wetterbericht
ordentlich
irisieren.

*

Horst hatte den Wetterbericht nicht studiert. Er war im T-Shirt zur Beratungsstunde gegangen.

Als er das Gebäude verlies, war es merklich kälter geworden. Schnell hastete er zu seinem Auto. Die Strasse hatte er sich gemerkt, er hatte da schon mal schlechte Erfahrungen gemacht. Da ist er er wirklich ordentlich drin geworden!

Er kam in der Strasse an. Und er erkannte auch gleich die typischen Buchten und die Art der Gebäude.

Doch, wo war sein Auto?

Nichts! Sein Auto war nicht da! Da konnte er gucken wie er wollte!

Es war spät geworden, er begann zu schwitzen, ausgerechnet bei dieser plötzlichen Kälte.
Sein Blick drohte zu verschwimmen, irisierende Sterne funkelten, ihm wurde übel.

In seiner Not lief er über die nächste breite Kreuzung, wohl wissend, daß er danach niemals auf sein Auto stossen würde. Aber wenn schon irrationale Situation, wieso also nicht auch irrational handeln!
Er hätte ja auch z.B. einen x-beliebigen Passanten nach seinem Auto fragen können, das wäre genauso abwegig gewesen.

Nach der Kreuzung dann wiederholte sich jäh (!) genau der gleiche Strassenzug, mit all den Gebäuden und Parkbuchten, eins zu eins eine Kopie des vorherigen Abschnitts.

Und da stand sein Auto! Wirklich, da stand es!

Da stand er nun, fast die Ruhe selbst – nach aussen hin.
Nach einer Minute griff er in seine Hosentasche.

Wo war der Schlüssel?!

Nirgendwo!
Das kann doch nicht sein, dröhnte es in seinem Kopf.
Plötzlich bemerkte er einen kleinen Zettel an der Windschutzscheibe:
“Schlüssel neben dem Auto gefunden. Ist in der Polizeiwache Strasse Bernoulli.”
Ein Passant konnte ihm sagen, wo das war.
Er fand die Wache dann auch. Wies sich dort aus und erhielt den Schlüssel bar in die Hand!
Nachts war es nun schon , stone cold draussen.
Er schloss sein Auto auf, setzte sich hinein und … überlies sich erstmal dem Schlaf.
Danach würde er weitersehen.

*

Knapp 300 Worte

18 thoughts on “Stonecold

  1. Solche der Ordnung übertrieben huldigenden städteplanerischen Konzepte waren mal beliebt. Ich bin dankbar für jede Farbgestaltung an Fassaden oder in Parkhäusern, die man sich merken kann, aber wenn man damit nicht rechnet, kann man ganz schön herumirren. Dass jemand dann wegen Stress Schwindel empfindet und kreislaufbedingt “Sternchen” irisieren sieht, kann ich mir vorstellen.

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  2. Puuuh, ein Albtraum, aber mit glücklichem Ausgang.
    So habe ich mal mein Auto in einem mehrstöckigen Parkhaus gesucht. Die Stockwerke waren mit Städtenamen gekennzeichnet und ich wußte es einfach nicht und suchte ständig in den anderen Stockwerken, die alle gleich aussahen. Irgendwann fand ich es dann und weiß den Namen des Stockwerkes bis heute: Dublin

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  3. In einer ähnlichen Situation in Paris, mussten wir unser (abgeschlepptes, weil im Parkverbot geparktes) Auto von einem Sammelplatz weit außerhalb der Stadt abholen nachdem wir unsere letzten Ersparnisse geblecht hatten.. 😉

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    1. Das ist mir auch schon mal passiert. Teures Theaterstück damals !!
      Und passlich: auch noch geblitzt danach, als ich mein Auto endlich weit außerhalb zurückbekommen hatte.

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  4. So ist es mir einmal in einer fremden Stadt ergangen. Meine Frau und ich waren ins Kino gegangen. Als wir nach der Show herauskamen war es dunkel und alles sehr ganz verwirrend im Laternenlicht aus. Nach langem Suchen und Fragen habe wir das Auto endlich wieder gefunden.

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  5. Was für eine Horrorgeschichte. Und Glück im Unglück, dass der Schlüssel abgegeben wurde. Ich kann das gut verstehen, dass er auf den Schock erst einmal schlafen musste 😉 – aber ich wäre vermutlich trotzdem heimgefahren.
    Morgenkaffeegrüße ⛅🌳☕🍪🌼👍

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