Besuch der Rumpelkammer

Im Jahr 2020 geht es dank Christiane munter mit den Etüden weiter.
Die Wortspende stammt diesmal von Ludwig Zeitler.
Ich beteilige mich gerne an dem Projekt.
Folgende Worte sind zu verwenden:

Rumpelkammer
mutvoll
zehren.

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Wir alle tragen eine Art Rumpelkammer unserer Kindheitsprägungen mit uns rum. Wenn wir mutvoll drangehen, können wir aus dem, was wir mit etwas Beharrlichkeit und Ängsten vorfinden, zehren.

Das sagt man zumindest so, seit es Freud (und Vorgänger) so dargestellt haben.
Was anderes bleibt uns aber auch nicht möglich, denn wie kommen wir sonst an die dunklen Geheimnisse, die uns am hellichten Tag so dreist bestimmen?!

Immer neue Ideen kommen diesbezüglich auf.
Vor mehr als 20 Jahren war es die pränatale Psychologie, die mich damals in den Bann zog.
Wurde man bei der Geburt mit der schon oft thematisierten Umschlingung durch die Nabelschnur gequält, war das Vorwärtsdrängen mit grossen, existentiellen Ängsten verbunden. Insofern war man dann auf Erden später sehr zögerlich, Entscheidungen anzugehen. Vermied sie, weil sie immer grosse Ängste auslösten.
Das ist zumindest eine plausible Erklärung.

Manche Therapeuten verfielen auf die Idee, den Geburtsvorgang des Klienten nachzustellen und ihn diesen als diesmal angstfrei erlebbar zu machen.

In jedem Fall ist es aber so, unabhängig von therapeutischen Ideen, daß wir ohne jegliche Kenntnis unseres Innern es schwer haben, das Leben gut zu meistern.

*

29 thoughts on “Besuch der Rumpelkammer

  1. Eine Rumpelkammer? Ach, nein, so nenne ich meine Kindheitserinnerungen nicht. Sie fliegen nicht durcheinander und ich meine, an alle heranzukommen, auch an die unschönen.
    Oft sind es ja die, die sich verbergen, die wir nicht wahrnehmen wollen oder können, die uns dann lebenslang zu schaffen machen…

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  2. Deshalb rufen alle(!) Weisheitslehren, die auch nur für 5 Pfennig was taugen, zu “Erkenne dich selbst” auf. Egal, was man damit dann anfangen soll, ohne dass man das bei sich geklärt hat, was du als “Rumpelkammer” bezeichnest, geht es nicht weiter und man rennt immer wieder vor die gleichen Mauern.
    Danke dir, sehr interessant, auch deine Zeichnung, bei der mir auffällt, wie groß die Augen darauf wirken …
    Liebe Grüße am Abend
    Christiane 😉

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    1. Ja, Christiane, die Augen…Ich weiss garnicht, wiesooo ich die so groß gezeichnet hatte.
      Aber im Grunde weiß ich es.
      Der kleine Mund hat wenig darauf zu sagen, was die Augen gesehen haben…

      Übrigens, liebe Christiane, ist schon das nächste Ferkel am Laufen, ich schicke das vielleicht morgen weg. Ist ganz anders diesmal 🙂

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      1. Du hattest vielleicht meinen Kommentar von heute Morgen, den unter der Etüden-Einladung gelesen, wo ich schrieb, dass ich persönlich solche ungeordneten Rumpelkammern voller undefinierbarer Haufen nicht kenne, aber du hast mich mit deinem Vergleich darauf gebracht, dass dem eben doch so ist. Man ist sein Leben lang damit beschäftigt, dort Licht ins Dunkle zu bringen und aufzuräumen 🙂

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        1. Ich hatte, liebe Heide, gerade vor ein paar Tagen eine Diskussion mit einem Komponisten gehabt. Über Minderwertigkeitsprobleme.
          Die sitzen oft so tief, daß man seine Mitbewohner (auf Erden) leicht verprellen kann. Ohne es zu wollen.

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            1. Wertvoll wäre es, in einer geschützten Atmosphäre, in einer therapeutischen Gruppe, dem anderen zu sagen, was einem am anderen auffällt. Das Positive auch, aber auch das Negative, Irritierende.

              Mir wurde mal da von einer Frau gesagt, daß mein Tonfall zu gleichmässig sei, also sie einschläfere.
              Manche konnten das nicht bestätigen.
              Aber es kann sein, daß ich in bestimmten Situationen, bei einem bestimmten Gegenüber, meine Intonitation unbewusst so zurückschraube , daß mein Gegenüber bald nicht mehr zuhört und mich frustriert zurücklässt.
              Du weisst, was ich damit meine.

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