
Dies ist ein Artikel zu Christianes neuer Einladung zum Schreiben.
Drei Worte müssen in einem Text mit max. 300 Worten verwendet werden.
Vorbote
abgrundtief
ersetzen.
Für meinen kleinen Text war mir “Vor dem Gesetz” von Kafka ein Anlaß.
*
Als P. zum Tor von Tres Beau Village kam, von dem man ihm gesagt hatte, daß man dort unbeschwert und bar aller Sorgen leben könne, hielt ihn jemand auf.
“Hier kannst Du nicht rein”.
Aber wieso denn?
“Ich kenne Dich nicht!”
“Freilich kennst Du mich nicht. Ich möchte mich doch dort drin vorstellen”.
“Du kommst da nicht rein!”.
Verdammt, dachte sich P. Sein Freund K. hatte ihm in viel zu überschwenglichen Worten vom Village erzählt. Das war eigentlich wie ein Vorbote dafür, was ihn hier erwartete.
Was konnte er nur tun, um an diesem Mann vorbeizukommen?
Da sah er des Mannes Uhr, sie schien sehr alt. Ausserdem lief sie viel zu schnell!
P. log ungern, das hasste er abgrundtief. Aber was blieb ihm übrig?
“Da hast Du aber eine alte Armbanduhr. Ich kann Dir eine goldene besorgen, mit Brillianten drumherum. Das würde sie mehr als ersetzen.”
“An der Armbanduhr ist nichts Verkehrtes”, brummte der Mann.
“Aber sie läuft viel zu schnell!”.
“Ja, wenn Du dich mit mir abgibst, dann tut sie das.
Hier kommst Du nicht rein”.
Jetzt hatte er schon einen Nachmittag verbracht, viel zu viel, um aufzugeben.
“Was muß ich denn tun?”
“Abwarten”, sagte der Mann.
“Auf was warten?”
“Bis das Tor frei ist”.
Nun war es Abend geworden, der Mann war nicht gewichen. P. setzte sich an den Strassenrand und wartete.
Am nächsten Morgen, P. war eingeschlafen, sah er immer noch den Mann. Dessen Bart war merkwürdig lang gewachsen, reichte bis zum Boden.
Voller Schreck sah er, daß mit ihm Gleiches passiert war. Auch konnte er sich kaum aufrichten. Er kam sich sehr gebrechlich vor.
Plötzlich war der Mann verschwunden. Jetzt war die Chance. Doch er kam kaum voran. Er war sehr sehr müde geworden. Plötzlich wusste er auch nicht mehr, was er dort drin eigentlich wollte.
*
300 Worte.

Schöner Bestechungsversuch, aber gescheitert durch die Standfestigkeit des Wächters.
Ja, so versuchen wir immer wieder, uns selbst von links zu überholen.
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Was wollte er auch da drin? Ein Leben mit Saus und Braus und ohne Sorgen?! Gibt es nicht.
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und völlig unbemerkt war die Zeit vergangen.
Er hatte sie verschlafen…
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Ja, völlig, Bruni 😉
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🙂 ist mir gestern nachmittag auch passiert 🙂
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Das ist schon eine fesselnde Geschichte, die zum Nachdenken anregt.
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Ja, gerne!
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Oje …
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Tja, so gehts. Rum ist rum…
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Oh! Da ist der halbe Kommentar verloren gegangen, und ich habe es nicht gemerkt. Ich komme später noch mal zu dir 😉
Mittagsgrüße von unterwegs 🌞⛵
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Ich kriege es nicht mehr zusammen. Mir war etwas Vieldeutiges zu der zerrinnenden Zeit und dem zerrinnenden Leben eingefallen, aber phhh. Weg. Egal, ich mag die Etüde, danke dafür.
Abendgrüße 🌌🍷🥖🧀
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So etwas kenne ich auch, gute Einfälle waren nur für den Moment und sind dann einfach weg.
Kaffeegruss
Gerhard
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Du nimmst es mit den ganz Großen auf. Richtig so!
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Kafka wird mir verzeihen 😉
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