Sammelleidenschaft

Krabbler, der Worte spendet.

Dank Christiane geht es munter mit den Etüden weiter. Diesmal interim mit Extraetüden.
Die Wortspenden stammen hier von Olpo Olponator und mir.
Ich beteilige mich immer sehr gerne an dem Schreibprojekt.
Fünf der folgenden Worte sind zu verwenden:n:

Katamaran, großspurig, totschweigen
Zeitplan, schlimm, fallen.

Ein weiterer Text:

*

Reichtum kann man sehr verschieden definieren.
Für manche besteht er aus Geld oder Status. Aus äusserem Reichtum eben.
Für andere vielleicht ist es die Anzahl von Bekannten oder Freunden.


Beim U&D sagte mal eine Frau: „Ich gehe Musik schauen.
Was sie meinte, war, mit ihrer Familie auf dem Festivalplatz viele ihrer Freunde zu treffen, Musik war Nebensache, ob da 3 oder 5 auf der Bühne waren, darüber konnte man großspurig hinweggehen.

Eine Bekannte rühmt sich auch immer insgeheim ihrer vielen Kontakte, meist Kulturschaffende. Ihre eigentliche Motivation dabei wurde totgeschwiegen.

Dieses immense Heer an Kontakten zu managen, war schon eine Aufgabe für sich, verbunden mit einem sorgsamen abgestimmten Zeitplan. Man traf sich im Theater, Ballett, Kino, Konzert, bei einer Lesung, beim Beatabend oder sogar mal beim Basketball. Oder lud sie zu sich ein.
Kurios war es dann oft, wenn verschiedene Freunde (unabgesprochen) gleichzeitig im Theater zugegen waren. Wem denn die Aufmerksamkeit schenken und in welcher Gewichtung und Reihenfolge?
Die Kulturkontakte durften jedenfalls keinesfalls abreissen, ständig musste man dafür sorgen, daß das mächtige Netz erhalten blieb.

Jetzt fehlt dieser Reichtum manchen Leuten massiv. Es fällt schwer, über längere Zeit darauf zu verzichten. Richtig schlimm fühlt sich das für echte „Freundesammler“ an. Also sucht man Wege, wieder daran anzuknüpfen. Aber wie?

Ich war nie jemand, der viele Kontakte suchte. Zwar freute ich mich über manch besondere Verbindung, aber versuchte diese dann nicht krampfhaft aktiv zu halten. Wenn sie blieb, war es schön.

Wer bin ich denn ausserdem, daß mich viele Leute kennen sollten?!

*

6 thoughts on “Sammelleidenschaft

  1. Ich habe mich mein Leben lang geweigert, Leute nur deswegen zu kennen, weil sie für irgendwas nützlich sind. Hat mir durchaus geschadet, kein dickes Adressbuch zu haben. Dafür “muss” ich allerdings recht wenig; und ich kann mir ziemlich sicher sein, dass man mich mag, weil ich so bin, wie ich bin, und nicht, weil ich irgendwas darstelle oder vorgebe, es zu tun.
    Interessantes Thema, lieber Gerhard. Frohe Pfingsten!
    Liebe Grüße
    Christiane 😁☕🍪🌞👍

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    1. Frohe Pfingsten, Christiane!

      Mir fällt ein: Ich kenne einen Journalisten, der mit der Creme der Wissenschaft auf beruflicher Basis Gespräche führt.
      Kaum je, daß er mir gegenüber einen Namen erwähnt hat.

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  2. Eine bündige Zusammenfassung symbolhafter Charaktere, wie sie wahrscheinlich jeder kennt.
    Kontaktesammeln und Eitelkeit stehen oft in Verbindung, manchmal als reiner Selbstzweck, was ich für mich nicht nachempfinden kann.
    Oft ist es aber auch nur ein einseitiges Vergnügen, wenn im Sinne guter Geschäftsbeziehungen jemandem durch Aufmerksamkeiten geschmeichelt wird, während der “Werbende” gute Miene zum Buisiness-Spiel machen muss.
    Ist man erst aus dem Spiel, erweist sich, mit welchem der Zwecke man es zu tun hatte.

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      1. Das ist so und eigentlich ist es auch gut so, es sondert die Guten von den Oberflächlichen. So kann man wenigstens im Privatleben sicher sein, dass man es vorwiegend mit den anderen zu tun hat. Schlimm nur, wenn man davon erst spät überrascht wird, dass es so ist.

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