on a personal note

Heute war mein letzter Arbeitstag.

Vor 4 bis 5 Jahren hatte ich diesen Abgang mit 63 Jahren und 8 Monaten sehr angestrebt, nun ist er – tatsächlich – vollzogen.

Schon im Januar begann das Jahr zu laufen, fast wie ein “landslide” bewegte es sich auf den Kulminationspunkt zu!

In den letzten paar Wochen und Tagen wurde alles langsamer.
Irrationale Ängste stellten sich ein, mir durchaus bekannt so, nichts Neues.

Das Ganze begann sich allmählich anzufühlen wie ein Umzug auf einen anderen Kontinent (obwohl ich so etwas in realita niemals erlebte).
Von Vorfreude kaum eine Spur. Eher Belastung.

Ich lasse viele gute Kontakte hinter mir. Den Ort, an dem ich arbeitete.

Das Geregelte war auch durchaus ein Plus, ich musste mich immer strecken, um meine ausserberuflichen Bedürfnisse zeitlich unterzubringen – und schaffte es meist – und zu meiner vollen Zufriedenheit.

Nun weiß ich nicht, was kommt.

(Teil 2 folgt)

 

33 thoughts on “on a personal note

  1. Lieber Gerhard,
    gewiß ist das Ende der Berufstätigkeit eine Schwelle in andere Daseinsbedingungen.
    Ich bin 10 Jahre jünger als Du und habe eine längere Phase der Arbeitslosigkeit hinter mir. Da ich ein sehr strukturiertes Wesen bin, fällt es mir leicht, meinen Alltag selbst zu bestimmen. Abgesehen von den finanziellen Existenzängsten, die mich in der Arbeitslosigkeit plagten (ganz zu schweigen von den arbeitsamtlichen ALBERNHEITEN und Zumutungen sowie meinen sattsamen Erfahrungen im einzelhändlerischen Niedriglohnsektor) ist es mir sehr gut gelungen, meinen ZEITWOHLSTAND wertzuschätzen und sinnvoll zu nutzen.

    Meine Webseite ist z.B. dadurch entstanden, daß ich für die Buchbesprechungen, die ich ursprünglich aus reiner Freude am Formulieren und Bücherempfehlen und zur “Aufwertung” meiner Bewerbungen geschrieben hatte, ein Blog eingerichtet habe. Das hat außerdem den Vorteil für mich, daß ich nun bei den Verlagen kostenlose Rezensionsexemplare anfordern kann und nicht mehr auf die milden Gaben von Leseexemplaren befreundeter Buchhändler angewiesen bin.

    Wenn ich in der Zeit der Arbeitslosigkeit gefragt wurde, was ich denn so täte und machte, antwortete ich stets lächelnd, ich befände mich im Zustand des ZEITWOHLSTANDES, und alleine diese Formulierung machte aus der Arbeitslosigkeit etwas konstruktives und es löste bei den Fragern ein gänzlich anderes Echo aus.

    Der ZEITWOHLSTAND bietet außerdem endlich RAUM, gründlich aufzuräumen, sich von überholten Dingen zu trennen, Sachen auszusortieren und weiterzugeben. Ich habe haufenweise Bücher, Fotos, angestaubte Korrespondenz, Kleidung, überflüssigen Hausrat und Kram aus meinem Lebensraum entfernt – das macht WESENTLICHER, KLARER und LEICHTER.

    Außerdem erlaubt der ZEITWOHLSTAND, Dinge langsamer zu tun, tiefer zu betrachten, mehr zu reflektieren, genauer hinzuspüren …

    Gleichwohl braucht auch das Abschiednehmen vom vertrauten beruflichen Umfeld – vorallem wenn es durchaus positiv und zwischenmenschlich bereichernd war – seine Zeit. Gib Dir diese Zeit und vertraue auf die Sonnenseiten des Zeitwohlstands. 🙂

    Beschwingte Grüße
    Ulrike von Leselebenszeichen

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  2. Hallo kopfundgestalt!
    Ich bin neu auf deinem Blog und habe direkt diesen Artikel angeklickt, weil ich viele “ältere” – nimms nicht persönlich, ich bin erst 21 😉 – Leute kenne, die in ihrer Rente erst einmal nichts mit sich anzufangen wissen. Da ich gerade studiere, weiß ich, wie es ist, wenn man pllötzlich viel Zeit totzuschlagen hat und in einem anderen Umfeld auf sich allein gestellt ist. Aber was ich mittlerweile auch gelernt habe: Totgeschlagene Zeit ist tote Zeit. Man muss also etwas tun, was einem Freude macht, ich z.B. lese gerade wieder viele Bücher, (be)male und gestalte mein kärgliches Zimmerchen, und genau solche Aktivitäten, die bilden oder handwerklich beschäftigen, sind meiner Meinung nach gute Hobbies in einer Zeit, in der man sich erst mal aufs Alleinsein und Mitsichselbstklarkommen einstellen muss. Auch ehrenamtliche Tätigkeiten helfen vielen Rentnern aus meinem Umfeld, mit andern ins Gespräch zu kommen und einen Wochenrhythmus, der nicht vom “Arbeitszwang” geprägt ist, zu etablieren.
    Ich wünsche daher viel Spaß in der Rente und du offenbar ohnehin schon weißt: das Internet ist voller Möglichkeiten, man muss nur die richtigen finden. Kontankt zu alten Freunden hält man, wenn nicht mehr auf der Arbeit, dann zur Not auf facebook, whatsapp, oder aber sie können deinen Blog lesen.
    Viele liebe Grüße und Kraft zur Selbstaufraffung sendet die kolumnalpolitik 🙂

    PS: Klammern um die Punkte entfernen, Link in Browser, anhören, besser fühlen: https://www(.)youtube(.)com/watch?v=QvMQWte5pik

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    1. Aus deinem PS werde ich nicht schlau 😦

      Aber was Du zuvor angeführt hast, betrifft ganz elementare menschliche Bedingungen:
      Lebenssinn, Strukturen, Aufgaben schaffen.
      Hobbies gibt es bei mir zuhauf, die habe ich zuletzt sogar werweitert. Ich kenne Altersgenossen, die in ehrenamtliche Tätigkeiten eher reingerutscht sind, die sie nun zwar fordern und auch einschränken, aber offenbar auch nötige Struktur schaffen für ein gelingendes Leben.

      Mit deinen 21 bist Du im übrigen auch in keiner anderen Lage wie ich mit 63. Vieles ist noch deckungsgleich: Man möchte jung sein und agil, teilhaben, verstehen lernen und dergleichen.
      Zwar beginnt demnächst die Haut zu runzeln, doch sind das eher sekundäre Phänomene.

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      1. Ist der Song Getting Better von den Beatles. “It’s getting better all the time!”

        Freut mich, dass du allerlei Hobbies hast. Auch ich bin in ehrenamtliche Tätigkeiten bis hin zu “ehrenamtlichen Verantwortungspositionen”, Führungspositionen möchte ich sie mal nicht nennen, immer so reingerutscht; es war bisher immer anstrengend und immer super 🙂

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  3. Hallo Gerhard, dass du solche Zukunftsängste hast, hätte ich dir gar nicht zugetraut. Aber ok, jeder Mensch ist anders. Viele wissen nach ihrem Berufsleben nichts mit sich anzufangen, wenn sie keine anderen Hobbys haben. Vielleicht ist fotografieren und basteln für dich nicht genügend. Dann such dir etwas, was dir richtig Spaß macht und das du vielleicht schon immer mal machen wolltest.

    Bei mir ist es der Sport. Ich konnte mich endlich voll und ganz auf meine Ziele konzentrieren. Die beruflichen Kontakte werden naturgemäß immer weniger. Am Anfang trifft man sich noch öfter, aber das wird weniger. Die Interessen driften ganz einfach auseinander.
    Ich wünsche dir, dass du die Kurve kriegst. Alles Gute, du schaffst das schon.
    LG Robert

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    1. Ja, jeder Mensch ist anders.
      Ich empfinde deine persönliche Ausrichtung auf den Sport als sehr gelungen.
      Bei mir ist Schach, Kunst, Fotografie und Lesen wichtig und schon sehr im Einsatz für gutes Gelingen!
      LG Gerhard

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  4. Es ist ein völlig neuer Lebensabschnitt, daher wird er Zeit brauchen. Erwarte nur nicht zu viel von Dir und lass Dir Zeit – hab Geduld mit Dir selbst.
    Bei Anna-Lena hat es auch gedauert, wie ich las.
    Ich brauchte damals ein Jahr, bis ich verstehen konnte, dass ich nicht mehr meinen erlernten Beruf ausüben kann.
    Da hatte ich sogar noch Hoffnung, zurückkehren zu können.
    Als nach drei Jahren klar war: Ich werde nie wieder in diesem Beruf tätig sein, stellte ich mich auf die neue Situation ein und strukturierte meine Tage anders.
    Was ich persönlich absolut wichtig finde, ist die Struktur. Das vermeidet, sich nicht selbst zu verlieren und gewisse Handlungen in den Tag einzubauen. Es macht auch stark und vermittelt einem selbst das Gefühl, noch gut im Leben zu stehen (nicht “abgeschrieben” zu sein).

    Alles Liebe für Dich in dieser neuen Zeit.

    Herzliche Grüße
    Sylvia

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    1. Gute Gedanken!
      Das “Zuviel erwarten” habe ich mir schon etwas abgeschliffen.
      Im Moment bin ich etwas geplagt mit Irrationalem und sogar Schuldgefühlen.
      Struktur ist unerlässlich und kann in meinem Fall gar nicht anders sein, es sei denn eine große Depression käme vorbei. Dann wäre alles anders! Aber sehen kann ich sie nicht.
      Liebe Grüße!

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  5. Lieber Gerhard, ich ließ mich mit 57 “frühverrenten”, das war in Griechenland möglich, mit reduzierten Bezügen, versteht sich. Danach: Euphorie, Leere, meine Energie ergoss sich ungebremst in alle Richtungen, ich hatte nie Zeit und machte einen Haufen Dinge ohne Sinn und Verstand, um wirklich nie Zeit zu haben. Horror vacui! Erst langsam fand ich mich zurecht. Genau genommen baute ich mir eine neue Berufstätigkeit auf, sogar auf zwei Schienen – Coaching und Kunst -, machte Fortbildungen und erwarb mir einen neuen Bekanntenkreis. Der alte Kreis, in dem ich fast 20 Jahre tätig war, schrumpfte und fiel von mir ab. Nur sehr wenige Kontakte habe ich mir erhalten.
    Einen ähnlichen Einschnitt hatte ich schon einmal mit 38, als ich nach Athen umsiedelte: nachdem meine Lehraufträge an der Frankfurter Uni ausliefen, verloren sich auch meine Kontakte der damaligen Jahre.
    Ich wünsche dir, dass du angstfrei und besonnen in den Zeitabschnitt, der vor dir liegt, schaust. die innere Ruhe und Freude kommt, aber sie braucht ihre Zeit!

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    1. Ja es kommen merkwürdige Gefühle auf, wie du jetzt auch bestätigst. Mir kam gestern in den Sinn, dass man von Strafgefangenen berichtete, die mit der Freiheit nicht zurecht kamen. So etwas ist nachvollziehbar.
      Danke dir!

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  6. oh, da wünsch ich dir alles gute und dass du die zeit bald genießen kannst!
    ich glaube, veränderungen rufen oftmals erstmal ein unbehagen hervor, weil man einfach nicht weiß, was auf einen zukommt, wie es sein wird… aber du wirst dich bestimmt daran gewöhnen und bald deine zeit mit neuem ausfüllen! (und wenn ich mir deinen blog so ansehe, dann gibt es da offenbar genug 🙂 )
    liebe grüße,
    diana

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    1. Übers “Gewöhnen” kann mir vielleicht auch mein Bruder Auskunft geben, der ist nämlich schon 8 Jahre zuhause 🙂
      Es wird auch ein neues Eingewöhnen mit der Partnerin werden, das ist sicher! Sie hat da sicher auch Ängste!

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  7. Ich könnte gleich tauschen! 😉 Neuer Lebensabschnitt, klar da sind auch Ängste dabei. Aber bei jemandem, der so kreativ ist, bei dem habe ich eigentlich nie so richtig Bedenken, auch wenn ich Dich gar nicht kenne. Ich kann mir das Gefühl so vorstellen, wie nach einer harten Phase Arbeit oder wenn man sehr lange im Urlaub war. Dann ist da auch erstmal dieser Prozess des Ankommens, eine gewisse Leere. Aber dann kommt was Neues! Alles Gute dafür!

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  8. Ein bedeutsamer Schritt, den du nun machst, Gerhard. Ich wünsche die gutes Gelingen.
    Aus meiner Erfahrung kann ich nur Positives dazu sagen.
    Die Zeit ist auch nach der Erwerbsphase voller Leben und Abwechslung.
    Lieben Gruss,
    Brigitte

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  9. Meinen Glückwunsch zu diesem wichtigen Ereignis!
    Deine Ängste kann ich gut nachvollziehen, ich habe sie auch durch. Ich bin seit August 2016 zuhause und komme langsam da an, wo ich hinwollte.
    Du wirst es schätzen lernen, deine Zeit nun für dich zu planen und zu gestalten.
    Um die Kontakte, die man hinter sich lässt, muss man sich bemühen und sie spiegeln ein Bild dessen, was man selbst hinter sich hat. Bei meinen mir wichtigen Kontakte muss ich immer auf Ferien hoffen, ansonsten bleibt kaum Zeit, aber ich kenne das aus meiner beruflichen Zeit.

    Lass dir Zeit und taste dich heran an das, was kommt. Du wirst es genießen lernen! 🙂

    Liebe Grüße!

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  10. Alles Gute, Gerhard, zu diesem Schritt. Ich kann nachvollziehen, dass man umso mehr ins Grübeln kommt je näher der Tag rückt (auch wenn es bei mir noch ein wenig hin ist). Aber ich schätze Dich trotz der kurzen Blogbekanntschaft so ein, dass Du kaum Schwierigkeiten haben wirst, die Stunden eines Tages auszufüllen: Keramik (!!!), Foto, Natur, Lesen…. Vermutlich ist es ein psychologisches “Ding”… ich wünsch Dir viel Spaß bei dem was kommt… schöne Grüße aus Hellas. Birgit

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      1. Kalimera, Gerda… ja, ich bin auf Rhodos. Wir haben hier Freunde überrascht. Die Insel ist für meinen Geschmack zu touristisch, hat aber zum Glück auch ruhigere Ecken, vor allem jetzt in der Nachsaison. Noch zwei Tage, dann geht’s zurück. Liebe Grüße in die Mani.

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