Juliana Buhring – Mein Weltrennen

Juliana Buhring

Das Buch dieser jungen Frau hatte ich in 2 Tagen ausgelesen, so stark fesselte es mich. Deswegen einige ausschweifende Zeilen über den Inhalt:

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Die tief unabhängige Wahl-Neapolitanerin Juliana Buhring beschliesst mit 30, auf den Tod ihres Freundes, der bei einer Abenteuertour einem Krokodil zum Opfer fiel,  mit einer großen Unternehmung zu antworten, sozusagen im Geiste der Ideen, die ihr Freund einst mit ihr diskutiert hatte:

Sie will mit dem Fahrrad als erste Frau die Welt umrunden!

Sie ist eigentlich nicht übermässig sportlich, kennt das (Langzeit)-Radfahren in seinen  technischen Fragen rein gar nicht und hat keinerlei Sponsor.

So stur wie sie aber ist, setzt sie dieses Vorhaben trotz mangelnder Erfahrung um.

Es ist für mich vor dem Lesen gar nicht klar gewesen, welchen Gefahren sie sich dabei als Frau aussetzen würde! Durch einige Länder durfte sie als Frau ohnehin nicht mit dem Fahrrad fahren und in anderen Ländern, in denen die Stellung der Frau eine sehr schwache und gefährdete ist, dürfte es schwierig werden.

Sie hatte  von Anfang an einige ganz wenige Kollaborateure, einen “Cycling-Professor”, einen guten  Fahrrad-Mechaniker und einen gewissen Antonio, der mit ihr die wichtigsten Details beleuchtete.
Ausserdem hatte sie 2 Handys dabei und GPS, was zwar in einigen Gegenden nicht funktionierte, aber Antonio konnte ihr in den 5 Monaten ihrer Reise (sie hatte ein Timelimit) meist relativ gut folgen und ab und an telefonisch aushelfen.
Es gab auch so manche Helfer aus ihrer überreichen Vergangenheit: In jedem besuchten Erdteil hatte sie Freunde sitzen, die in einem oder anderen Fall zu Hilfe kommen konnten! Auch gab es immer wieder spontane Hilfestellung von freundlichen Einheimischen. Gerade auch von Männern, die dabei keinerlei Vorteil suchten!

Ohne dieses Netz an Gutgesinnten wäre es sicherlich mental viel zu hart geworden. Allein 29 Fahrradcrashes gab es zu bedauern und zu verkraften!
Es kamen zudem sehr viele harte und härteste Probleme auf, die sie letztlich allein zu bestehen hatte!

Als Frau war sie zwei/dreimal in Bedrängnis – aber hatte instinktiv die richtigen Strategien zur Hand, um nicht Schaden zu nehmen.

Die Strecke bestand aus zurückgelegten 29.070 km. Einzelne Flüge da, wo es Meere zu überqueren gab.

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Das Buch beginnt quasi verhalten.
Man stösst auf interessante Details der besuchten Länder, es liest sich unterhaltsam und auch lehrreich.
Doch recht bald beginnt die spirituelle Seite des Buches anzuklingen – und damit beginnt das eigentlich Spannende!
Was sie über ihre lebensgeschichtlichen Grundlagen wohldosiert erzählt, entwirft ein Bild, das erstaunlicher nicht sein kann: Sie lebte seit ihrem 4. Lebensjahr ohne Mutter, bald danach ohne Vater. Ohne eigentliche Heimat muß sie ihr Leben mal hier, mal da verbringen. Es wird deutlich, woher ihr Streben nach Autonomie rührt.

Auf ihrer Tour reflektiert sie das Leben, unsere Existenz, worauf es letztlich ankommt.

In einigen sehr zugespitzten Situationen, als alle Kräfte verbraucht zu sein schienen, hatte sie eindrückliche innere Erlebnisse, Erlebnisse, das wird deutlich, die man eben nur in Grenzsituationen erleben kann.
Sie hat dann auch eine überzeugende Antwort parat, wieso sie sich überhaupt dieser Strapaze mit reichlich ungewissem Ausgang aussetzte.

Das Buch wird so in bestem Sinne mehr und mehr zu einem spirituellen Lesebuch.

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3 Monate nach dem Abenteuer schreibt sie im Schlußwort  aus ihrer kleinen Wohnung in Neapel, wie das Besondere der Tour jetzt in einzelnen Punkten plötzlich banal zu erscheinen droht und die Alltagssorgen ihrer Umgebung hier plötzlich zu ihren zu werden drohen! Also sucht der Abenteurer bald ein neues Abenteuer, um wieder in diesen besonderen Zustand zu gelangen, in dem diese Dinge abfallen.
Eine Freude, dieser Frau in diesem Buch begegnet zu sein!

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