Um die Jahrtausendwende nahm ich an einer sogenannten Gruppentherapie teil, die zwei bis drei Jahre dauern sollte.
Es waren 24 Teilnehmer, 12 Frauen und 12 Männer.
Im Januar oder Februar des ersten Jahres fand ein Arbeitswochenende in einem tief verschneiten Tagungszentrum im Wald statt.
An dem besagten Freitagabend wurden nach einer Einführung aus den 24 Leuten Kleingruppen a 2 bzw. evtl. 3 Leuten gebildet.
Man ging diesbezüglich frei aufeinander zu.
Ich ging zu zögernd vor. Es waren auch sehr schnell die Paare verhandelt und mich wählte tatsächlich niemand aus.!
Meine Versuche, danach in eine schon gebildete Zweiergruppe zu kommen, schlugen fehl. Man wollte mich nicht.
Nach 4 oder 5 Versuchen gab ich auf.
Ich ging sehr verbittert aus dem Tagungsraum, entschlossen, nachhause zu fahren.
Draussen dachte ich länger nach und entschied mich doch aus mindestens zwei Gründen dagegen:
Erstens der monetäre Aspekt !
Zweitens: Wenn ich jetzt aufgeben würde, dann würde ich so handeln wie immer: Aufgeben eben. Aufgeben, aufgeben, aufgeben!
Und die Schmach als Ballast weiter mit herum schleppen. Noch ein weiteres Bündel mehr!
Also ging ich klamm zurück und bekam durch Hilfe eines Assistenten dann doch den Zugang zu einer Zweiergruppe. Der Mann in dieser Zweiergruppe meinte:
” Wir zwei versuchen es, aber ich habe kein Zutrauen zu ihm!”.
Ich war aber schon so weit, auch dies zu ertragen!
Immer wieder habe ich diesen Abend vor Augen und meistens beglückwünsche ich mich zu der gezeigten und damals recht unerwarteten Resilienz. Denn die Arbeit in dieser Gruppe sollte mich in der folgenden Zeit definitiv bereichern!
Die Entscheidung an diesem Abend war ein Meilenstein in meinem Leben.

Lieber Gerhard, ich hatte als Jugendliche in einem Seminar ein ähnlich traumatisches Erlebnis. ich fühlte mich damals in einer Seminargruppe endlich angenommen und gut verbunden, aber dann wurde ein soziales Spiel (oder so ähnlich) anberaumt, bei dem sich herausstellte, dass ich mich geirrt hatte: ich war nur durch einen ganz dünnen Faden mit einer einzigen Person verbunden und im übrigen draußen. Es war ein Schock, denn ich hatte ja gemeint, es endlich geschafft zu haben….
Ich gratuliere dir zu deinem Durchhaltevermögen. es nützt ja nichts, das Weite zu suchen.
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Danke! Auch danke für dein Mitteilen deiner ganz persönlichen Erfahrung.
Mein Mut zum Weitermachen resultierte aus einer Verzweiflung. Es durfte nicht so enden!
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Wie schön! Deine Erfahrung damals, dass sie dir offenbar auch jetzt hilfreich war – und dass du sie geteilt hast.
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Danke Dir, Maren. 🙂
Ich freue mich, daß sehr Privates durchaus gut ankommt.
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In diesem Fall bist du über deinen Schatten gesprungen und konntest ernten, das freut mich für dich!
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Ernten nach Schmerzen.
Dank Dir Ulli!
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Gratuliere zu diesem Entschluss und dem Ergebnis!
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Danke für das Verständnis!
Ich erinnerte mich an dieses Erlebnis dank einer aktuellen Abwertung.
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