Das Du

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In einem Hotel in Fuerteventura standen der Geschäftsführer und sein Vize E. oft an der Eingangstür zum Restaurant, wenn dieses abends eröffnete.
So wie ich beschaffen bin, sprach ich den freundlichen Vize ab und an an.
Einmal, als E. allein an einem kleinen Tisch im Restaurant saß, ging ich hin und sprach ihn mit “Du” an. Das erregte das Missfallen meiner Frau.

“Du kannst ihn doch nicht mit “Du” ansprechen!!”

Hatte ich tatsächlich was falsch gemacht? Ich war doch sehr verunsichert. Ging nochmals zu E. hin und fragte ihn, ob ihn mein “Du” geärgert hätte.

“Sagen Sie immer Du zu mir, alle Zeit!” sagte er mir auf gutem Deutsch.

Nein, es war so, daß er meine Zugewandheit schätzte, daß ihn meine ungezwungene Art gefiel. All meine Gespräche mit ihm verliefen eh auf einem sehr achtsamen und respektvollem Niveau.

49 thoughts on “Das Du

  1. Ich sehe es ähnlich wie Diana.
    Bei den jüngeren Menschen höre ich sehr selten ein sie.
    Man kann auch als du wundervoll respektvoll miteinander umgehen!
    Ich habe es viele viele Jahre selbst erlebt. In meinem Arbeitsleben.
    Ich hatte sogar den eindruck, dass es unser betriebsklima noch verbessert hat. Scheinbar wollten sich alle dieser Anrede als würdig erweisen.

    Wie oft musste ich das du anbieten, weil die anderen sich nicht trauten und dann strahlten und freuten sie sich darüber *schmunzel*

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  2. Ich gehe mit dem Du auch sehr vorsichtig und respektvoll um und möchte auch nicht von jedem geduzt werden.
    Dein Beispiel allerdings zeigt von vornherein eine positive Grundstimmung und ich kann dich da auch gut verstehen. Ich glaube, du hattest auch ein gutes Fingerspitzengefühl und es hat sich einfach gut so entwickelt.

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  3. Die Geschichte rund um das “Du” mit einem Kinderbild zu illustrieren passt für mich, denn die Kinderwelt ist die, in der einige Jahre das Du vorherrscht. Das Kind lernt, sich mit “Du” angesprochen zu fühlen und hört normalerweise diese Anrede unter Personen am häufigsten, darf Du zum Kinderarzt und zu den Erziehern im Kindergarten sagen.

    Wächst man noch mit der bayerischen Version bzw. der indirekten Duz-Version des verallgemeindernden “ihr” auf, das zu beinahe jedem gesagt werden könnte (Habt’s ihr hier bis 22 Uhr geöffnet? z.B.), wird es noch verwirrender.

    Ich denke, die angesprochene Person achtet bei der Kommunikation mit Nichtmuttersprachlern mehr auf die “Begleitmusik”, auf das Empfinden, wie man behandelt wird, und dann wird ein unangemessenes Du sicher häufiger verziehen.

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    1. Danke Heide!

      Das Kinderbild suchte ich flugs aus. WOHL Naivität sprang mich da an. Das Nichtwissen, was sich gehört. Kinder sind da ja ganz unschuldig.

      Das von Dir erwähnte “Ihr” kenne ich eigentlich nur vom Urlaub. Aber auch wenn man nicht weiß, wieviel Personen ein Haus bewohnen, wird man auch bei uns manchmal mit “ihr” angesprochen. Also auch in Franken.

      In den USA wurde ich mal in einem Restaurant gefragt “Some room for desert?” So kann man auch ein Du/Sie umgehen.

      Die Begleitmusik der Gespräche mit E. war ja zunehmend bunter geworden, da lag das Du für mich irgendwann wohl nahe. Zudem war keine Person ausser uns in der Nähe, um das “unangemessene” Du zu hören. Ich hätte es nicht verwendet, wenn weitere Gäste unmittelbar in der Nähe gewesen wären.

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    2. Ja, auf die”Begleitmusik”kommt es sicher an, so daß man/frau😊dann ein unangemessenens”Du”eher verzeihen kann. Aber auch da muß sie (also weiblich) ihm (also männlich) nicht sofort das “Du” anbieten. Gerade da würde ein respektvoller Abstand zuerst einmal vorzuziehen sein, denke ich.

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        1. Ich denke mal, daß es nicht allein mir so geht. Die Besten schweigen, und das kann ich gut verstehen. Eigentlich müßte es ganz natürlich und normal sein, respektvoll miteinander umzugehen. Ich zweifle auch nicht an, daß der Wunsch auch besteht. Allerdings sollte darin die Frau – ohne Worte – bestimmen und nicht der Mann “vorpreschen”. Das gehört zum Anstand dazu, finde ich.

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  4. sehr schöne szene. ich selbst habe überhaupt kein problem mit dem “du”, eher mit dem distanzierten “Sie”. ginge es nach mir, könnten wir das “Gesieze” hier in deutschland abschaffen. denn respektvoller umgang zeigt sich nicht nur darin, sondern im ganzen gebaren und in all den worten, die man sagt, und wie man sie sagt – und insofern kann man auch per “du” dem anderen mit respekt und höflich begegnen. sieht man ja auch hier ganz gut. 🙂

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        1. Es ist für mich interessant, was für Assoziationen bei den vielen Beitragenden hier aufgekommen sind. Das hatte ich nicht gedacht.
          Ich wollte eigentlich nur mich selbst an diesen schönen Kontakt erinnern. Ein kleines Denkmal setzen.

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      1. Ich sehe es ähnlich wie Diana.
        Bei den jüngeren Menschen höre ich sehr selten ein sie.
        Man kann auch als du wundervoll respektvoll miteinander umgehen!
        Ich habe es viele viele Jahre selbst erlebt. In meinem Arbeitsleben.
        Ich hatte sogar den eindruck, dass es unser betriebsklima noch verbessert hat. Scheinbar wollten sich alle dieser Anrede als würdig erweisen.

        Wie oft musste ich das du anbieten, weil die anderen sich nicht trauten und dann strahlten und freuten sie sich darüber *schmunzel*

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    1. Das verstehe ich gut. Es wurde hier ja zum Thema gemacht. So wurde es daher auch für mich zum Thema. Ich will niemanden kritisieren, wollte nur für mich persönlich aussagen. Das ist nicht unbedingt auf andere übertragbar. Ich gebe zu, daß ich ein paarmal diese feine “Grenze” bereits überschritten habe, weil ich nicht gleich “aus dem Rahmen fallen”wollte. Aber mit “Aufgeblasenheit”hat das, glaube ich , nichts zu tun, sondern nur mit Wahrung eines respektvollen Abstandes, der durch das “Du” nicht automatisch verletzt wird, auch respektvoll bleiben kann. Aber es sollte trotzdem eine freiwillige Entscheidung bleiben und nicht automatisch als selbstverständlich vorausgesetzt werden.

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        1. Ja, das gefällt mir ja auch an ihm, obwohl ich nur aus dieser Beschreibung “kenne”. Diese neue Freundschaft ist doch etwas Schönes. Dazu brauche ich kein Wort zu sagen. Nur wollte ich meinen eigenen Standort umgrenzen.

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  5. generell würde ich keine fremde Person mit “Du” ansprechen , weder im Urlaub, Beruf oder Freizeit völlig unabhängig vom Alter ! Vielleicht bin ich da ein wenig altmodisch aber so ist das halt und ich kann gut damit leben !
    Sollte sich aber eine Bekanntschaft oder sogar eine Freundschaft entwickeln habe ich mit dem “Du” kein Problem , aber auf den ersten Blick sicherlich “Nein ” ! Liegt aber auch in südlichen Länder ein wenig anders. Bin ich Griechenland von einem Autovermieter auch beim ersten Treffen mit Du angesprochen worden. Sicherlich geht man da nicht auf Konfrontation sondern übergeht es einfach höflich !

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  6. Mit Respekt anderen gegenüber aufzutreten gehört zum dem ” sog. guten Ton” mir gefällt das, wie du vorgegangen bist. Und ein guter Service einer Unterkunft wird nicht immer gewährleistet. außerdem kostet ein Lächeln nichts. Allerdings je nach Land und Hotel kann dies unterschiedlich gehandhabt werden.Höflichkeit aber immer angebracht. ,

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    1. Danke Afrikafrau!
      Noch hinzufügen möchte ich:
      Als wir uns verabschiedeten, sagte er in halb gespieltem Entsetzen: Das kann doch nicht sein!!?
      Ich dankte ihm dann nochmal für seine besondere Herzlichkeit, die , so sagte ich auch, ich als nicht selbstverständlich erachtete.

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  7. Magst du was über die Entstehung der Zeichnung sagen? Meine vorläufige Interpretation: wir sind alle kleine Buben und Mädchen mit er schultüte unter dem Arm, aber es gehört sich, einen aufgeblasenen Luftballon-Kopf mit sich herumzutragen, der sich erwachsen darstellt und mit SIE angesprochen werden möchte.
    Interessant, dass dich der Vize in seinem Antwortsatz siezt (“Sagen Sie immer Du zu mir, alle Zeit!”). Da wird der Unterschied zwischen Wirt und Kunde verdeutlicht. Den Wirt – sofern er auch der Kellner ist – darf man in südlichen Ländern nach seinem Namen fragen (immer wird er den Vornamen nennen) und duzen. Ob das auch für Hotelchefs gilt? Wohl eher nicht.

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    1. Diese Zeichnung von mir stammt aus einem Notizbüchlein und ist wohl schon 20 Jahre alt.
      Ich symbolisierte mit ihr den Keim des Erwachsenwerdens im Kinde. Das Kind weiß noch nicht, wie es sein wird. Erwachsener zu werden. Vielleicht denkt es noch garnicht darüber nach?!

      Zu der geschilderten Kommunikation:
      “Sagen Sie immer Du zu mir, alle Zeit!”. drückt sich m.E. sein Respekt mir gegenüber aus.
      E. war Vize, nicht direkt Chef. er war sehr zugänglich, alle Zeit.

      In diesem Hotel begrüsste ich auch einen Barkeeper, indem ich auftstand. Das war mir wichtig als Gast. Ich nutze die Einrichtung hier und bin dem Personal sehr wohlgesonnen und behandele es mit Respekt.

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        1. So wie ich deine Bemerkung zur Zeichnung lese:
          Wir tragen ja alle das Kind in uns. Unlängst merkte ich das bei einer leidvollen Erzählung einer Bekannten wieder…
          Das aufgeblasene (Erwachsenen) ich, das man wie eine Monstranz vor sich herträgt? Das kann durchaus so sein.
          Als mein Bruder starb, sagte eine Expartnerin: “Er wünschte sich immer zu fliegen”. Leicht zu sein also. Stattdessen war das Leben dann bleiernschwer, nichts von Leichtigkeit.

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      1. “Sagen Sie bitte immer Du zu mir! ” das ist ganz phantastisch geantwortet, und ich kann diese achtungsvolle Haltung des Herrn E. nur bewundern. Aber es war seine persönliche freie Entscheidung. Das ist wichtig zu beachten. Er zeigte menschliche Größe, indem er von seiner “Höhe”berabstieg und sein Gegenüber dadurch “erhöhte”.

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        1. Mir war kein Befremden oder Irritation aufgefallen, als ich ihn mit Du ansprach. Meine Frau kannte ja auch nicht alle Interaktionen, die ich vorher schon mit ihm hatte.

          Menschliche Grösse hatte E. ohnehin.

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          1. Der Mann hat vorbildlich gehandelt, hätte aber ebenso irritiert sein können. Die Frau empfand es aber richtiger und feiner, wie es “sich gehört”. Natürlich hat jeder die Freiheit, es anders zu halten, unter Männern. Ist eine Frau dabei, sollte ihr unausgesprochenes Wünschen respektiert werden, jedenfalls was sie selbst betrifft.

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            1. Was ihr wünschen war, konnte ich schwerlich wissen. Mann kann nicht im Vorfeld jeden Handelns mitbedenken, was die Frau an seiner Seite wünscht. Das wäre ein beschneiden von Freiheit, denke ich.

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              1. Was ihr Wünschen war, hat sie deutlich ausgesprochen. So war es also kein Geheimnis mehr, wurde jedoch nicht respektiert. Die Freiheit hat in diesem Falle nicht die Frau erhalten durch den Mann, sondern der Mann hat sich die Freiheit gegenüber der Frau genommen und sie dazu noch öffentlich ins Netz gestellt. Das finde ich nicht vorbildlich gehandelt von dem Mann.

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                1. Nein, zum Verurteilen habe ich kein Recht. Ich dachte nur, mein Kommentar würde zur “Aufklärung” etwas beitragen. Ich wundere mich jetzt aber nur, daß mein Gegenüber weiterhin beim “Du” bleibt , obwohl ich es ihm nicht anbot. Somit wäre ich nun “gezwungen”, es auch zu verwenden? Ich habe mich allerdings dafür entschlossen zu sagen: “Sie dürfen mich ruhig “Du” nennen”. Allerdings, das klingt jetzt hochnäsig. Bin ich das aber, nur weil ich einen “Grundsatz” habe, für mich selbst?

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                2. “Sie dürfen mich auch weiterhin Du nennen, das steht Ihnen frei.” Ich weiß, das klingt auch komisch. Aber ich sage jetzt weiter nichts. Ich suche ja nicht Bekanntschaften und keinen Austausch. Ich würde mich nur freuen, wenn das, was ich schreibe, auch beachtet würde. Sonst haben alle “links” für mich keinen Wert.

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  8. Wie sich E., der Vize, verhalten hat, ist wunderbar und zeigt ihn in seiner menschlichen Größe. Das war sein freier Entschluß, seine Großzügigkeit, darauf einzugehen. Das “Du” einfach so zu verwenden, halte ich an sich nicht für richtig. Da würde ich Ihrer Frau zustimmen. Das “Du” darf niemals erwartet oder als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Es bleibt eine persönliche Gewissensentscheidung.

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      1. Danke, daß meine Meinung akzeptiert und respektiert wird. Ich glaube, daß einige mir zustimmen werden. Denn manch einer fühlt sich einfach “überrollt” mit dem “Du-Sagen”, und ich glaube, wir sollten auch andere Meinungen respektieren und nicht etwas voraussetzen, was zwar neuerdings weitverbreitet, aber eigentlich nicht selbstverständlich ist.

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