Ein Refugium

Notizbuchzeichnung in den 90ern

Im Jahr 2020 geht es dank Christiane munter mit den Etüden weiter.
Die Wortspende stammt diesmal von Ludwig Zeitler.
Ich beteilige mich gerne an dem Projekt.
Folgende Worte sind zu verwenden:

Rumpelkammer
mutvoll
zehren.

*

Ein Kabuff ist ein kleiner, mickriger Raum. Wohnt man darin, kann ein solcher zu einer Art Rumpelkammer werden, gerade wenn man all seine Utensilien darin unterbringen möchte.
Mutvoll wäre es dann, einige entbehrbare Dinge zu entsorgen. Ob ich das in solch einem Falle könnte?

In Paris wohnten wir für zwei Wochen in einem solchen. Man hatte vom winzigen Balkon einen Blick auf Notre Dame und den Eiffelturm, wo in gewissem Abstand voneinander nach Mitternacht das Licht ausging. Das war ein besonderes Erlebnis, davon zehre ich noch heute.

Ein Freund von mir hat eine Wohnung, die nur aus Büchern und Zeitungsausschnitten besteht. Zu all diesen Utensilien hat er einen festen Bezug, hat sie thematisch geordnet und sie decken wohl alles Menschenmögliche ab. Selbstverständlich haben diese Dinge seines Denkens und Fühlens alles an Raum in den Zimmern erobert. Regale stehen zwar genug an den Wänden, aber diese können die Dinge ja manchmal nicht adäquat aufnehmen, will er doch Zueinandergehörendes aneinanderfügen, ja räumlich schichtend zuordnen.
Es sind gewissermassen heilige Hallen, die man betritt. Nahestehende mögen das anders empfinden.

Ich hörte einst auf einer Vernissage einen Mann davon reden, daß er ein Harfenzimmer einrichten wolle. Ein Zimmer mit nur einer Harfe darin, sonst nichts.
Er hatte auch ein ganz bestimmtes Grün für die Wände vorgesehen.
Ob daraus je etwas geworden ist, kann ich nicht sagen.

Ein Sammler vermachte seine Kunstwerke einst zu Lebzeiten einer Stadt. Bedingung war nur, daß er sie, wann immer er wolle, besuchen könne.
Ich stellte mir das Szenario immer mal wieder vor, wie er wohl nachts bedächtig vor seine Bilder getreten ist. Ein Refugium, mit wohl lebhaften Geschichten um die Werke herum.

*

32 thoughts on “Ein Refugium

    1. Ich danke dir, priska!
      Gerade jetzt hat mir ein Freund gesagt, dass er sich völlig zurückgezogen hat, eine Haltung, die ihm gut tut und die er von Kindesbeinen her gut kennt.

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    1. Verständnislos bin ich auch ab und an, Heide und frag mich hinterher: Wieso.

      All die Wütenden jetzt, die Verschwörungen gegen uns wittern, von bitterfinsteren Absichten der Mächtigen sprechen.

      All die die sich abschotten und so etwas schicken wie:
      “Lb O.grüsse: T.”

      All die, die sagen, dass das alles vollstens himmalaya-artig überzogen sei…

      Schönen Gruß
      Gerhard

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      1. Daran kann man ablesen, wie wenig rational, egozentrisch und eigentlich auch im umfangreicheren Sinne ungebildet viele Menschen durch das Leben gehen.
        Ich lese nur qualitativ hochwertige Nachrichten und blockiere Absender alberner Zuschriften. Jede Kommunikation mit destruktiven Gemütern ist sinnlos, nicht nur im Zusammenhang mit Covid-19.
        Liebe Grüsse!

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  1. Soll ich nun mein Sternchen machen? Die Geschichte ist gut geschrieben und lebendig und auch verständnisvoll für das, was andere machen (Künstler, Sonderlinge). Doch wenn ich mir vorstelle, in einer “Stadt” herumzuwandern, wo ich fast nichts sehe und bewundere als meine eigenen Bilder, aber gar nicht daran denke, wie sich “meine Welt” dabei ausdehnt…, kann ich diesem Gedanken doch nicht folgen.

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  2. Die Rumpelkammer als Refugium und umgekehrt … ja, ich fürchte, das ist das Los vieler Refugien, dass sie irgendwann zu klein werden und sich dann Stück für Stück zu einer Rumpelkammer wandeln. Für mich klingt “Refugium” sehr verlockend, habe ich beim Nachdenken gerade festgestellt, und auch den Sammler, der des Nachts im Museum zwischen seinen Bildern lustwandelt, kann ich sehr gut verstehen …
    Danke dir für die Etüde!
    Liebe Grüße
    Christiane

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