Mitteilungen der Erde

Ein Vogel bewacht mein Röhrenobjekt.

Die Farben scheinen ihm zu gefallen auch.

Er ist wie eine Fliegenklatsche, dieser kleine Vogel, lässt keines der Biester in meine Keramikröhren.

Denn, wenn ich an den Röhren lauschen möchte, was sie mir melden, vom Untergrund her, dann will ich nicht durch ein Konzert der Quälgeister gestört werden. Dieses Gesumme stört den Kontakt.

Im Regen höre ich nicht an den Röhren. Ich denke, daß sie dann auch nicht richtig funktionieren.

Letztes Jahr habe ich ein Eigentor geschossen, als ich meine Röhren ganz woanders aufbaute, nämlich direkt am Zaun. Der Nachbar schnippelt und tut ja beständig im Garten. Täglich fast, manchmal frühs, manchmal mittags, manchmal abends und manchmal praktisch ständig!!
Das vermengt einfach Erdgeräusche mit menschlichem Tun, reinste Willkür. Also stehen meine Röhren jetzt im Hof, ziemlich davon abgeschirmt.

Letzthin war starkes Wetterleuchten. Da konnte ich sehr viel in den Röhren wahrnehmen. Das war ein Zauberspiel!

Die Gletscherschmelze, jetzt viel in den Medien, meine ich auch manchmal wahrzunehmen. Ob das jetzt der Similaungletscher war, der ob der verlorenen Wassermassen aufstöhnte oder ein anderer, viel weiter entfernter, kann ich nicht sagen. Hans, wenn er vom Biertrinken kommt, stöhnt auch ähnlich, aber das würde ich merken. So sehr kann ich mich nicht täuschen. Schliesslich höre ich schon viele Jahre an den Röhren.

Nur soviel, um mich auch mal etwas zu beweihräuchern, eine Christiane aus Hamburg, wo es ja viel Wasser gibt, liest meine Berichte immer kleinteiligst und fügt sie in ihre Etüdensammlung ein. Werner und Eckad auch, denke ich.

Nun, jeder wie er kann und mag! 🙂

31 thoughts on “Mitteilungen der Erde

  1. Die Idee eines Abhörrohrs an der Brust von Mutter Ere ist schon mal ausgezeichnet. Hustet sie? Gibt es Verschleimungen? Löcher in ihrer Lunge? Nur beunruhigt mich ein wenig der Knick in den Röhren. Da könnten sich Fehldiagnosen einschleichen. Andererseits, du als Erbauer wirst es schon wssen, wozu die Knicke taugen.

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    1. Die Knicke sind aus ästhetichen Gründen eingebaut worden.
      Ich habe noch ein zweites derartiges Gebild.

      Mutter Erde hustet schon nicht mehr, sie stöhnt eher unmerklich und wimmert etwas.

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  2. Wenn ich es recht verstehe, hörst du in den Röhren die frequenzmäßig zur Länge der jeweiligen Röhre passenden Töne, die aus dem Umgebunglärm herausgefiltert werden. Wir hatten vor Jahren bei einer Konferenz einmal ein Installation mit verschieden langen Kunststoffröhren an den geräuschstärksten Orten aufgestellt. Wenn man in der richtigen Reihenfolge das Ohr flink von einem Rohr zum anderen bewegte, konnte man Hänschen-Klein hören…

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    1. Wahnsinn!

      Meine Etüde hier war ein Spässchen gewesen, Du aber zeigst durchaus Anwendungen.
      Zugleich erinnere ich mich an “Das große Orchester der Tiere” von Bernie Krause. Der irreführende Titel verschweigt, daß es um Klanghabitate geht. Die an manchen Orten ärmer geworden sind, da (Tier-) Stimmen fehlen.

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      1. Ich ahnte es, dass es Spaß war, konnte es aber doch nicht lassen, auf eine reale Anwendung zu verweisen. In Ton scheint es die Töne noch nicht zu geben. Also ran! oder erst mal gelauscht, ob dein Kunstwerk schon funktioniert.

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  3. Spät kommt sie vorbei, die gewisse Christiane aus Hamburg, lieber Gerhard, bewundert das Kunstwerk, und zwar gebührend!, schmunzelt über die Idee des Hörrohrs – und fragt dann: Ja, verdammt, wo ist denn, der siebte Begriff? Bin ich blind – oder taub? 🤔😉
    Dein Ping ist auch erst eben durchgekommen. Ich war aber gestern kaum auf dem Blog, sorry.
    Schöne Idee, deine philosophischen Gedanken an deine Arbeiten zu koppeln!
    Morgenkaffeegrüße 😁⛅🌳🌼☕🍪👍

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  4. I can love organ pipes as long as the music that comes out of them enraptures you while you close your eyes and enjoy intangible undulating notes carried by invisible strings of air.
    But I never believe that this work of yours will produce any kind of sonorous music.
    I don’t like this kind of art, even if it were given to me for free 😀

    Kind regards,
    Marc

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    1. The text, Marc, should result in an étude with 7 given words.
      I spun something out of jokes and frolic.

      You may not like this ceramic piece, I know. For those who love classical music and fine surroundings, such “wanton” art is an imposition.

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      1. I had not understood it in that context, dear Gerhard, which is why you have reproduced it cleverly with the words in bold.
        I will never see wanton art as an obligation, but I will see it as a spoiled image, whether or not it is laden with emotion.

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        1. Dear Marc,
          It’s not a wanton art.
          It emerged from the idea of ​​”building tubes” like in concrete art (Fernand Leger, for example), with the technical difficulty of doing this with clay. Because the tubes stand on a concealed level below the box lid, otherwise their weight would be too heavy .

          The colors run by themselves because the glaze becomes liquid at 1260 degrees and the tubes are vertical. This cannot be prevented and therefore allows it as a random effect.
          It’s the same with raku. You let the glaze crack.
          Do you know RAKU btw?

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