Drabble Dienstag No 5

Zum fünften Mal nehme ich an einem Drabble-Dienstag teil, hier von Puzzle ausgerufen.
*

Sie kam mit ihm am Strand ins Gespräch. Er war ein passionierter Muschelsammler.
Ruhig schritt er den Strand ab. Die besten Stücke sah er schon von weitem liegen, da hatte er ein trainiertes Auge.

War das jetzt faszinierend, fragte sie sich oder eine merkwürdige Passion?

Ihr verstorbener Mann hatte auch solch eine Leidenschaft. Er entwarf Schachprobleme, eines ausgefeilter als das andere. Nur Experten konnten diese Juwelen würdigen.
Zu Besuch kam nur ein einziger und sie sah die beiden bis in der Nacht hinein diskutieren. Solch ein Besuch belebte ihren Mann sehr.
Wann konnte er schon die Schönheit dieser Probleme teilen?

14 thoughts on “Drabble Dienstag No 5

  1. Mir gefällt der Gedanke mit der Schönheit der Probleme. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, es hat auch was mit Leidenschaft zu tun, wo man dann eben auch Fragestellungen entwirft, um nach Antworten/Lösungen suchen zu können. Das hat eine ganz eigene Schönheit, weitab von aller Nützlichkeits-Ideologie.

    Der Zusammenhang zu den Muscheln ist für meinen Geschmack an einem Punkt ein wenig schwach, weil die Muscheln ja kein Problem sind. Bzw. hast du die Verbindung über die Schönheit hergestellt (bei den Muscheln werden “die besten Stücke” gesucht. – Das wäre die Parallele zur Schönheit der Probleme), nach meinem Dafürhalten liegt der Kern aber eher in den “Probleme” (“ausgefeilte Schachprobleme”). Also dass etwas ein Problem ist und trotzdem, bzw. gerade deshalb – in seiner Kniffligkeit/Außergewöhnlichkeit/ … schön ist. – Das wäre nach meiner Lesart der Kern.

    Ein bissl banal, .. aber wenn zB der Muschelsammler auf eine Muschel tritt, was bissl weh tut, und sie dann aufhebt und schön und sammlungswürdig findet, wäre ev. mehr innere Verbindung zwischen den Teilen. (Das nur um zu illustrieren, was ich meine).

    Ist aber nur so ein Gedanke.

    Gern und angeregt gelesen!

    Liebe Grüße, Andrea

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    1. Die Verbindung von Muschel und Schachproblem ist die Schönheit.
      Der Begriff “Schachproblem” ist eigentlich per se falsch, wird aber so in der Schachwelt gehandelt.
      Schön ist dabei immer die Lösung, also eine Zugfolge, die atemraubend unerwartet ist und daher wirkt wie eine auffällige Muschel.
      Hat die Muschel eine unerwartete Abweichung von der Idealgestalt, wird das als Besonderheit empfunden. Meist hat solch eine Abweichung eine Grazie. Wenn nicht, ist sie ein Fehlstück.
      Bei einem guten “Schachproblem” verhält es sich ähnlich: Die Idee strahlt in ihrer Geschlossenheit und unerwarteten Wendung, etwas, was die Augen öffnet.

      Liebe Grüsse
      Gerhard

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        1. Schach ist schon ein eigen Ding.
          Ob man dieses “Spiel” vernünftig erklären kann?!
          Kännte ich es nicht zur Genüge, dann wüsste ich vermutlich nicht, was daran interessant sein könnte.

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  2. Durch die Sicht der Frau, die hier Parallelen zieht, verleiht sie dem Muschelsammler eine andere, weniger naive Grundeinstellung in der Betrachtung der Muscheln und dem Schachspieler mehr Liebenswürdigkeit. Das gefällt mir sehr.

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