Tagesgedanken XXXIII

Im Grunde ist der Mensch gut

Dieser Tage wohnte ich einer Konferenz zu KI bei, in der die Möglichkeiten dieser neuen Technik gezeigt wurden.
Vier Unternehmer zeigten beispielhaft Einsätze des neuen Tools.
Und ich muß sagen, das beeindruckte wirklich ! Nicht nur von der Brillianz der Anwendungen, sondern auch von der Sinnhaftigkeit her.
Wenig Platz im Podium nahm das Thema Missbrauch ein. Bei all der Euphorie hätte dieser Gesichtspunkt deutlich mehr Platz einnehmen sollen.

Jemand im Publikum erwähnte im Zuge einer kleinen Folge-Diskussion das Buch “Im Grunde gut”, das ich nicht kannte und das unlängst zum Bestseller wurde.
In ihm wurde die These aufgestellt, daß der Mensch im Grunde gut sei.

Neugierig geworden, nahm ich das Buch Tage später in einer Buchhandlung in die Hand und las einige Seiten.
Schon die ersten Seiten, in denen überraschende Beispiele für altruistisches Verhalten von Menschen bei äusserer Gefahr aufgezeigt wurden, überzeugten mich nicht.
Meine Einschätzung wurde dann auch bestätigt durch einige Rezensionen, die ich bald danach las.

Erstaunlicherweise fanden aber über 90 % der Käufer das Buch als sehr gut.

Es besteht offenbar der starke Wunsch, daß der Buchtitel stimme!

Wenn Wünsche wahr werden könnten…

19 thoughts on “Tagesgedanken XXXIII

  1. Immerhin gibt es Menschen, die hoffen. Die einen naiven Optimismus außerhalb ihrer Fachanwendungen für die adäquate Einstellung halten. Die ganz offenkundig die tatsächlichen Weltnachrichten ausblenden können.

    Das ist einerseits sehr, sehr beruhigend. Denn offenbar sind viele zumindest nicht so verbohrt und böse, dass sie nur noch ihrer eigenen Schlechtigkeit gerecht werden wollen. Nur noch brüllend und marodierend umherziehen. Ob im Internet, auch mit Hilfe der KI, oder draußen zwischen Fußballstadion und Asylunterkunft. Oder in wohlgesetzen Worten vor Gericht und in den Kommentarspalten.

    Das ist doch schön. Freuen wir uns einen Moment daran.

    Blöderweise sind diejenigen, die die neuesten technischen Möglichkeiten anwenden, kaufen, einsetzen nicht unbedingt die, die gerne jeden Schaden von anderen abhalten wollen, sofern sie ihnen und ihren technischen Möglichkeiten rechtzeitig aus dem Weg gehen. Und verkauft muß ja werden…

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  2. Leider bewahrheitet sich immer wieder, dass der Mensch – unabhängig davon, ob etwas gut oder schlecht ist – das realisiert, was er kann. Warum? Weil er es kann.
    Ich kenne kein Beispiel dafür, dass etwas aus Sorge darüber, dass es gefährlich sein könnte, verhindert wurde.
    Ich erinnere in diesem Zusammenhang an das Dürrenmattsche Stück: Die Physiker.

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    1. Der ottonormalbürger würde wohl kaum eine atombombe oder eine menschenfeindliche ki entwickeln, bzw. einsetzen. Aber diejenigen, die in entscheidungspositionen kommen, sind in unserer gesellschaft oder in unserer welt oft durch eine selektion gegangen, die gerade die, die am meisten krank sind, bzw. grundlegende soziale und menschliche kompetenzen nicht entwickelt haben nach oben bringt. Das ist vielleicht ein entscheidender grund für unser schlechtes bild über uns selbst.

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  3. Wenn ich dazu in einer nach oben offenen Diskussion einen Anfangsbeitrag leisten sollte, würde ich ihn wie folgt formulieren: “Im Grunde gut” sein können wir nur, wenn es uns “gut” geht. Gut geht es uns nur, wenn Überleben und Reproduktion gesichert sind. “Überleben” hat ein egoistischen Kern, “Reproduktion” einen sozialen. Deswegen würde ich mein Buch nennen:

    “Warum wir soziale Egoisten sein müssen”

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    1. Der Autor nannte anfangs zwei Situationen, in denen trotz eigener Gefährdung Menschen altruistisch handelten.
      Solche Menschen gab und gibt es gewiss, aber sie sind bei weitem nicht die Regel.
      Was ihre Motive waren und sind , das müsste zweifelsfrei geklärt werden.
      Einfach ist solch eine Antwort nie.
      Und mir nützt es auch reichlich wenig, wenn diese Leute nur einen verschwindenden Prozentsatz ausmachen.
      Denn soll das heissen: “Das Gros” ist lernfähig allemal und kann aufschliessen?!

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  4. Ich denke mal, Gerhard, “Im Grunde gut” ist nicht mal die schlechteste These, wenn sich Menschen erstmalig gegenüberstehen. Richtig interessant wird es aber dann, wenn kritisch und nach oben offen darüber diskutiert werden kann. Dann wird vielleicht auch eher verständlich, warum wir das nicht immer sein können bzw. warum “gut” in diesem Zusammenhang nicht die richtig Wortwahl ist.

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