Tagesgedanken IX

Eine Frau unterhält sich mit einer anderen draussen vor einem Café.

Besser: Sie erzählt ohne Punkt und Komma. Die andere hört zu.

Jeder etwa 5. Satz der Rednerin enthält “Hab ich gsagt”.

Weil sich das immer wiederholt, denke ich mir:
Wieso das nicht einfach auslassen?! Wäre da etwas verloren?!

Oder zumindest “Hab ich gsagt” mit “Hig” abkürzen?

Auf die Idee kamen beide nicht. Es geht endlos weiter mit der Tiriade, trotz Kaffee und Kuchen.
Der Kaffee ist mittlerweile kalt.


46 thoughts on “Tagesgedanken IX

  1. Des Menschen Rede braucht Füllwörter. Nicht wahr! Und um so mehr, um so schneller sie erfolgt, um so mehr Nonsens sie enthält und bloße Gemeinsamkeit herstellen soll – eine der oft übersehenen Hauptfunktionen von Sprache (& zugleich die, die vor allem dem weiblichen Geschlecht unterstellt wird, wenn sie abends in der Kneipe sitzen und über Fußball klönen – oh, ich bin irgendwie in der Zeile, in der Aussage verrutscht! Na, egal. Nicht wahr!) -, das können Abkürzungen nicht leisten. Abkürzungen dienen mehr der Verschleierung: wer nicht zum Fachpublikum, zur Ingroup gehört, der muß hier auch nichts verstehen. Nicht wahr! Und außerdem muß auch reden, wer nur über einen restringierten Code verfügt, wer über einen sogenannten elaborierten herrscht, der hört sich meist selbst zu gern zu, um still zu sein, und so kommt es hier wie da zu Wiederholungen und sich ähnelnden Sentenzen, nicht wahr!

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    1. Das ist richtig und recht gesprochen, obwohl ich von Fussball nichts verstehe, Tschuldigung.
      Ob Männer und Frauen, äh: Frauen und Männer spezifische Eigenarten haben, Tschuldigung, da will ich mich auch nicht äussern dazu. Überhaupt sollte mein Text nicht über Frauen herziehen, wie sollte er auch. Ich hörte einst in einer Kneipe einen Fahrer eines Firmenchesfs, der immer wieder “Chef hoat gsoacht” einfloch/einflichtete, einflochtete. Tschuldigung, daß ich das hier zitiere und dann auch noch des Deutschen selbst nicht mächtg.

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      1. Gsoacht oder gsocht? – Egal. Beides ist im besten Säugetiersinne sozial und kommunikativ. Oh, wegen des Fußballs muß sich niemand entschuldigen (ich erkläre die Abseitsregel gern, weil ich sie nicht richtig verstanden habe) und über Frauen hergezogen, nein, das las ich nicht primär heraus. So ein klein wenig – über wen auch immer! – ist ja allzeit berechtigt. Menschen ratschen, Menschen tratschen, sie wären sonst keine solchen. Und Gips- oder Tonköpfe wollen ihr Teil beitragen, um im Bilde zu bleiben.

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        1. Mein Tonköpfchen da passt ganz gut zu den eher leichten Themen, die ich unter dieser Rubrik anspreche.
          Ich hatte mal eine Lobpreisung eines Autos seitens eines Freunds aufgezeichnet. Ich fand das soooo witzig. Nun denn, er hatte das Recht dazu. Wenn man mich erst liese , dann würde ich über XYZ endlos ratschen und tratschen.

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        1. Soll ich jetzt zukünftig meine Gedanken auch mit Füllseln beschmücken/ verunzieren? Vielleich blumigere:
          Nix gwiss weiß man.
          Ja, hat er gesagt und hats auch so gemeint.
          ….

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  2. Bei uns hießen diese minimal gestalteten Erzählungen immer: Sog i – sogt er. Ich denke, jede regionale Ausprägung des Deutschen hat ihre Eigenarten. Über das unnötige Plusquamperfekt mancher Norddeutscher (Ich war in der Stadt gewesen) amüsiere ich mich immer. Das kriegt man wahrscheinlich schwer weg. Von Jorge Louis Borges gibt es den Satz: “Sprechen heißt, in Tauologien verfallen.” Irgendwas ist immer unnötig.

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    1. Das unnötige Plusquamperfekt stört mich persönlich sehr.
      Borges hat vermutlich recht. Seien wir nicht zu streng.
      In den “Münchner Geschichten” hat Hans Brenner seinen Kumpel gefragt: “Mogst?!”. Das hies: “Magst Du mit mir Karten spielen? “Und damit unverhohlen, daß er ihm Geld abknöpfen möchte.

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  3. Für mich das Ärgste ist “ehrlich gesagt” in jedem zweiten Satz. Muss man davon ausgehen, dass die wenigen Sätze in denen diese Floskel nicht vorkommt alle gelogen sind?

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        1. Wenn man für jedes Wort bezahlen müsste 😉

          Es gibt in meiner Heimat in einem bestimmten Dorf keine einfache Vergangenheit. Statt “Ich war in der Stadt” heißt es “Ich war in der Stadt gewesen” .
          Genauso sagt man offenbar: “Ich ging her und schloß die Türe” statt “Ich schloß die Türe”.

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          1. Bei uns im Norden, wo ich herkomme, sagt man: “ich bin in der Stadt gewesen” oder “ich bin in Bremen gewesen” Oft wird dort auch mit dem Verb “tun” hinterfüttert, sag ich mal. “Ich tu das mal holen”

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