Auf der zeichnerischen Suche für ein neues Tonobjekt hatte sich einst eine Bleistiftzeichnung herausgeschält:
Ein Dritter sorgt für zwei Andere in einer Art brüderlichen Allianz.

Person “2” sorgt durch ein Band “4” für “1” und “3”.
“3” ist sperrig und eigen. “1” auch, aber nicht so ausgeprägt.
“2” sorgt und gleicht aus bei sowohl “1” als auch “3”. Er als Person maßt sich das nicht an, er kann es einfach – und profitiert auch selbst davon, weil ihn genau diese “Arbeitsleistung” innerlich stabilisiert.
Ich möchte die Rolle von “2” noch etwas beleuchten. “2” ist nicht stark in dem Sinne,
daß er auf alles in ( seinem eigenen ) Leben eine Antwort hat. Von aussen mag sein Leben sogar recht bescheiden wirken. Aber er kann sich in zwei andere Charaktere einfühlen, die es zulassen, daß “2” über deren Leben “ein Auge hat”.
Wachen heißt hier “wach sein”, ansprechbar sein, sich einfühlen können, gegenwärtig sein. Nicht immer natürlich, aber doch oft.
Das Band “4” stärkt alle drei. Es fliesst so auch immer einiges hin und zurück. Es ist keine Einbahnstrasse.
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Ich hatte dann mit dem Objekt begonnen. Da es insgesamt 20 Flächen hatte, die begradigt/ausgerichtet und gepflegt werden mussten, ein ordentliches Drumm Arbeit.
Nun ist es fertig glasiert und gebrannt:

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Darüber sind einige Monate vergangen! Was für ein Handwerk, das solch lange Zeit braucht.

Eine tolle Arbeit. Mir geht es ähnlich wie Jürgen. Die Wirkung ist doch sehr anders auf dem Papier, als in der Keramik. Vielleicht hat es mit der dunklen Glasur und der rauen Oberfläche zu tun, die dem flächigen Entwurf entgegensteht. Dennoch ist beides sehr gelungen bzw. aussagekräftig, Entwurf wie Objekt. Die Arbeitsstunden hast du vermutlich nicht gezählt 😉
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Danke dir, Almuth! 😀
Diese Glasur konnte ich tauchen, das ist eine Mischung aus Creme metallic und Tauchblau. Vielleicht wäre nur Creme metallic angemessener gewesen. Aber letztlich soll das Objekt ja für sich stehen können.
Es wirkt etwas sperrig, bekommt seinen Sinn und Gehalt erst durch die zugrunde liegende Idee.
Nochmals danke!
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Sperrig finde ich es gar nicht 🙂
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Dann ist ja gut 👍 😀
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Wer so vielseitig tätig ist so wie du, mein lieber Gerhard, braucht viel Zeit, um ein Projekt wie diese tolle Keramik zu einem schönen Abschluss zu bringen.
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Zeit ist in der Tat das Allerwichtigste.
Hudeln hilft da nicht 😉
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Den Aufwand sieht der Laie der Figur nicht an. Eine interessante Geschichte hast du dazu erzählt.
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So ist es meist bei Werken, mit dem Aufwand.
Ein Freund von mir hat dieser Tage gleich mehrere Tage an einer Trauerrede gefeilt – ich kann so etwas nachvollziehen, da sollte “alles” stimmen, kein Schlenker zuviel und das Wesentliche sollte zu Sprache kommen.
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Das ist ein tolles Kunstwerk, das ich dank Deiner Erläuterungen erst richtig verstehen kann. Chapeau!
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Danke Hedwig!
Ich hatte seit seinem Ursprung schon zig andere Werke angegangen, sodaß ich erneut damit in zeitlichem Abstand konfrontiert wurde.
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wundervolles kompliziertes Kunstwerk, immer spielt die Gedankenwelt, die eigene Situation des Künstlers eine große Rolle , oft unbewusst, sehe es als Inspiration, als Quelle, geheimnisvoll und doch aussagekräftig. Bewundernswert deine Arbeit, deinen Vorbereitungen, ein interessanter Arbeitsprozess.
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Liebe Afrikafrau, zu fast gleichen Anteilen kann man “zeitlich” Zeichnung, Ausformung und Glasieren ansehen. Meine Entwürfe jedenfalls sind in den letzten 12 Monaten sorgfältiger geworden.
Das Werk ist kompliziert, verliert dadurch etwas an Ästhetik. Mich haben die drtei Einschlüsse (im Grunde Dreiecke) beim Zeichnen fasziniert, das war ein rein grafischer Moment, der mir wichtig war.
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Gut Ding will Weile haben, keine Frage.
Der zeichnerische Entwurf strahlt einiges an Offenheit aus, an Prozessen und Wechselwirkungen.
Das fertige Objekt dagegen wirkt geschlossen und farblich distanziert. Ich frage mich, woran das liegt oder ob mein Eindruck täuscht.
Liebe Grüße
Jürgen
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Keramik ist eine “sehr langsame Kunst”, meistens jedenfalls.
Die Farbgebung des Werks ist einem mehrfachen Tauchen geschuldet, auch natürlich der Fotografie in einem eher dunklen Bereich der Werkstatt.
Heller wäre vielleicht zweckmässiger, denn das Objekt soll Hoffnung transportieren.
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Ach, ich merke gerade: das fertige Kunstwerk steht anders herum als die Zeichnung. Daher stimmen meine Zahlen nicht mit denen der Zeichnung überein.
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Ich zeige gerne beide Seiten eines Werks. Es sollte ja in jedme Falle stimmig sein, egal wie rum es steht.
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Nur dann stimmen die Zahlen nicht mehr überein.
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Das ist natürlich richtig. Nur auf der Zeichnung stimmen sie so.
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😊
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Eine philosophische Keramik. Die dunkle Glasur verleiht ihr den passenden Ernst 🙂
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Ach Du warst das, Joachim. Ich hatte deine Bemerkung Sonja zugeordnet 🙂
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Es gibt weitere Möglichkeiten, es anzuschauen: der Pfeiler 3 zweigt sich schon unten ab und bildet einen großen (versöhnlichen) Verbindungsbogen, dem man folgen möchte…
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Der Versöhnungsbogen ist das Zentrale an dem Werkstück.
Danke!
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Ja, da gibt es einen Versöhnungsbogen, in jedem Falle, ob man es von der einen Seite oder von der anderen Seite betrachtet.
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Der Bogen ist wichtig, wie schützende Arme, die sich um zwei Schultern legen 🙂
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Das ist wahrscheinlich in jeder Hinsicht ein spannungsvolles Gleichgewichthalten.
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Ich denke ja 🙂
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🙏🍀
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Eine philosophische Keramik. Die dunkle Glasur verleiht dem Ganzen den nötigen Ernst. 🙂
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Ja, ernst war es mir damit. Ich denke Sonja sprach?! 🙂
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Der Pfeiler 2 in der Mitte verzweigt sich nach oben. Aber der Pfeiler 3 bildet eine Abzweigung nach unten.
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Danke für die aufmerksame Betrachtung des Werks!
In der Tat wirkt da vieles an Kräften mit.
Eine Dreierkonstellation hat ja gemeinhin auch etwas Komplexes.
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😊
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Für mich wirkt es etwas so: Von unten links nach oben rechts ( oder umgekehrt) gibt es eine zusammenhängende Form, etwa wie ein W oder N.
Die Form steht fest auf dem Boden.
Dann greift aber von oben eine andere Form herein, die alles verändert / verändern will?
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Das was da eingreift von oben, soll das Sperrige der rechten Person andeuten. Das Eigene, das Individuelle, das sich nicht so ohne weiteres fügen wollende.
Natürlich kann man diesen sperrigen Fortsatz rechts als eine vierte Kraft deuten, die da eingreifen möchte. Aber viel Chancen hat die vierte Kraft nicht, da einen Keil reinzutreiben.
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Jetzt wird es schwierig für mich, da ich alles spiegelverkehrt deutete.
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Wer ahnt schon, welche menschlichen Konflikte in einem solchen Kunstwerk verarbeitet und überwunden wurden?
Und wer ahnt, wieviel Arbeit darin steckt?
Das Werk für sich macht jedenfalls auf sich aufmerksam. Man muß hinschauen und sich Gedanken machen.
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Bei der künstlerischen Annäherung fiel mir dieses Lebensthema auf/zu. Da ich tatsächlich eine solche Konstellation von DREI Menschen (als Einheit) kenne, war es mir eine Ehre, dies dann auch auszuprägen.
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😊
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