Was mir bei Makro-Aufnahmen wichtig ist

Im Blog Photophilosophy.net wurde im Oktober ein Beitrag veröffentlicht, in dem über einen Kurs für Fotobuchgestaltung gesprochen wurde.

Was ich von dem Beitrag noch in Erinnerung behielt, war, daß man einem Fotobuch in den ersten zwei, drei Fotos eine (stringende) Richtung vorgeben sollte.
Was will man also zeigen und was sollte man weglassen, weil sonst der Inhalt zerfleddert (meine Formulierung).

Bei meinen Fotos, von denen 85 % des Umfangs Portraits von Insekten sind (ansonsten Strukturen, Pflanzen, Landschaftsausschnitte ect) gliedert sich der Umfang dieses Materials dennoch nach Gesichtspunkten.

A)
Zuvorderst will ich unbekannte oder seltene Arten aufspüren. Meist sind diese sehr klein. Die Qualität der Aufnahmen ist dabei naturgemäss nachrangig: Ich möchte nur darstellen können, wie genau diese Lebewesen aufgebaut sind, welche Features sie aufweisen. Oft erlauben sie mir auch nur eine Handvoll Fotos. Selbst die Kleinsten spüren meist meine Nähe.

B)
Zum zweiten will ich die Schönheit der Tiere dokumentieren. Hierzu ist es hilfreich, sie in verschiedenen Positionen zu fotografieren. Da ist es natürlich notwendig, wenn ein Insekt mindestens 8 mm lang ist. Denn dann schafft meine Kamera (und ich) ein vernünftiges und weitgehend scharfes Bild aller Facetten des Tiers. Der Fokus ist dabei immer auf den Facettenaugen..

C)
Ich möchte die Insekten auch immer bestimmen! In einem von 10 Fällen wird es zur bloßen Raterei, das Netz ist nicht hilfreich bisweilen.
Durch die (hoffentlich richtige) Bestimmung erfahre ich einiges über die Lebensweise und ich kann manchen, der es will, in der Natur auch direkte Hinweise auf die Spezies geben.

D)
Da das Hobby sehr zeitraubend sein kann (durchschnittlich etwa 300 Aufnahmen je Tag), verzichte ich weitestgehend auf Verbesserung oder Aufstockung meiner Ausrüstung. Die ist immer noch diesselbe wie 2013.
Durch Selektion der Aufnahmen und Bestimmung sowie Einordnung in Folder ist schon einige Zeit drangetan, für die dann anderes halt unter den Tisch fallen muß – wie etwa Krimi gucken.

Kopfdrehung inbegriffen. Der Fliege fällt es nicht schwer. Nicht superscharf, dafür ist die Kopfdrehung drin.

Da sollte sie nicht reingeraten, macht sie auch gewiss nicht. Auch hier teilweise Unschärfe.

Diese männliche Büschelmücke ist im Netz gefangen.
Da halfen ihr im Vorfeld auch ihre büscheligen Antennen nichts.

Am 13. November noch um den Efeu unterwegs: Eine blaugrüne Mosaikjungfer.
Während meiner Anwesenheit fing sie nichts. Sie war auch nur kurz da. Ihr Terrain ist sicher groß.

Das soll es erstmal sein 🙂

12 thoughts on “Was mir bei Makro-Aufnahmen wichtig ist

  1. Ähnlich gehe ich bei meinen Botanik-Bildern vor: erst mal zeigen, was es gibt, möglichst mit exakter Bestimmung. Und in natürlicher Umgebung. “Schönheit” ergibt sich dabei meist von selbst. Schärfe ist mir wichtig, aber nicht absolut. Und wenn nebenher ein paar richtig stimmungsvolle Bilder entstehen, auch gut. Und spannende Strukturen sind auch immer ein Motiv.

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    1. Mit Botanik und Strukturen begann ich ja überhaupt, so um 2013.
      Z.B. habe ich ein Fotobuch über den Garten Andre Hellers am Gardasee gemacht.
      Irgendwann gelangen mir auch vernünftige Insektenfotos, ab da war es dann hauptsächlich das.

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  2. Vielen Dank für´´´’s verlinken. Ich denke, wenn Du mit deinen Bilder ein Buch gestalten möchtest, wird es eine Mischung aus sachlichen und ästhetischen Kriterien sein, die die Reihenfolge und Platzierung der Photos bestimmen wird. Und dann kommt, wenn ich dich richtig verstanden habe noch Text dazu, um zu informieren.

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    1. Ich hatte schon zweimal ein Fotobuch gemacht, zuletzt eins 2020..
      Das Problem bei Insekten ist ihre sehr unterschiedliche Grösse, bei manchen kannst Du unmöglich mit blossem Auge erkennen, um was es sich handelt. Du bist Wind, manchmal schlechten Lichtverhältnissen und Zeitdruck ausgesetzt, das sollte vielleicht als Text neben der Bestimmung der Art Eingang finden.

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  3. Das Bild mit den Blättern und den Tropfen finde ich großartig. Mein Focus bei Makro-Fotografie ist ein anderer, aber ich finde es spannend, dass die Herangehensweise so unterschiedlich sein kann.
    Fotobücher habe ich noch nie gemacht und das reizt mich auch so gar nicht.
    Ich habe mir nun doch noch ein Makro Objektiv für die Z Kamera zugelegt und muss sagen, dass hat sich gelohnt. Aber mich fasziniert gerade auch die Schärfe in kleinen Details.

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    1. Ich will ja auch möglichst alles scharf, wenn es geht. Wenn ich Schmutzpartikel auf Augen von Insekten wahrnehmen kann, bin ich zufrieden. Natürlich ginge es noch näher, aber das wäre m.E. viel Aufwand.

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  4. Deine Beweggründe und Erklärungen leuchten mir ein.
    Ich denke, sie machen einen Grossteil dessen aus, was einen “Forscher” wie dich definiert.
    Deine Begeisterung spürt man jedenfalls gut heraus.
    Ich wünsche dir weiterhin so viel Elan und Arbeitseifer.
    Lieben Gruss zum ersten Advent,
    Brigitte

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  5. Mit dem Fotobuch hast du dir eine große, eher sogar riesige Aufgabe gestellt, Gerhard. Das braucht sicher eine Menge Zeit. Gut, wenn man da Quellen mit unterstützenden Tipps hat.
    Der Fotodruckdienst Saal digital hat eine sehr nützliche Software, die bei der Planung und Einrichtung von Fotobüchern hilft.
    Die Entscheidungen kann sie dir natürlich nicht abnehmen.

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    1. Ich hatte mich offenbar falsch ausgedrückt, liebe Ule!
      Ein Fotobuch habe ich nicht vor, habe auch schon zwei davon gemacht gehabt, das letzte mit erheblichem Zeitaufwand.

      Ich lege kein absolutes Gewicht auf Schärfe, deshalb zeige ich auch Mikroinsekten, wenn sie denn interessant erscheinen. Wichtig ist mir die Bandbreite an Insekten zu zeigen. Die Farb-und Strukturvielfalt.

      Die Seite des Photopilosophie-Blogs, wo Du ja auch kommentierst, erwähnte ich bloß, weil sich Rolf, wenn ich ihn so nennen darf, sehr ausgefeilte Gedanken um Fotografie macht.

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