Tagesgedanken XVI

Vipsammelei

Vipsammelei, Collecting Vips, WAS verstehe ich darunter?

Nun gut, wenn man also Prominente sammelt.

Wenn man auf einen solchen stösst, ihn in ein Gespräch verwickeln.

Mein Nachbar ist so jemand. Kein Prominenter selbst, aber mit Prominenten in Kontakt treten, das ist ihm sehr wichtig.

Mit diesem Nachbarn habe ich seit Anfang des Jahres kaum mal ein Wort gewechselt, obwohl wir uns öfters mal sehen, vor der Haustüre. Auch waren wir schon gemeinsam vor 4 Jahren in Urlaub.
Wenn der Nachbar in eine Veranstaltung geht, etwa in ein Konzert, mit einem sehr bekannten Pianisten, dann spricht er schon mal eine Stunde mit ihm – wenn sich die Gelegenheit bietet. Er selbst ist kein Musiker und er hört gewöhnlich nicht das, was dieser Pianist auf seinen CDs verlautbart. Doch das tut nichts zur Sache. Er hat sicherlich schon 527 Kontakte mit Prominenten gehabt. Seien es vielleicht auch nur 301, das tut nichts zur Sache.
Nichts zur Sache tut es.

Und nun zu der entscheidenden Frage: Wieso bin ICH nicht berühmt?! Wäre ich das, würde ich den Nachbarn kaum loskriegen.
Ich bin aber nicht berühmt, nur Keramiker, Naturfotograf und Schachspieler, alles Nischenexistenzen !!!
In Nischen hausen. Sich dort gemütlich umtun. Das kann ich!
Ich könnte DAGEGEN Ausstellungen machen. Ich könnte einige Naturfotos der örtlichen Zeitung schicken. Ich könnte auf Turniere fahren.
All das mache ich nicht.

Selber blöd.

Technologieoffen

Für mich das Unwort des Jahres – oder zumindest einer dieser. Man will sich alle Türen offenhalten, auch schon längst verschlossene.

Treppenexistenz

HJ Schlichting zeigte unlängst eine Pariser Treppe.

Das lies mich an eine Kritzelei in einem Notizbüchlein denken, das ich vor mehr als 20 Jahren gerne in der Jackentasche mit mir rum trug:

Was ging mir 1999 durch den Kopf, als ich das mit einem Filzstift hinkritzelte?!

33 thoughts on “Tagesgedanken XVI

  1. Wenn man so verfolgen kann, wie es vielen VIPs, Berühmten und großen Persönlichkeiten geht, finde ich das nicht immer oder kaum erstrebenswert, weil sie ihr Leben nicht immer selbst bestimmen dürfen, sondern “getrieben” werden. – Wahrscheinlich muss man mit dieser Absicht, berühmt zu werden, sehr zeitig anfangen.

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  2. Es spricht ganz und gar nicht für diesen Nachbarn, dass er meint, sich aufwerten zu können mit diesen Promi-Kontakten. Er selber scheint grundlegende Defizite oder Minderwertigkeitskomplexe zu haben.
    Sonst hätte er diese Anbiederungen doch nicht nötig…
    Einen lieben Gruss ganz ohne Promi-Ambitionen,
    Brigitte

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  3. Für mich sieht das so aus, als wenn der rechte schnell hinauf und berühmt sein wollte. Dann ist ihm die Puste ausgegangen und er fragt sich, warum er auf diese blöde Idee des Wer-Sein- Wollens gekommen ist.
    Der linke ist ja wohl ein Handwerker, der versucht, die Brücke breit und stabil zu machen, damit er eine gute Basis hat.

    Vielleicht standest Du vor 30 Jahren vor einer Entscheidung?

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  4. Deine Treppennotiz zeigt mir Menschen, die alle ihre Stufen klimmen. Sie wirken obsessiv und keiner setzt sich mal zwischendurch hin. Sie klettern wie um ihr Leben, als gälte es, etwas, oben auf der Treppe zu erreichen. Und überall nur Treppen. Was für ein Zustand: der zubetonierte Geist, der die Treppe braucht, um etwas zum Hochklettern zu haben. Das nennt er dann Aufgabe oder Erfolg oder Anerkennung. Und manche setzen sich hin und schauen sich um. Vielleicht aber -fliegen sie auch einfach davon, weil sie zu müde zum Klettern geworden sind.

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    1. Ja, danke für Deine umfangreichen Gedanken.
      Mir ging damals das obsessive Klettern ziemlich gegen den Geist. Nicht nur das Klettern um des Erfolges wegen, sondern das Erleben des Lebens als Klettern.
      Wer lehrt uns eigentlich , das Leben anders aufzufassen?! Nicht als beständige Mühsal, sondern als einzigartige Chance?!

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      1. Dann drücktest Du mit dem Bild genau das aus, was ich darin zu erkennen meinte: die Unfreiheit, das Leben als endlose Kletterei erleben zu müssen. Das Leben anders zu betrachten, vielleicht als Experiment oder als einzigartige Chance und die Freiheit, die in Uneitelkeit liegt, lehren unter anderem die Zünfte der Denkenden und Träumenden, der Philosophen, der Künstler oder der Religionen.
        Manche wollen scheinen, andere sind und sind zufrieden. Es lebt sich auch ohne den Zierat fremder wichtiger Namen sinnerfüllt und glücklich.

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        1. Uneitelkeit ist ein hohes Gut (was eigentlich ein Widerspruch ist).
          Menschen die “groß” sind und dabei uneitel! Ganz wenige davon lernte ich kennen und bin dann jedesmal verblüfft, daß sie nichts besonderes sein wollen.

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          1. Mir tun solche Menschen gut, die nur trüb von ich und mein sind. Ihre Gesellschaft ist wie klares süßes Felswasser. Und jedes Mal ahne ich wie weit und tief hinab dieses Wasser fließen musste bis es so klar werden konnte. Es ist schön, dass Du solche Menschen kennst und ein paar wenige solche kenne ich auch und von ihnen lerne ich so gerne…

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                1. Zufrieden sein?!
                  Dazu lief zu viel schief in meinem Leben. Zwar zwickt mich das nicht mehr durchdringend, aber ohne diese Schwierigkeiten hätte ich es sicher leichter gehabt.
                  Aber es gab auch eindeutige Glücksfälle…

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                2. Mit allem bin ich nicht zufrieden, habe auch meine Hader, meine Waterloos und zig Achs im Keller. Doch ich erlebe immer wieder kleine zufriedene Momente, auch glückliche und kann sie genießen. Die kleinen Zufriedenheiten machen mich stärker. Und dazu gehört auch, sich mal mit Kehrblech und Feger auf die Treppe zu setzen, nur so auf einen Plausch mit dem Moment. Wem erzähle ich das? Einem Spezialisten für Momente, mit Gespür und Blick für die Allerkleinsten😉

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                3. Die Allerkleinsten liegen mir am Herzen.
                  Weil sie so fremdartig sind – und weil sie leben unbedingt, selbst in Zeiten der Pandemie. Ihr Leben hört nie auf, es ist ständig da, es begeleitet uns wie das Wachsen der Pflanzen.

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  5. Viel begriffen habe ich jetzt nicht, aber amüsiert habe ich mich über deine Tagesgedanken. Und wenn du noch weißt, was dir 1999 durch den Kopf bei deinen Zeichnungen gegangen ist, dann hast du ein gutes Gedächtnis.

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        1. Fritz Muliar gab mal ein Interview auf halbem Wege zur Burg, wo er am Abend spielen sollte. Eine Frau wurde ihm gewahr und rief aus: Der Muliar ! Wie der das hörte, sagte er zu ihr: Gehns weiter, gehns weiter!😀

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