Im Stadttheater Würzburg lief gestern Abend “Woyzeck” von Büchner. Ein gut inszeniertes Stück.
Ich hatte ja Kinskis “Woyzeck” noch etwas im Ohr, diese ewige Geschichte des geplagten Individuums. Ein Individuum, das rangniedrig, deswegen einiges zu erdulden hat und daran zerbricht.
Die saddistische Ader in uns, dieses Gefallen daran, Leute, die sozial tiefer stehen, auszunutzen, auf sie herabzusehen und sich ihr Leid zunutze zu machen, ist so universal wie sonst etwas.
Von Primaten wissen wir von den Rangordnung der Tiere und wie Frustrationen, erlitten durch die höher stehenden Tiere, an die niederen abgeleitet werden, die sich wiederum Individuen aussuchen, an denen sie ihre Frustration auslassen können.
Gegen diese Impulse können wir nichts, doch haben wir einen Intellekt, der uns aufzeigen kann, wie mit diesen Impulsen umzugehen wäre. Näher hinschauen, reflektieren…anders kann es nicht gehen. Wenn es denn geht.
Das ist wirklich ein zeitloses Stück!
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Im nordamerikanischen Raum würde man einen solchen Menschen als einen Bully bezeichnen. Er sucht sich Menschen aus, die hilflos sind und sich nicht wehren können. Er aber ist selbst unsicher und feige. Bietet man ihm mutig die Stirn, dann zieht er seinen Schwanz ein und lässt oft von seinem grausamen Verhalten ab. Auch ich stimme Gerda zu, für die Überwindung solcher Tendenzen ist Herzenskraft unbedingt erforderlich.
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…aber nicht nur!
Danke Peter!
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Der Hauptmann in dem Stück “Woyzeck” war solch ein aufgeblassener Typ, gleich von Anfang an selbstverliebt und von seiner eigenen Größe beseelt. Im Laufe des Stücks wurde er blasser, wohl weil der Betrug ihm selbst spürbar wurde: Er selbst war ja auch ein Getriebener wie die armselige Kreatur Woyzeck. Das einzige, was ihn unterschied, waren Privilegien.
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unglaublich wichtig, was du hier sagst. sich dieser seltsamen instinkte/ impulse nennst du es/ bewusst sein, um diesen mit dem intellekt zu begegnen bzw entgegen zu wirken.
woyzeck … wird wohl auch in gewisser weise nie an aktualität verlieren!
liebe grüße zu dir 🙂
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An Aktualität wird das nie verlieren.
Ich hatte ja Sapolsky gelesen, der meinte das Näher-hinschauen und das Kennen der eigenen manchmal schlicht biologisch bedingten Vor-Urteile als wichtig.
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Ob der Intellekt, dieser kalte Kalkulierer, hilft? Nicht doch eher die warme Herzenskraft? Woyzek von Büchner (und dann auch Wozzek von Alban Berg) gehören zu den wichtigsten Impulsen in meiner Jugend. Da ich in der absoluten Provinz lebte, kannte ich das Drama allerdings nur durch Lesen. Alban Bergs Werk war eine der ersten Schallplatten,die ich mir als Studentin besorgte.
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du hast recht, gerda, die herzenskraft ist unbedingt auch erforderlich. gepaart mit dem intellekt. alban bergs wozzek begegnete mir auch in der jugend. auch das: beeindruckend!
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Herzenskraft kann aussetzen, gerade wenn man sich bedroht fühlt – meine ich.
Wo war die Herzenskraft beim Milgram-Experiment? Das waren doch sicherlich alles “normale” Leute, die aber durch Autoritäten gelenkt und beinflusst, den Schalter munter betätigten.
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Der Kopf hilft die inneren Ränke zu verstehen. Das Herz kommt dazu, um sie zu überwinden.. 🙂
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