
Wieder steht für zwei Wochen Christianes Etüdenaufruf an.
Ich nehme nach längerer Zeit wieder daran teil.
In max 300 Wörtern kann man eine kleine Geschichte, ein Essay, ein Gedicht, ein Was-auch-immer schreiben, die drei vorgegebene Worte enthalten müssen.
Myriade gab diese drei vor:
Giraffe
mondsüchtig
suchen.
*
Manchmal glaubt Horst, mit ihm sei etwas nicht in Ordnung.
Zwar ist er kein Kleptomane oder mondsüchtig oder dergleichen.
Aber seitdem er alt geworden ist, überkommen ihn ab und an Bilder und Gefühle aus länger zurückliegenden Jahren.
Eine Reklame an einer Hauswand versetzt ihn in die USA oder in den nahen Osten, wo er ähnliches mal gewahr wurde.
Wie Leinenfetzen umweben ihn manchmal solche schlierenhaften Gebilde. Oft sind das völlig belanglose Eindrücke. Erinnerungen ohne tieferen Zusammenhang, wie es scheint.
Es ist nicht so, daß ihn diese Eindrücke nerven. Sie sind einfach ab und an da wie etwa ein blauer Himmel.
In Gartencafes schaut er manchmal wie eine Giraffe jungen Frauen zu, die für ihn keck und selbstsicher wirken, offenbar immer in der richtigen Zone zwischen Wagnis und Zuviel agierend. Und auch jungen Männern, die all das richtig lesen, also sozialisiert sind, wie man so schön sagt. Das Unbekümmerte, Fröhliche, Leben eben.
Sozialisiert war Horst ja gerade nicht in seinen jungen Jahren gewesen. Ihn tat es gut, dieses Lockersein an Anderen jetzt zu sehen und es damit auch ein Stück zu erleben, als wäre er noch jung. Schmerz über da Versäumtes überkam ihn nicht.
Horst als junger Mann war jemand, der immerfort hoffte ohne zu suchen.
Als Eigenbrötler war er damals auch keine Zielscheibe. Und Losgehen war auch nicht seine Sache gewesen.
Doch damals ist nicht heute. Heute ist alt, sagte sich Horst, aber jung sein ist trotzdem. Alles eine Frage des unangestrengten Kopfes. Nichts muß, alles kann. Dummer Spruch, aber trotzdem stimmig.
Schöne Geschichte. Auch wenn ich sie nicht auf deinem Block gelesen hätte, hätte ich dennoch gewusst, dass sie von dir ist. 😉
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Wenn Du so bist wie Dein Lachen…
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Das macht er ganz richtig, der Horst.
Diese Lockerheit ist vielleicht das Gegenmittel zur Alterssturheit. :–)
Das scheint mir löblich zu sein.
Lieben Moirgengruss,
Brigitte
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Alterssturheit, oje! Was einem alles drohen könnte!!
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Ja mit dem Alter kommen die Erinnerungen und die manchmal schmerzenden Vergleiche mit der neuen Zeit.
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Jede/Jeder empfindet diese meine Zeilen anders, je nach seiner eigenen Lebenserfahrung.
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Ich finde ja, dass es schön ist, sich an mehreren Kreativprojekten zu beteiligen, weil Kreativität durch Übung gestärkt wird und nicht etwa geschwächt !
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An Projekten fehlt es mir eigentlich nicht, Myriade, nur sind einige hier kaum sichtbar. Aber ich weiß, was Du meinst.
Du bist ja auch extrem umtriebig, meine ich. 🙂
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Ja doch, ich finde man muss die Lebensqualität herausquetschen wo es geht 😄
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Jeder möchte ein intensives Leben.
Ein Freund von mir berichtet aber aktuell aus seinem Urlaub an der Nordsee: Schmökern und Spaziergänge.
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Was intensiv ist, ist ja auch eine Definitionsfrage. Spazieren und Lesen kann doch sehr intensiv sein, finde ich
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Ich dachte, Du würdest mir jetzt beipflichen 🙂
Wieder nix 🙂
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Oh je 🙂 🙂
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Ich identifiziere das Gefühl, mittendrin und trotzdem nicht dabei zu sein. Oder eben genau umgekehrt. Hast recht: Es wird ausgeprägter, je älter man wird. 🤔😉
Schön, dass du wieder mal mitschreibst! 👍
Mittagskaffeegrüße ⛅🌼☕🍪🦋👍
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Für das Wiedermitschreiben gab es mehrere Gründe.
Einer ist: Ich beobachte etwas um und an mir und möchte eigentlich darüber schreiben.
Kaffee gibt es erst wieder mit Kuchen 🙂
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Ich bin gespannt 👍
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Eigenbrötler und Geschichten über solche, meist liebenswürdigen Menschen sind mir die liebsten!
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Ja, ich schätze dich auch so ein, Sonja. 🙂
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