Bodenständigkeit ist ein Muster!

Quelle: Pixabay, bearbeitet von Christiane

Für zwei weitere Wochen stehen Christianes neue Etüden an.
Die folgenden 3 Worte sind in einem Text von max. 300 Worten zu verwenden.
Die Wortspende ist diesmal von von Ludwig Zeidler (bloggt nicht mehr), und Irgendwas ist immer.

Sonnenhut
haltlos
massieren.

*

Wie kam ich 2002 nach Tokio?

Der Zufall wollte es: Ein Freund, mit dem und einem weiteren Kollegen ich öfters die Bierbänke beim “Postillon” massierte, zog es ausgerechnet in diese Stadt – und ich war sein 1. Gast dort.

Er war trotz einer gepflegten Bodenständigkeit sehr schnell bei seinem Entschluss gewesen, für ein paar Jahre nach Tokio zu gehen.

Es bekam ihm, wie sich zeigte.

Als ich dort ankam, war es sehr warm. Einen Sonnenhut brauchte ich deswegen aber nicht.
Jeden Tag streifte ich durch einen anderen Bezirk.
Outdoorcafe’s gab es kaum, einmal machte ich Pause in einem Cafe im 3. Stock, mit zugezogenen Gardinen.

Abends schrieb ich dann meist Emails aus einer Spielhölle, wo es kostenlos nichtalkoholische Getränke aller Art gab, bis zum Abwinken. Ich war nach solchen Tagen verdammt durstig.

Wir verliesen am Wochenende auch mal die Stadt. Mein Freund war da ganz haltlos. Die Benutzung der Autobahn kostete enormes Geld. Ihm war das egal und mir musste das zwangsläufig auch sein.

Ich erinnere mich an manches:

An den Besuch einer Sumo-Veranstaltung. Da wollte ich ja damals unbedingt hin. Und dann dort auch noch Musashimaru, den legendären Haiwaianer zu sehen, war umwerfend.

An den Zoo, wo mich kleine Kinder “sexy” fanden.

An den Kauf einer blonden Perücke.

Dann an ein Gedeck mit zwei kleinen Bier, die umgerechnet 37 Euro kosten sollten.

An eine Bar, als die uns gut bekannte Bedienung einfach, anstatt uns zu sagen, daß geschlossen sei, sich hinter den Tresen fallen lies.

Und an alte US-Western, die ich oft spät abends oder nachts alleine sah.
In einem Western wollte der junge Held seine Scholle verlassen, wollte den Hof nicht übernehmen. Er lies deswegen sogar seine Braut zurück.
Als er wegritt, sah er einen Unhold sein Mädchen am Ufer belästigen.
Er stieg rasch ab, rannte hinzu und schlug den Bösen nieder mit den Worten “You dirty pack of muscles!”.

Darüber musste ich herzlich lachen! Jedenfalls blieb der Held dann doch da, wurde ganz bodenständig, lies sich mit ihr dort nieder.

Und ich reiste nach 2 Wochen wieder aus Tokio ab, zurück in meine Scholle.

Nicht wissend, daß 20 Jahre später solch eine spontane Reise nicht mehr so ohne weiteres möglich sein würde.

*


10 thoughts on “Bodenständigkeit ist ein Muster!

    1. Wie kommt es zu deiner Assoziation, liebe Christa?
      Klingt wie der Titel eines Kinofilms.
      Diese alten Western mit Schauspielern ” der zweiten Garde ” gefielen mir sehr, weil ich einige Geschichter wiedererkannte. Wie aus vergangenen Tagen.

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        1. Danke, Christa.
          Je mehr ich darüber nachdenke, erscheint mir Haltlosigkeit als durchaus schillerndes Wort: Es gibt sturzbachige Haltlosigkeit, aber auch sogenannte stylige Haltlosigkeit und manch anderes mehr.
          Und da fallen mir auch Schauspieler ein, wie Wolfgang Kieling, Hannes Messemer oder Günter Lamprecht in “Rückfälle” von 1977.

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  1. Wahrhaftig, du warst in einer anderen Welt, und wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen … 🤔😉
    Klingt sehr fremd für mich, aber da du das beabsichtigt hast, ist es gelungen. Dein Freund ist wieder in Deutschland? Wie beurteilt er seinen Aufenthalt, weißt du das zufällig? 🤔😉
    Spannend.
    Morgenkaffeegrüße 😁🌤️☕🥐👍

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  2. das ist wirklich eine urkomische Geschichte. Dieser Westernheld in Tokio und all der Rest und du zurück zu deiner Scholle. Du hast wirklich Talent, Geschichten zu erzählen, deren Surrealität ganz real ist..

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