Was wurde eigentlich wirklich gesagt?

Dies ist ein Artikel zu Christianes neuer Einladung zum Schreiben.
Drei Worte müssen in einem Text mit max. 300 Worten verwendet werden.

Lehrer
grob
hauchen.

*

Unlängst traf Horst eine Bekannte nach gut 2 Monaten Pause wieder.

Er erinnerte sich an Gespräche, die sich um Verstimmungen bei ihr drehten.

Damals erwähnte er eigene Erfahrungen mit Depressionen, um sie zu stützen.

In den 2 Monaten dazwischen hatte Ihre fehlende Kommunikation trotz gelegentlicher SMS von ihm nach schlechter Verfassung ausgesehen.

Da lag er aber offenbar grob falsch.

Die Frau meinte, sie sei beileibe nicht depressiv, es sei tatsächlich ihr Mann.

Hatte Horst vor 2 Monaten tatsächlich alles falsch verstanden?

Gleich fing sie an, als eine Art spiritueller Lehrer zu agieren: “Wir haben nur dieses eine Leben und sollten es daher geniessen!”. Und hauchte nach kurzer Pause gedankenverloren: “Alles andere ist Frevel…”.

Was aber ist dieses “Geniessen?”, fragte Horst gleich. “Was versteht man darunter?”
Ihn reizte diese Frage ungemein, jedesmal wenn er das Wort ” geniessen” hörte.

Er insinierte dann aber nicht weiter. Sie fühlte sich gerade rund und zufrieden. Und das war gut so.

*

Eine Waage – im Gleichgewicht!

24 thoughts on “Was wurde eigentlich wirklich gesagt?

  1. Mir gefällt die Skulptur in ihrer schönen einfachen Form. Sie bildet ein Gegenbild zur verworrenen und verwirrenden zwischenmenschlichen Kommunikation. Die ist nicht klar, weil es sich eigentlich um Monologe handelt, die jeder aus sich selbst heraus spinnt, ohne zu beachten, was den anderen nun ansprechen würde.

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  2. Tut mir Leid, aber ich verstehe diese Geschichte nicht. Eine Frau, die depressiv schien oder war ist nun der Meinung, dass es ein Frevel ist (Frevel gegen wen oder was?) wenn sie nicht ständig genießt (was genau genießt?) Gehört es zur Geschichte, dass du dich fragst, was genießen eigentlich heißt?
    Mir kommt vor, dass du versuchst die Dinge so stark zu verklausulieren, dass man keine Rückschlüsse auf dich ziehen kann. Ich finde aber, dass gerade durch dieses Hermetische, schwer Verständliche unweigerlich die Frage auftaucht, ob du von dir selbst sprichst

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    1. Ja, “Horst” bin ich. Irgendwie wollte ich die Ichform nicht verwenden.

      Ab und an stösst man darauf, daß Gewissheiten keine sind, also was gesagt wurde, falsch verstanden wurde. Zumindest auf eine bestimmte Weise.
      Man sollte also am besten die frühere Erfahrung wegtun. Nicht aufklärbar, was auch immer.

      Und das Verb “Geniessen” ist mir im Grunde ein Greuel, denn oft haben wir es nicht in der Hand. Und das Lebensziel kann es ja nicht sein, das Leben 357441 mal richtig genossen zu haben, also das Glücks-Konto richtig aufgefüllt zu haben, um dann befriedigt gehen zu können.

      Eher gefällt mir “wach sein”, “aufmerksam sein”, “kreativ sein”.

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        1. Ich habe wohl zuviel an dieser Etüde rumgemodelt _ und dann die Schlussfassung auch nicht mehr durchgelesen.

          Was gilt für mich?
          Vielfältige Impulse am Tag spüren dürfen. Das ist vielleicht mein Ehrgeiz.
          In jedem Augenblick atmen…

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            1. Es gibt ja auch den Aufruf: Lebendig sein!
              Ich denke, zum Leben gehört auch hier das Gegenteil , wir sind ja keine Maschinen. Ich hatte viele Ausfallzeiten, enorm viel von dem. Und ich denke, viele können ähnliches erzählen .

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  3. Die Unausgewogenheit der Geschichte spiegelt doch gerade die Kommunikationsprobleme wider, die sich offensichtlich zwischen dem spirituell angehauchten und dem bodenständigeren Gegenpart ergeben haben.
    Also: ich finde das passend!

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      1. Ja, und es sagt etwas über einen aus, WAS man mit sich herumträgt.
        Ich hätte auch gefragt.
        Ich hätte auch nach dem Frevel gefragt.
        Aber eigentlich klingt diese Geschichte nach Leuten, die ich nicht kennen möchte, weil sie (scheinbar) nur in ihrer Blase um ihren Bauchnabel kreisen.
        Aber spannend, darüber nachzudenken.
        Danke für die Etüde!
        Nachtgrüße 🌧️🍵🍪🥱

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