Studierzimmer

Ich hatte mir eine Wohnung gemietet.
Als ich mit anderen zur Besichtigung kam,
war da ein Heidenlärm. Eine große Baustelle.
Seltsamerweise wollte ich trotzdem hierbleiben.
In der Wohnung selbst würde es ruhig genug sein,
die Baustelle würde nicht ewig bleiben.

Ich fand bei dem Termin, daß mein Name falsch geschrieben war.
Hatte ich mich so undeutlich ausgedrückt?
Ich fand es eher lustig.

Die Wohnung mit der Nr. 967 (oder war es 966?!) war nicht ohne weiteres zugänglich.
Ich war es ja gewohnt, gleich von der Strasse einen Zugang zu haben.
Das war hier aber nicht der Fall.
Sooft ich es versuchte, mit untauglichen Bananenkisten zu einer Art Türe zu kommen, es klappte nicht.
Wie mir einige junge, lockere Frauen, die es auch zum Teil nicht gleich wussten, klar machten, gab es eine Gemeinschaftstüre, hinter der sich die Einzelwohnungen aufspliessen.
Dennoch nahm nach der Gemeinschaftstüre meine Verwirrung nicht ab.
Drinnen war es sehr unübersichtlich, Stock auf und ab lagen die Wohnungen sehr sehr verteilt, auf halber Höhe und um die Ecke.
Ich fand den Zugang dann doch, fast wie durch ein Wunder.

Drinnen in der Wohnung selbst war es sehr geräumig. Spiessig irgendwie.

Zurück draussen war jede, jede Menge Kleinverkehr. Ich hatte Schwierigkeiten zu parken, um einige wenige Sachen reinzuschleppen.
Wieder suchte ich den Zugang an der falschen Stelle, wollte einfach abkürzen.
Wo es doch nichts abzukürzen gab! Aber ich wollte das einfach nicht kapieren.
Peinlich fast.
Aber ich hatte auch Angst, drinnen erneut nicht die Wohnung zu finden.
Dem wollte ich mich nicht aussetzen.
So aber ging das nicht.
Ich musste mich dem peinlichen Procedere erneut aussetzen.

47 thoughts on “Studierzimmer

  1. Erst hab ich gedacht: Du ziehst um? Dann erkannte ich es als Traum, wurde aber von den Kommentaren wieder verunsichert: Hast du etwa neben Keramik, Zeichnen und Fotografieren noch literarisches Schreiben angefangen? Sehr gelungen!

    Am Ende dann deine Bestätigung: Traum von letzter Nacht!

    Und auf jeden Fall ein Text, den ich in die speziell ausgewählte Linkliste am Ende meines letzten Blogposts aufnehmen muss!

    Liked by 1 person

  2. Das habe ich sehr gern gelesen, es hat was von Kafka, was diese bruchstückhafte Welt angeht, in der die Einzelteile ganz realistisch sind oder sich zumindest so gegeben, die Kombination aber einer Logik folgt, die es zwar zu geben scheint, die sich aber konsequent einer Entschlüsselung verweigert. Auch sprachlich ists auf deine so typische Art geschrieben: knappe, unverbundene Sätze ohne Satzadverben, eine Abfolge von unkommentierten Tatsachen. Ein bissl “friss oder stirb”-mäßig. Auf jeden Fall ohne jede Anbiederung an den Leser. Ich mag das sehr.

    Es grüßt, Andrea

    Liked by 1 person

    1. … nachgelesen … also das mit dem Aussparen von Satzadverben stimmt eigentlich nur sehr bedingt, das war wohl mehr ein Eindruck. Was genau dann aber für dieses “Strakkatohafte” des Zextes sorgt? Da müsste ich nochmal genauer schauen …

      Liked by 1 person

  3. Dass er auf der Zeichnung nicht eben freudig, sondern eher ein wenig ärgerlich – verwirrt dreinschaut ist verständlich. Das Dableibenwollen schon nicht mehr so. Gewiß haben Altbauten ihren Reiz und Labyrinthe den ihren. Aber, verbunden mit den offensichtlichen und den nicht so offensichtlichen Nachteilen, auch ihre Schattenseiten.

    Hat das Bleibenwollen etwas mit der nicht nur äußeren, auch einer inneren Verwirrung zu tun, einer Spiegelung?

    Like

  4. Muss nicht unbedingt ein Traum sein. Ich hatte vor langer Zeit mal vorgehabt, in ein Wohnprojekt einzusteigen. In einer ehemaligen Fabrik. Ich habs aufgegeben. War ein echter Irrgarten. Ich mit meiner immer schon wenig entwickelten Linse bin immer am falschen Ort gelandet. Wie gesagt – Realität.

    Liked by 1 person

  5. hat die Struktur eines Traums. Heute kletterte ich eine falsche enge Treppe – richtig: Sprossenleiter – in einem Hochseedampfer hoch, zwei anderen Passagieren folgend. Ich musste zurück. Doch meine gelbe Katze, die den Weg nach oben geschafft hatte, sah mich Hilfesuchende an. Die senkrechte Sprossenleiter ängstigte sie…..

    Liked by 2 people

  6. Wie ich es lese und auch verstehe, war es die erste Wohnung während dem Studium und wenn ich an die Studentenwohnheime bei ins in Erlangen denke, kann ich das nach Erfahrung von damaligen Freunden auch richtig schön nachvollziehen!

    Liked by 2 people

Leave a comment