Briefe an mich

Immer wieder schrieb ich in meinem Leben Tagebuch.

Etwa zur Bundeswehrzeit, um diese Phase für mich zu bewältigen.

In den 80ern ab und an in irgendwelche Kladen.

Kontinuierlich wurde das so erst ab 1999 und zwar für knapp 18 Jahre. In einer Worddatei. Deshalb überhaupt kaufte ich mir einen PC!
Internet nutzte ich mit ihm gut ein Jahr überhaupt nicht.

Um 2017 hörte ich mit dem täglichen Schreiben ganz auf.
Immer wieder versuchte ich es erneut, ohne irgendeine Dauerhaftigkeit zu erreichen.

Anfang März dieses Jahres fing ich wieder damit an und hoffte mir wie einst möglichst täglich etwas zu erzählen.
Es ging darum, mich zu verstehen, die Welt, mein Hiersein und vielleicht auch Töne eines etwaigen Aufbruchs (oder Abfalls) besser vernehmen zu können.
Und auch weil ich mich als einzigen verstehe.

Doch seit Mitte März schrieb ich kaum mal eine Zeile.

26 thoughts on “Briefe an mich

  1. Da wirst du dich wundern, lieber Gerhard, ich schreibe mehr oder weniger täglich seit Beginn meines ersten Studiums mit 18 Tagebuch. Leider sind jedoch meine frühen Tagebücher verschwunden. Allerdings ist das auch nicht derart schlimm, da ich seltenst einmal wieder in meine alten Tagebücher schaue, außer in jene auf meinen Reisen in die Arktis, in den Himalaja und durch Afrika. Die habe ich dann teilweise in Bücher verwandelt. Mir war es immr wichtig, in besonders schöne Bücher und mit feinen Stiften relativ schön zu schreiben. Das Tagebuch ist mir zu eine Routine wie Zähneputzen geworden. Je älter ich wurde, desto weniger schrieb ich über meine Gefühle, die heute fast keine Rolle in meinen Tagebüchern mehr spielen. Heute finde ich es spannend über Ideen, Gedanken und Beobachtungen zu schreiben. Im Grunde liebe ich sehr die Disziplin, richtig schön per Hand zu schreiben, da ich sonst nur am Rechner schreibe.
    Mit lieben Grüßen
    Klausbernd
    The Fab Four of Cley
    🙂 🙂 🙂 🙂

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    1. “in besonders schöne Bücher und mit feinen Stiften relativ schön zu schreiben.”
      Das hätte ich bei Dir auch assoziiert. 🙂

      Einen Author Ortheil lernte ich vor Tagen durch einen kurzen Bericht kennen: Der schreibt per Hand in mehrere Kladden täglich. Jede Kladde hat dabei eine eigene Funktion.
      Bei Kladden ärgert mich immer der Blattrand, wenn die Schreibhand nicht mehr aufliegt. Hilfe wäre ein 2tes Buch direkt nebenan. Was ich natürlich zur Hand haben muss.
      Ich schreibe primär in WORD, damit ich auch korrigieren kann. Allzuoft, das lernte ich vor 20 Jahren schon, kann das Geschriebene unverständlich, unklar sein oder es finden sich bessere Ausdrucksweisen beim Nochmal-Drübergehen..

      Liebe Grüsse
      Gerhard

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      1. Lieber Gerhard,
        das Unvollkommene ist ja auch der Charme des Handgeschriebenen. Ich würde das so nie veröffentlichen. Da gibt es viele Fehler, ungeschickte Ausdtrücke, aber das gehört für mich dazu und auch, dass man sich besonders konzentrieren muss, möglichst alles ‘richtig’ zu machen. Ich finde es toll, dass ich mit der Hand viel, viel langsamer schreibe, also in gewisser Hinsicht auch überlegter als mit dem Rechner.
        Ganz liebe Grüße vom sonnig warmen Norfolk
        Klausbernd 🙂

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        1. Du lässt das also bewusst so stehen, was Du geschrieben hast, auch wenn es ein könnte, daß Du Dich viel später mal fragst: “Was wollte ich mir da eigentlich gerade sagen? Aus welchem Geschehen heraus schrieb ich das?
          Nun gut, man könnte beim direkten anschl. Drüberlesen erkennen: “Ich füge noch ein paar Noten hinzu, um es klarer zu machen”, aber Du scheinst selbst das nicht zu machen oder?!
          Grüsse aus dem heute nebligen Würzburg.

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          1. Lieber Gerhard,
            du hast recht, bisweilen – zum Glück nicht zu oft – verstehe ich nicht mehr, was ich geschrieben habe. So ist das eben. Allerdings lasse ich stets unter jedem Tagebucheintrag einige Zeilen frei für spätere Erläuterungen. Das habe ich mir erst vor etwa zehn Jahren angewöhnt. Diese Zeilen nutze ich allerdings meistens für weiterführende Gedanken oder auch Literaturangaben.
            Liebe Grüße von der immer noch recht milden Küste
            Klausbernd 🙂

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            1. Ich habe in letzterer Zeit ab und an subtile Empfindungen, so als wäre ich in der Zeit zurückgefallen – oder ich spüre etwas, was nicht ganz zur Situation passt. Das sind alles angenehme Zustände, weil sie sozusagen den Trott der Empfindungen unterbrechen.
              Da lugt Freiheit empor.
              Manchmal klappt das Schreiben drüber, manchmal nicht.
              Liebe Grüße Gerhard

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              1. Je älter ich werde, je deutlicher wird mir, dass man nicht alles verworten muss. Bisweilen muss man geduldig warten, bis sich die rechten Worte finden, was dann neue Klarheit bringt. So geht’s mir zumindest.
                Ich war etwa zehn Jahre lang in einer Gurdjieff-Gruppe. Darüber versuchte ich Tagebuch zu schreiben, wobei es mir nie gelang, zu formulieren, was unser Lehrer wollte. Als ich dann Jahre später die Bücher über Gurdjieffs-Philosophie schrieb, begann es mir erst zu dämmern und dann plötzlich fanden sich die passenden Formulierungen. Manches, so scheint es mir, benötigt eine längere Inkubationszeit.
                Dein Gedanke, dass die Freiheit da hervorlugt, wo etwas nicht in die Situation passt, finde ich sehr erhellend. Wir brauchen das Unstimmige, um aufzuwachen – das ist übrigens ganz im Sinne Gurdjieffs. Ja, das ist auch so etwas wie das, dass du, glaube ich meinst. Ich werde plötzlich an diese Gurdjieff-Phase meines Lebens erinnert, obwohl ich der festen Überzeugung bin, damit abgeschlossen zu haben. Das passt ganz und gar nicht in meine jetzige Lebensauffassung. Ich weiß nicht so recht, was ich damit anfagen soll.
                Naja, ich denke, es ist halt so.
                Mit lieben Grüßen
                Klausbernd 🙂

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  2. Quote by Socrates: “To know thyself is the beginning of wisdom.” Perhaps this quote explains why you repeatedly return to the practice of writing a diary, Gerhard. Today I learned that we share another aspect of life with one another. Greetings from a former Bundeswehr soldier (1963 – 1965)!

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  3. Diesen Beitrag hier finde ich ueberaus interessant.
    Ich selber habe nie Tagebuch geschrieben. Mary fuehrt immer eines auf unserern Reisen. Ich schaetze das sehr und freue mich immer wieder, dort alte Eintrage nachlesen zu koennen. Ich nutze sie auch vielfach fuer meine eigenen Reiseberichte in meinem Blog. Leider kommt Mary aber nicht immer dazu, die Berichte fertigzustellen, weil auf den Reisen vielfach die Zeit fehlt. Man kann ja nicht nur den ganzen Tag mit Schreiben des Tagebuchs verbringen. 😉
    Ich selber habe schon einmal daran gedacht, auf’s Smartphone zu diktieren, sowohl auf Reisen als auch fuer meine Blogs, aber ich kann mich einfach nicht daran gewoehnen, zu reden wenn nur eine Maschine zuhoert.
    Liebe Gruesse,
    Pit

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    1. Ich hatte mir vor 30 Jahren auch ein Diktiergerät gekauft, aber kaum genutzt…was eigentlich schade war, denn so hätte man bestimmte Ideen schnell festhalten können.
      Naja, immerhin sind Teile meines Lebens gut abgedeckt. Das ist ja schon was.

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  4. Interessant, dass dein tägliches Schreiben der Grund für die Anschaffung deines privaten PCs war. Wie du schien mir das so ganz andere Medium noch intensiver wirksam als Handschrift und Papier. Vielleicht gibt es einen Unterschied, eine stärkere Betonung beim “Senden” durch die Handschrift, aber über den PC ein eindrucksvolleres Erlebnis beim “Empfangen”, wenn man sein Geschriebenes liest.

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    1. Beim Schreiben auf dem PC kann man idealerweise seinen Text vielfach überarbeiten: ihn präzisieren und verständlich machen, für sich selbst vor allem. Ich lernte, dass man es nicht leicht hat, klar zu sein. Inhalt und Substanz zu liefern.
      Gut war ein Text, wenn er authentisch und deutlich denken und empfinden abbildet.

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  5. Früher habe ich viel Tagebuch geschrieben. Hier liegen etliche volle Kladden rum. Jetzt ist mein Blog so eine Art Tagebuch, jedenfalls für die eher oberflächlichen Dinge des Lebens, meine Photos. Zu privat möchte ich in der Öffentlichkeit dann doch nicht werden. Wenn, dann mache ich das PW geschützt

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  6. Sich zu verstehen, heißt nicht unbedingt, ein Tagebuch zu schreiben. Ein Tagebuch schreiben, kann helfen, sich zu verstehen. Jedoch schreibst Du durch Deinen Blog ja auch eine Art Tagebuch. In Geschichten verarbeitest Du Geschehnisse oder refelktierst über Erlebnisse und Entscheidungen wie in diesem Beitrag. Das ist ja auch eine Art Tagebuch. Vielleicht hilft Dir diese Sichtweise ja, daran mit einer besseren Leichtigkeit zu gehen.
    Mir würde es auch schwer fallen, mich auf ein bestimmtes Format zu zwängen. Daher ist für mich ein Tagebuch auch nicht das Optimale. Vielleicht ist ja auch eine Mischform für Dich gut.
    Trotzdem verändern wir unsere Gewohnheiten und das ist auch gut so. Das eigene Verständnis wird dadurch auch gestärkt.
    Ich hoffe, diese Gedanken helfen Dir in dem Punkt weiter.
    Einen schönen Sonntag Dir noch.
    Liebe Grüße
    Monika

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    1. Danke Monika!
      Für sie selbstreflexion braucht man Zeit und Ruhe. Dazu fehlen mir also die Grundvoraussetzungen. Jetzt.
      Es gibt Leute, die ab und an etwas niederschreiben, so im Abstand von einigen Wochen. Das wäre vermutlich jetzt ein gutes Format.
      Wandlungen im Denken werden aber so nicht klar.

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