Nöte eines Lesers

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Ich nehme wieder an Christianes Schreibprojekt abc.etüden teil.
Diesmal gibt es die Extra-Etüden: Es geht darum, 5 von 6 gesetzten Worten in max. 500 Wörtern einzubringen.
Dieses Mal sind es :

Nieselregen, weich, irren
Café, 
verdorben, beißen.

Eine betont ganz kurze Story:

*

Dieses Café ist sein liebstes.
Bei Nieselregen sitzt er wohlig und weich in einem der ausladenden, dicken, alten Sessel, möglichst am Fenster zur Tulpenstrasse, wo meist um halbfünf die Zahnarzthelferin Eva vorbeikommt, und blättert in einem seiner mitgebrachten Bücher.

Mindestens drei führt er immer in einer Aktentasche mit sich. Eines davon ist immer ein betont schwieriges, in das er sich regelrecht verbeißen muß und das ausgerechnet immer im Getümmel des Cafés, aber er liebt ja die Herausforderung.

Gerade liest er wieder und wieder so einen schwer verständlichen Satz, da schreckt ihn die Bedienung auf, möchte wegen Schichtwechsel kassieren. DAS hat ihm aber jetzt mächtig die Laune verdorben! Gerade jetzt, an diesem Punkt, musste sie kommen, wieso nicht vor 10 Minuten, da war er eine Seite davor, in der alles klar und einsichtig war.

Und er ging missmutig und grantig nachhause, würde aber am nächsten Tag einen erneuten Anlauf machen und wiederkehren. Schon allein wegen Eva.

*

 

 

 

19 thoughts on “Nöte eines Lesers

  1. Bei anderen lese ich gerne Minimalistisches, selber bin ich dazu nicht in der Lage. – Liest sich trotz aller Kürze sehr angenehm, deine Etüde.

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  2. Na, er hätte ja auch bezahlen und weiterlesen können, war ja nur Schichtwechsel, scheint mir ein leicht erregbares Gemüt zu haben, der Herr 🙂
    herzliche Grüße
    Ulli

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  3. Das scheint mir jetzt ein Sport zu werden, sich ganz knapp und präzise auszudrücken, und nur ganz kurze Stimmungsbilder zu umreißen. Du also auch eine Miniatur; schön geworden, freut mich!
    Liebe Grüße
    Christiane, bisschen verspätet

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