
Dies ist ein Beitrag zu Myriades Impulswerkstatt, Bild 4.
“Die jungen Leute lachen Dich aus!”, meinte ein 60-Jähriger bei einer Blitzschachmeisterschaft. Ich selbst war 63 und der älteste Teilnehmer. “Fast so langsam wie eine Schnecke” meinte er wohl.
Recht hatte er. Zwar hatte ich jahrzehntelange Erfahrung im Schach, aber im schnellen Format des Blitzschachs brauchte ich manchmal zu lange, um eine Entscheidung zu treffen. Zwar war die Entscheidung oft richtig, brachte mich in Vorteil, aber ich verbrauchte zu viel Zeit dabei und hatte zum Schluss keine mehr übrig. Denn nur 5 Minuten standen jedem für eine ganze Partie zur Verfügung.
Junge Leute erfassen dagegen eine Situation im Nu, die Besonderheiten einer Schachstellung stehen meist instantan zur Verfügung. Bei einem alten Spieler aber können da schon mal keine Bilder auftauchen. Ein anderes Mal funktioniert dann der Kopf wieder wie gewohnt.
Das ist ein Handicap. Weswegen ich Turnerschach aufgegeben habe. Es ist ärgerlich, viel zu wissen, dies aber nicht immer anwenden zu können.
Blitzschach ist das am meisten verbreitete Format. Es Ist ein geselliges Format. Man kann so leicht 20 Partien an einem Abend spielen.

In jungen Jahren hab ich Turnierschach gespielt (“Hessen Liga Süd”). Da war ich neben einer 70-Jährigen die einzige Frau (19, 20,21). Bei den Sonntagsturnieren hielten mich die Herren erstmal für die Bedienung! Klar dass mich das zusätzlich motiviert hat!
Mein eindrücklichster Event war ein Einsatz am ersten Brett in der ersten Mannschafft. Die Gegner dachten, man hätte mit mir diesen Platz “tot gesetzt”, also den Punkt quasi vorab vergeben, aber einen fähigen Gegner beschäftigt. Mein Gegner machte den Generalfehler, mich total zu unterschätzen und eröffnete mit f2-f4! :-)))) Schnell gewann ich einen Bauern und war erstmal im Vorteil. Nun standen die Herren des gegnerischen Vereins um unser Brett und FEIXTEN! Herrlich… Mit hochrotem Kopf besann sich mein Gegner und setzte alles dran, nicht zu verlieren – ich ebenso. Es wurde ein Remis, für mich gegen den Besten der Gegner ein toller Erfolg!
Blitzschach war damals noch garnicht angesagt bzw. wurde nur sehr selten mal im Verein gespielt. Normalerweise spielten da leider nur Gleichwertige gegeneinander, was recht langweilig war. Eines Tages schaute ich aufs Brett und fragte mich: Warum sitze ich hier und schiebe tote Holzklötze hin und her? Jede Motivation hat mich da verlassen und ich hörte auf, Schach zu spielen.
Schön, dass du dir dieses schöne Hobby lebenslänglich hast erhalten können! Und das sogar mit Blitzschach!
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F2-F4 ist holländisch im Anzuge und durchaus eine brauchbare Eröffnung!
Dass du einst Schach gespielt hast, war mir bekannt.😀
Ich komme von dem Spiel kaum mehr los, spiele es meist im Netz: 3-Minutenpartien.
Nicht mit dem Erfolg wie vor 30 Jahren, aber ab und an mit einiger Genugtuung.
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gute Geschichte!
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Ich kann nur immer wiederholen: Entdeckt die Möglichkeiten der Langsamkeit.
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Das ist etwas kryptisch. Was genau meinst du damit?
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Ich kann da gar nicht mitreden, weil ich nie ernsthaft Schach gespielt habe, kann mir aber gut vorstellen, dass man im Lauf der Zeit beim Schach wie bei vielem anderen einerseits erfahrener andererseits aber langsamer wird. Mein Ansatz ist es, zu versuchen, Dinge so zu tun, dass die Erfahrung zum Tragen kommt und die Geschwindigkeit zweitrangig ist. Das geht natürlich nicht immer und bei allem …
Danke für die Einblicke in eine Welt, in der ich mich gar nicht auskenne …
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Über schach muss ich einfach immer wieder mal reden, weil mich das Spiel mein ganzes Leben begleitet.
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Das würde ich an deiner Stelle auch tun. Natürlich befassen sich alle gerne mit ihren Interessen und Themen
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eine ähnliche Situation kenne ich aus der Leichtathletik. Ich war schon immer ein schlechter Sprinter. Meist kam ich erst los, wenn die anderen schon am Ziel waren. Doch je länger der Lauf, dass der besser wurde ich in Sachen Marathon war es dann häufig ziemlich weit vorne. Das ist auch heute noch so ähnlich – Mit 74 Jahren. Auf eine Kurzstrecke lass ich mich gar nicht erst an. Ab 20 km bin ich in meinem Element.
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Ich war auch mal Läufer. Doch bekam ich Probleme mit meinem Knie und der Hüfte. Also lies ich es sein , mit dem Ergebnis, daß ich mit 70 noch gut zu Fuss bin.
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Auch wenn es jetzt nicht mehr das richtige Format sein mag, eine super schnelle Partie, aber meine Hochachtung dafür, dass du es früher gespielt hast! Mit fällt das Königsspiel schon in einem gemächlichen Tempo mittlerweile viel schwerer als früher.
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Ich spiele immer noch schnelle Partien, darf aber nicht hoffen, wie früher grössere erfolge einzuheinsen.
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