Ausgegrenzt…

Kopfweh

Dank Christiane geht es immerfort mit den Etüden weiter.
Die Wortspende stammt diesmal von Werner.
Folgende Worte sind in einem maximal 300 Worte umfassenden Text zu verwenden:

Landvermesser
undankbar
aussetzen

*

Knut traf Richard, den Landvermesser an seinem Gartenzaun.

Richard, wie gehts?

Gut, Knut. Und wie ist es bei Dir?

„Auch so.
Nur… nur meine Frau klagt über zu wenig Kontakte, es ist nicht mehr so wie früher.“

Richard: Du meinst wegen dem C-Ding jetzt?!

Ja, das trifft sie hart.“

Richard: „Aber wieso?“

Seit kurzem muß sie beim wöchentlichen Pilates aussetzen. Das hat sie immer gerne gemacht, das war einfach für ihren Körper gut und heilsam . Aber die Frauen dort , die sie alle mag und kennt, wollen im Herbst und Winter ohne Lappen trainieren.

Richard: Dann soll sie es halt bleiben lassen!

„Aber da kommt auch schon das Nächste. Ihr Literaturkreis, der in immer dem gleichen Raum stattfindet und zu dem jedes Halbjahr neue Leutchen hinzustossen können, will sich auch ganz frei austauschen…immerhin ist meine Frau ja schon im vorgerückten Alter!

Richard: Also… Ich würde an Stelle deiner Frau öfters mal die Gasse hier entlang gehen. Die Erna ist doch oft in ihrem Garten und die Trude putzt immer den Gehsteig, regelmässig.

„Aber das ist doch nicht dasselbe, Richard!! Erna ist ausserdem doch fast senil.“

Richard: Ich weiß auch wirklich nicht, was deine Frau will, Du kannst eben Pilates nicht haben ohne Gekeuche. Sie ist da einfach undankbar! Wegen ihr kann man doch nicht die Regeln neu schreiben. Soll sie sich die suchen, die auf ihrer Linie sind….Aber finde die mal!

„Was soll ich jetzt dazu sagen, Richard?!
Ganz schön hart! Eine schöne Ausgrenzung finde ich das!“

Richard: “Mitschwingen oder es bleiben lassen!! Sie grenzt sich selber aus!“.

Knut drehte um und ging wortlos nachhause. Den Gartenzaun sucht er so schnell nicht wieder auf.
Statt auf Verständnis, wie er gehofft hatte, traf er auf Unverständnis.

285 Worte


18 thoughts on “Ausgegrenzt…

  1. Lieber Gerhard,
    meine Frau ist Yoga-Lehrerin und nutzt dazu das Bürgerhaus oder auch die Räume von Sportvereinen. In allen Fällen ist ein Hygiene-Konzept nachzuweisen und Mindestabstände einzuhalten. Maskenpflicht besteht nicht, aber es wird auf gemeinsames Om-Singen verzichtet. Alle machen da problemlos mit, weil halt die Teilnehmerzahl wegen des Abstandes begrenzt ist und nur beim Zutritt Masken getragen werden müssen, solange bis ale ihren Platz eingenommen haben. Also durchaus machbar, ohne Maske dabei zu sein.

    Bei dem Literaturkreis wäre das auch genauso machbar.

    Wo ist also das Problem?

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    1. Lieber Werner!
      Das wird sicher bei manchen Gruppen ganz unterschiedlich gehandhabt.
      Wenn der Gymnastik-Raum begrenzt ist, die Teilnehmerzahl aber durchaus variabel ist, dann entsteht schon ein Problem damit!

      Schön, daß es bei deiner Frau gut geregelt ist!! 🙂

      Grundsätzlich ist es so: Wenn sich alle daran halten, sollte es keine Probleme geben. Doch gibt es wie immer Ausnahmen im Verhalten. Man steht etwa diskutierend im Zwiegespräch in einem Abstand wie vor Corona und geht dann anschl. mit Maske raus.

      Die Frau in der Story traut eben dem Frieden nicht und will Klarheit.
      Die bekam sie dann.

      Danke für deinen Comment, lieber Werner!

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  2. Wenn man solchen Gemeinschaftsaktivitäten aus solchen oder ähnlichen Gründen nachtrauert, weil die eigenen Bedürfnisse übergangen werden, ist es ein Erlebnis der Abweisung, des Nichtwerts, der Verlust von Naivität, wie wenn eine Beziehung an Enttäuschung in die Brüche geht. Das Gartenzaunerlebnis bringt es auf den zugespitzen Punkt, spitz wie die Pfosten vom klassischen Jägerzaun.

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    1. Sicher hast Du recht, Heide. Die Ehefrau von Knut war so naiv, zu glauben, ihre zwei Kreise wären solidarisch.
      Überhaupt, so verstehe ich Dich, gibt es manchmal ein Aufwachen aus Beziehungen.

      Richard am Jäger-Gartenzaun war hart und spitz, vielleicht direkter wie die Damen der zwei Kreise.

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      1. Das meinte ich, ob nun eine Zweierkiste oder ganze Gruppen.
        Damenspitzigkeiten sind im allgemeinen subtiler, darum ist es auch schwerer, sich aus den widersprüchlich verknäuelten, emotionaler anhaftenden Botschaften zu befreien.

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  3. Wie Anna. Und das Schlimme ist, dass ich beide Betrachtungsweisen nachvollziehen kann und sehr sorgfältig abwägen würde, was ich im Einzelfall täte. Aber raten kann man da wohl keinem. 😦
    Herzliche Grüße
    Christiane 🙂

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    1. Ja, man kann da durchaus unterschiedlicher Meinung sein.
      Aber in einer Gesellschaft, die solidarisch sein will und das das auf ihre Fahnen schreibt, finde ich das kategorische, unsolidarische Ausgrenzen von jemand, der gerne mehr Vorsicht hätte, bemerkenswert.

      Herzliche Grüsse
      Gerhard

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      1. Deswegen schrieb ich “im Einzelfall”. Ich gehe davon aus, dass in Sportvereinen geprüft wird, ob man Sicherheitsvorschriften einhalten kann oder ob es sinnvoller ist, Kurse komplett zu streichen. Ich finde das Verhalten der Literaturdamen nicht okay – dann bleibt ihr wirklich nur, dass sie nicht mehr daran teilnimmt, wenn die auf sie keine Rücksicht nehmen wollen.
        Das kam allerdings in deinem Text nicht so rüber, dein “Richard” argumentiert sehr pauschal. Und die Gesellschaft … phhhhh.

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        1. Der Richard ist hier nur eine Nebenfigur, halt der geforderte Landvermesser.
          Stimmt aber, was Du sagst:. Ich hätte mehr die 2 Gruppen mit ihrer Nichtsolidarität in den Mittelpunkt stellen sollen.
          Aber vielleicht sind ja auch solche Richards darunter, die ähnlich argumentieren wie der Landvermesser Richard am Gartenzaun.

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